Das Kommando
Andersons in Sicherheit sind.« Flood zuckte die Achseln. »Wir haben ihnen nichts davon gesagt, weil wir ihnen nicht über den Weg trauen. Solange wir sie nicht um Erlaubnis bitten, können sie auch nicht Nein sagen.«
Die Büroleiterin verdrehte die Augen. »Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie die Streitkräfte der Vereinigten Staaten reagierten, wenn eine ausländische Macht ohne unsere Erlaubnis eine militärische Operation auf amerikanischem Boden durchführte.«
Rapp schob sich so weit vor, als wolle er jeden Augenblick von seinem Stuhl aufspringen, und sah Jones aufgebracht an. »Dazu gäbe es keinen Grund, denn wir würden nie zulassen, dass Terroristen auf unserem Gebiet Ausländer entführen. Bevor Sie Zeit hätten, Umfragedaten zu sammeln, hätten wir die Tür schon eingetreten und die Sache geregelt.«
Jones stand auf und verschränkte herausfordernd die Arme. »Mr. Rapp, wir alle wissen, dass Sie dazu neigen, Probleme unter Zuhilfenahme von Gewalt zu lösen. Darf ich Sie fragen, wohin uns das gebracht hat?« Ohne ihm Gelegenheit zu einer Antwort zu geben, fuhr sie fort: »Die Zahl unserer Verbündeten nimmt ab. Diese kleinen Operationen, die Ihnen so gefallen, haben uns einige unserer stärksten Unterstützer gekostet. Nicht nur die Filipinos werden die Sache nach Kräften ausschlachten, auch in unserem Außenministerium wird man toben, weil wir es ausspioniert haben und ihm keine Gelegenheit geben, seine Arbeit zu tun. Außerdem dürfen Sie sich darauf verlassen…« – wütend wies sie auf Rapp – »… dass der Kongress eine Untersuchung anordnen wird, um zu ermitteln, welchem verrückten Gehirn dieser Plan entsprungen ist.«
Das Blut schoss Rapp ins Gesicht, was wegen seiner Bräune zum Glück niemandem auffiel. Er sprang auf, sodass er ihr Auge in Auge gegenüberstand. Es kostete ihn seine ganze Selbstbeherrschung, um einigermaßen gefasst zu erwidern: »Valerie, Ihr politischer Instinkt in allen Ehren, aber hinsichtlich der nationalen Sicherheit haben Sie nicht die geringste Ahnung. Ihre Ideen sind gefährlich, Ihre Logik ist fragwürdig, und alles, was Sie heute hier gesagt haben, entbehrt jeder moralischen Grundlage.«
»Ausgerechnet Sie sprechen von moralischen Grundlagen?«, fragte sie geringschätzig. »Wollen Sie mir etwa Vorträge über Moral halten?«
Es war klar, was sie meinte. Rapp hatte getötet und damit ihrer Ansicht nach jedes Recht verwirkt, über andere zu urteilen. Ohne sich durch ihre Herablassung aus dem Konzept bringen zu lassen, fuhr er fort: »Halten Sie sich doch einmal die Tatsachen vor Augen. Eine weithin bekannte Terroristengruppe – ihrer eigenen Aussage nach ein erbitterter Feind der Vereinigten Staaten – hat eine amerikanische Familie entführt, die auf den Philippinen Urlaub machte. Mittlerweile wissen wir, dass sich der mit ihrer Befreiung beauftragte philippinische General von eben den Terroristen bestechen lässt, bei denen sich diese Bürger unseres Landes in Geiselhaft befinden. Wir wissen, dass man entschieden hatte, sie mithilfe von Spezialeinheiten der Vereinigten Staaten zu befreien. Diese Entscheidung, die in jeder Hinsicht unseren Rechtsnormen entsprach, hat kein Geringerer als der Oberkommandierende getroffen.« Rapp wies auf den Präsidenten. »Im Zusammenhang mit diesem Unternehmen war angeordnet worden, dass weder unsere Botschaft auf den Philippinen noch die dortige Regierung Kenntnis von der Rettungsoperation erhalten sollte. Zwei hochrangige Beamte des Außenministeriums haben diese Anweisung vorsätzlich missachtet, und das Ergebnis davon war, dass vor zwei Tagen eine Gruppe von SEAL-Einsatzkräften in einen Hinterhalt geraten ist.«
Mit nach wie vor herausfordernd vor der Brust gekreuzten Armen fragte Jones: »Sind Sie endlich fertig?« Rapp nahm sich mit aller Kraft zusammen, um sie nicht zu ohrfeigen. Mit großem Nachdruck sagte er:
»Bin ich nicht. Heute Morgen, während Sie über Ihr Handy geplappert haben und sich Ihren dreifachen Mokka Frappuccino geholt haben oder was auch immer Sie trinken, ist in San Diego ein Transportflugzeug gelandet. Wissen Sie, was es an Bord hatte?«
Jones sah Rapp mit unverhohlenem Hass an. In diesem Ton hatte noch niemand mit ihr gesprochen, nicht einmal der Präsident.
»Nein.«
»Zwei von einer amerikanischen Flagge bedeckte Särge, Valerie.« Rapp hob zwei Finger. »Kinder, Ehefrauen und Großeltern haben am Flugplatz gewartet. Von einem Tag auf den anderen ist das Leben dieser Menschen aus den
Weitere Kostenlose Bücher