Das Kommando
ein wenig trotzig zurück, »aber mit Sicherheit hat das Außenministerium etwas dagegen, von der CIA, der Nationalen Sicherheitsbehörde oder wem auch immer ausspioniert zu werden.«
»Reden Sie doch keinen Stuss!«, sagte Rapp, bevor Flood oder Kennedy reagieren konnten, die ihm gegenübersaßen.
Alle sahen ihn an; Jones, die sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen ließ, sagte: »Wie bitte?«
Rapps durchdringende dunkle Augen richteten sich auf die Büroleiterin. »Zwei SEALs sind tot, und mindestens zwei weitere müssen wegen ihrer Verwundungen den Dienst quittieren. Hier sind Menschenleben zerstört worden. Kinder werden ihre Väter nie Wiedersehen, zwei Frauen sind Witwen geworden, und nach wie vor sitzt eine amerikanische Familie auf den Philippinen in Geiselhaft. All das nur deshalb, weil ein paar Diplomaten den Mund nicht halten konnten.«
Jones nahm eins der Blätter vom Tisch des Präsidenten und wedelte herausfordernd damit herum. »Das ist nicht bewiesen.«
Statt die Frau anzubrüllen, was nur Zeitverschwendung gewesen wäre, sah Rapp zu Kennedy hin, weil er vermutete, dass sie etwas in der Hand hatte, womit sie die Mitarbeiterin des Präsidenten zum Schweigen bringen konnte.
Gelassen sagte Kennedy: »Sir, noch etwas. Gleich nachdem er von Ministerialdirektorin Petry informiert wurde, hat Botschafter Cox die philippinische Präsidentin Quirino angerufen.« Sie gab dem Präsidenten eine Kopie des Gesprächsmitschnitts. »Eine Stunde nach dieser Unterhaltung ist er im Präsidentenpalast eingetroffen und etwa eine halbe Stunde dort geblieben. Wir wissen nicht, was zwischen den beiden besprochen wurde, doch hat die Präsidentin kurz nach seinem Aufbruch General Moro von den philippinischen Streitkräften angerufen. Zweifellos ist Ihnen bekannt, dass General Moro schon seit einem ganzen Jahr den Auftrag hat, die Abu Sayyaf aufzuspüren. Er hat sich wiederholt verpflichtet, die Familie Anderson zu befreien und mit den Terroristen hart ins Gericht zu gehen. Zweimal hatte er die Abu-Sayyaf-Leute bereits in die Enge getrieben, aber beide Male sind sie auf geradezu wunderbare Weise entkommen. Da unseren militärischen Beratern im Lande diese Sache nicht ganz geheuer vorkam, hat uns das Pentagon vor fünf Monaten um Amtshilfe gebeten und uns ersucht, den General zu überwachen.«
Kennedy klappte den zweiten Aktendeckel auf und übergab dem Präsidenten weitere Dokumente. »Hier können Sie sehen, dass General Moro doch kein besonders guter Verbündeter ist. Damals wussten wir das noch nicht, aber er hat sich mit Nachdruck dafür eingesetzt, die Marine der Vereinigten Staaten vom Stützpunkt Subic Bay zu vertreiben. Das ist ihm dank seines großen Einflusses auch gelungen – in seinem Land ist bekanntlich Bestechung an der Tagesordnung. Wir haben Bankkonten in Hongkong und Djakarta entdeckt, die auf seinen Namen lauten. Offenbar steht er nicht nur seit fast einem Jahrzehnt im Sold der Chinesen, sondern hat seit einiger Zeit auch Schutzgeld von den Abu Sayyaf erpresst.«
Jones lachte höhnisch auf. »Sie wollen mir doch wohl nicht weismachen, dass ein Haufen hergelaufener Bauern im Dschungel genug Geld zusammenbringt, um einen General der philippinischen Streitkräfte zu bestechen?«
»Doch, genau das«, sagte Kennedy, nicht im Geringsten erschüttert.
»Ich habe selten etwas so Absurdes gehört.«
Kennedy verkniff sich den Hinweis darauf, dass Jones besser informiert wäre, wenn sie die ihr vorgelegten Geheimdienstberichte zur Kenntnis genommen hätte. Die Sache war alles andere als absurd. Aber Menschen, die im Dunstkreis der Regierung tätig waren, hatten ein Elefantengedächtnis, und deshalb gehörte zu den Dingen, die Thomas Stansfield ihr beigebracht hatte, auch der Grundsatz, nie etwas auf die persönliche Ebene zu ziehen. »Hinter den Abu Sayyaf stehen mehr als eine ›Hand voll hergelaufener Bauern‹. Die Organisation bekommt Millionenzuwendungen von verschiedenen muslimischen Gruppen im ganzen Orient. Ein großer Teil dieser Gelder stammt aus Saudi-Arabien.«
Da der Präsident im Augenblick nicht tiefer in diese Angelegenheit eindringen wollte, richtete er den Blick seiner grauen Augen auf General Flood. »Haben wir diesen Moro vor Beginn der Rettungsoperation in irgendeiner Weise davon in Kenntnis gesetzt?«
»Nein«, gab Flood zur Antwort. »Aus Gründen, die auf der Hand liegen, war geplant, die philippinischen Streitkräfte erst zu informieren, wenn unsere Männer zusammen mit den
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