Das Kommando
über die fehlgeschlagene Geiselbefreiung auf den Philippinen in vollem Umfang unterrichtet sind.«
»Ja«, antwortete der Präsident verdrossen. »Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass ich darüber alles andere als glücklich bin.«
»Ich erlaube mir den Hinweis«, meldete sich die Büroleiterin zu Wort, »dass mir die ganze Operation von Anfang an unbedacht erschien.«
Ohne auf sie zu achten, hob Kennedy einen der beiden roten Aktendeckel. »Ich glaube, ich kann erklären, warum die Sache fehlgeschlagen ist, Sir.«
Neugierig legte der Präsident die Unterarme vor sich auf den Tisch und sagte: »Ich bin ganz Ohr.«
»Diese Akte…« – Kennedy hob die linke Hand – »… enthält eine Liste abgefangener E-Mails und mitgeschnittener Telefonate. Sie werden sich erinnern, dass wir vor Beginn der Rettungsoperation beschlossen hatten, unsere Botschaft auf den Philippinen aus Sicherheitsgründen erst zu informieren, wenn die Rettungsmannschaften und die Geiseln das Land verlassen haben und in Sicherheit sind.«
Jones, die inzwischen einen Schluck Kaffee getrunken hatte, schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe darauf hingewiesen, dass das kein guter Einfall war. Die Folgen dieser üblen Geschichte werden wir noch eine ganze Weile ausbaden müssen. Die Medienvertreter werden von Stunde zu Stunde aufdringlicher. Im Pressebüro sind heute Morgen bereits drei Anrufe eingegangen, die Regierung der Philippinen verlangt Erklärungen, und die Leute in unserem eigenen Außenministerium schäumen vor Wut.«
Der Präsident beschloss, vorerst nicht auf Jones zu achten, und sah Kennedy unverwandt an. »Ich erinnere mich, dass die Sache heftig umstritten war.«
Ohne den Blick zu heben, knurrte General Flood:
»Aber Sie haben unmissverständlich gesagt, Sir, dass unsere Botschaft nicht informiert werden sollte.«
Der Ton, in dem er das sagte, brachte den Präsidenten ein wenig aus der Fassung. Der Mann schien ungewöhnlich schlecht gelaunt, was seinem sonstigen Wesen in keiner Weise entsprach.
»Sir«, sagte Kennedy, während sie den Aktendeckel öffnete und dem Präsidenten das erste Blatt reichte , »das hier ist der Wortlaut einer von Ministerialdirektorin Amanda Petry an Botschafter Cox geschickten E- Mail. Darin nennt sie ganz offen Tag und Stunde für den Beginn der Operation.« Sie sah den Präsidenten erneut an und reichte ihm ein weiteres Blatt. »Und das ist Botschafter Cox’ Antwort. Er bittet darin um weitere Angaben. Hier haben Sie Amanda Petrys Erwiderung mit genauen Einzelheiten über den geplanten Ablauf der Rettungsaktion.« Sie gab ihm das dritte Blatt.
Schweigend überflog der Präsident die Dokumente. Während er erfasste, was geschehen war, und sich ihm eine Ahnung davon auftat, auf welch verschlungenen und gefährlichen Weg ihn das Ganze führen konnte, verfinsterten sich seine Züge allmählich.
Jones, zu deren herausragenden Tugenden Geduld nicht zählte, stand auf, sah dem Präsidenten über die Schulter und überflog ebenfalls die Dokumente, um zu verstehen, worauf Kennedy hinauswollte.
Hayes schob sich die Lesebrille auf die Nasenspitze und sah dann die Direktorin der CIA an. »Das ist eine üble Angelegenheit.«
Bevor sie antworten konnte, mischte sich Jones ein.
»Haben Sie den Verstand verloren?«, fuhr sie Kennedy an. »Im Außenministerium wird man toben, wenn man das erfährt. Beatrice Berg ist dort eine lebende Legende …« Damit meinte sie die kürzlich im Amt bestätigte Außenministerin. Diese möglicherweise am höchsten geachtete Persönlichkeit in Washington befand sich gegenwärtig mit einer Delegation in Griechenland, um dafür zu sorgen, dass die Friedensgespräche im Nahen Osten wieder in Gang kamen.
Mit einem Nicken sagte Kennedy: »Valerie, keiner von uns ist glücklich darüber.«
»Ich meine nicht die Operation«, sagte Jones eisig , »sondern dass Sie das Außenministerium ausspionieren. Sie können doch nicht hergehen und E-Mails unserer eigenen Ministerien abfangen. Sind Sie noch bei Trost?« Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse, während sie überlegte, wie groß der Schaden wäre, wenn die Sache an die Presse käme.
»Es ist für die Nationale Sicherheitsbehörde Routine, Miss Jones«, teilte ihr General Flood ungnädig mit , »den Schriftverkehr der Botschaften zu überwachen. Ganz davon abgesehen, dürfte speziell das Außenministerium kein Recht haben, sich über irgendetwas zu beklagen.«
»Mir gefällt die Sache ebenso wenig wie Ihnen«, gab sie
Weitere Kostenlose Bücher