Das Kommando
Krisensituation aus einer Entfernung von vielen tausend Kilometern plante. Er ging die Situation in Gedanken durch und sagte dann: »Die Belleau Wood ist in jeder Hinsicht imstande, die Operation durchzuführen, Sir. Sie hat außer einer Einsatztruppe einen Zug Einzelkämpfer und ein ganzes Bataillon Marineinfanterie zur Unterstützung an Bord, falls es doch Schwierigkeiten geben sollte.«
Hayes trat von einem Bein auf das andere. »Und was empfehlen Sie?«
Flood sah auf die Uhr. »Ich würde sagen, wir überlassen Mitch die Planung. Wir können uns morgen früh im Lageraum treffen und uns in allen Einzelheiten informieren lassen, bevor wir grünes Licht geben. Das Beste, was wir bis dahin tun können, dürfte sein, die Leute in Ruhe zu lassen.«
Der Präsident stellte sich vor den Kamin und dachte über den Rat nach. Den Blick auf Kennedy gerichtet, fragte er: »Vermutlich stimmen Sie zu?«
Kennedys Vorgänger hatte ihr viele gute Lehren erteilt. Eine der wertvollsten war, dass es immer gut war, mächtige Männer mit ihren eigenen Worten zu etwas zu überreden. »Sie haben selbst gesagt, Sir, dass Mitch weiß, wie man die Dinge anpacken muss. Ich denke, der beste Mann zur Lösung dieser Aufgabe befindet sich genau da, wo er gebraucht wird.«
Hayes stimmte mit knappem Nicken zu. »Na schön. Also morgen früh im Lageraum. Ich erwarte allerdings, dass Sie beide bis dahin die Situation aufmerksam im Auge behalten.«
Das sagten Kennedy und Flood zu.
»Gut.« Hayes nickte und fügte hinzu: »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss meine Tischdame abholen.«
33
Flood und Kennedy fuhren mit dem Aufzug ins Erdgeschoss. Es lag zwar nur ein Stockwerk tiefer, aber eher aus Gründen der Zurückhaltung als um der nationalen Sicherheit willen schien es angebracht, sich unauffällig zu verhalten. Die Treppe ging auf die große Halle, in der die Besucher darauf warteten, dass die Kapelle mit dem Begrüßungstusch einsetzte, zu dessen Klängen der Präsident, die First Lady und der kanadische Premierminister mit seiner Gattin die Treppe herabkommen würden. Die Menge derer, die sich dort versammelt hatten, bestand aus Senatoren, Kongressabgeordneten, ausländischen Botschaftern, Pressevertretern sowie einer ganzen Anzahl von sonstigen Würdenträgern und Prominenten aller Art. Auch waren zwei Richter des Obersten Gerichtshofs und wohlhabende Spender anwesend.
Wäre die Direktorin der CIA zusammen mit dem Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs vor den Augen all dieser Menschen die Treppe herabgekommen, hätte man zwangsläufig sofort angefangen, über eine Krisensituation zu spekulieren.
Als sie aus dem Aufzug traten, wurden sie in die durch Samtseile vom hinteren Ende des Korridors abgesperrte Halle geleitet. Sie hatten noch keine fünf Schritte getan, als der Anführer der Mehrheitspartei im Senat Kennedy den General von der Seite riss. Sie verlangsamte ihren Schritt nicht, denn keinesfalls wollte sie mit in die Gruppe hineingezogen werden, in der man ohnehin nur versuchen würde, sie auszuhorchen. Ihrer Ansicht nach war ein Staatsbankett nicht der richtige Rahmen, um Fragen der nationalen Sicherheit zu besprechen. Sie ging weiter zum Lageraum, um sich etwas zu trinken zu holen. Jetzt, da sie Teil der Abendgesellschaft war, hatte sie das Bedürfnis nach einem beruhigenden Schluck.
Fast hatte sie die Bar erreicht, als sie eine Hand am Arm spürte. Sie drehte sich um und sah ein wohlbekanntes Gesicht, das sie schon des Öfteren unfreundlich angesehen hatte.
»Guten Abend, Dr. Kennedy.«
Sie sah die junge Journalistin mit den hinreißenden grünen Augen an und lächelte. »Anna, zum letzten Mal, nennen Sie mich bitte Irene.«
»Ich versuche, Ihnen einfach mit Respekt zu begegnen«, gab Anna Rapp heuchlerisch zurück. Sie konnte die Vorgesetzte ihres Mannes nicht ausstehen. Mitch hatte sie einmal nach dem Grund gefragt und dabei erfahren, es habe viel damit zu tun, dass Kennedy ihn weit besser kannte als sie selbst.
»Hm«, machte Kennedy mit gerunzelten Brauen. Sie glaubte ihr kein Wort.
Ohne Umschweife fragte Anna: »Würden Sie mir bitte sagen, wo sich mein Mann aufhält?«
Kennedy dachte an ihr Gespräch mit Jack Warch und kam zu dem Schluss, dass das der richtige Augenblick sein könnte, um einmal ernsthaft mit der hübschen jungen Journalistin zu reden. »Bestimmt können Sie auch etwas zu trinken brauchen«, sagte sie und zog Anna am Arm zur Bar. »Bitte zwei Cosmopolitan.« Der Barkeeper nickte und
Weitere Kostenlose Bücher