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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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angenehme Flitterwochen.«
    »Ja, danke, Sir.«
    »Gut.« Dann wandte er sich Kennedy zu und sagte in geschäftsmäßigem Ton: »Ich habe das Gefühl, dass Sie mir nichts Gutes zu sagen haben.«
    »So ist es, Sir.«
    Bevor sie in die Einzelheiten gehen konnte, öffnete sich die Tür zur Linken, und die Büroleiterin des Präsidenten kam herein. In einer Hand hatte sie eine große Tasse Kaffee und in der anderen ein Mobiltelefon und einen Aktenstapel. »Tut mir Leid, dass ich mich verspätet habe.«
    Rapp beugte sich vor und warf seiner Vorgesetzten einen fragenden Blick zu. Dabei formte er mit den Lippen die Worte: »Was, zum Teufel, will die hier ?«
    Kennedy machte eine beschwichtigende Handbewegung und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Präsidenten zu.
    Ihre gelassene Haltung beruhigte Rapp in keiner Weise. Er hielt Valerie Jones für unausstehlich und penetrant. Wäre sie ein Mann gewesen, hätte er sie als Scheißkerl bezeichnet, aber da sie in einem Rock zur Arbeit kam, war sie einfach ein Miststück. Rapp konnte sich nicht erinnern, mit ihr je ausgekommen zu sein. Sobald sich eine Krise abzeichnete, kam von ihr unweigerlich als Erstes die Frage, wie das die Wählermeinung beeinflussen würde. Es machte Rapp verrückt, mit anzusehen, wie alles und jedes unter diesem Gesichtspunkt analysiert und an Lösungen so lange herumgepfuscht wurde, bis nichts mehr von ihnen übrig blieb.
    Wenn man ihn mit ihr in einem Raum zusammenbrachte, war das ungefähr wie ein chemisches Experiment, bei dem man im vollen Bewusstsein dessen, dass man anschließend die Scherben einsammeln muss, Substanzen in ein Reagenzglas gießt, die mit Sicherheit eine Explosion auslösen. Jones’ bloße Anwesenheit bewirkte, dass Rapps Stimmung von Verbitterung in Mordlust umschlug.
    Es konnte nicht lange dauern, bis es zwischen ihnen zum Knall kam, und genau darauf spekulierte Kennedy. Damit die Dinge so liefen, wie sie es sich erhoffte, musste jeder seine Rolle spielen. Sie glaubte sicher sein zu dürfen, auf wessen Seite sich der Präsident letzten Endes stellen würde. Ihr einstiger Vorgesetzter Thomas Stansfield, der ihr ein glänzender Lehrmeister gewesen war, hatte sie gern und häufig daran erinnert, dass es in ihrem Beruf um geheimes Wissen ging. Es genüge aber nicht, dieses Wissen zu sammeln, man müsse es auch für sich behalten können.
    Je weniger man redete, desto wahrscheinlicher erfuhr man Geheimnisse, statt selbst welche auszuplaudern – das, hatte er erklärt, sage einem schon der gesunde Menschenverstand. Er hatte sie auch darauf hingewiesen, dass sich in vielen Fällen entscheidet, was bei einer Besprechung herauskommt, bevor auch nur ein einziges Wort gesagt worden ist – einfach dadurch, wer daran teilnimmt. An diese Mahnung hatte Kennedy gedacht, als sie Valerie Jones mit dazugebeten hatte.
    Wenn die Sache es verlangte, war die Büroleiterin des Präsidenten durchaus imstande, sich zurückzuhalten. So trat sie bei Besuchen auswärtiger Staatsoberhäupter im Weißen Haus weniger forsch auf als sonst – allerdings war das auch schon alles. Sie war von zwanghafter Arbeitssucht besessen. Die Politik war das Ein und Alles dieser Frau. Weil sie davon durchdrungen war und für nichts anderes lebte, wollte sie an jeder Entscheidung beteiligt werden, wusste sie doch, dass in dieser Arena alles, was mit dem Präsidenten in Verbindung gebracht wurde, letzten Endes auf die eine oder andere Weise seine Aussichten auf eine Wiederwahl und damit auch ihr persönliches Schicksal beeinflusste.
    Jetzt schob sie eine kleine Eisenhower-Büste beiseite und legte die Akten auf die Kante des Schreibtischs. Weder Rapp noch General Flood erhoben sich, um ihr einen Stuhl zu holen. Beiden war klar, dass sich eine solche Handlungsweise in der von politischer Korrektheit bestimmten Welt der amerikanischen Hauptstadt falsch auslegen ließ und sie Gefahr liefen, dafür an den Pranger gestellt zu werden. Ganz davon abgesehen hatte keiner der beiden für die Frau so viel übrig, dass es ihm der Mühe wert erschienen wäre, ihr zu Gefallen zu sein.
    Als sie sich gesetzt hatte, sagte der Präsident mit einem Blick auf Kennedy: »Schießen Sie los.«
    Wie schon allzu oft in jüngster Zeit war die Direktorin der CIA die Überbringerin einer schlechten Nachricht. Dennoch neigte sie, beherrscht wie immer, den Kopf ein wenig und schob sich eine Strähne ihres schulterlangen braunen Haars hinters Ohr. »Mr. President, General Flood hat mir gesagt, dass Sie

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