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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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gut getarnt hatten, ohne sie um die Angabe ihrer Position bitten zu müssen. Die beiden SEALs hatten sich auf einem kleinen Grat zwischen den Wurzeln eines hohen Baums einen günstigen Platz ausgesucht, von dem aus sich das Lager der Abu Sayyaf zur Gänze überblicken ließ. Als Coleman einen Blick darauf warf, stellte er überrascht fest, wie wenig Wert die Guerillakrieger auf ihre Sicherheit zu legen schienen. Von einem Kochfeuer stieg Rauch in die Luft, und die Männer schlenderten so sorglos im Lager umher, als sei es ausgeschlossen, dass man sie angreifen könnte. Auf den ersten Blick schien es weder Wachposten noch eine Patrouille zu geben, die das umgebende Gelände sicherte. In diesem Ausmaß an Nachlässigkeit sah Coleman einen weiteren Hinweis darauf, dass General Moro tatsächlich von den Terroristen bestochen worden war.
    Durch seinen Feldstecher zählte er vier baufällige Hütten und zwei grüne Zelte, die offenbar aus ehemaligen Beständen der amerikanischen Streitkräfte stammten. Zwei Männer waren dabei, eine blaue Abdeckplane über eine der Hütten zu spannen, vermutlich als Vorkehrung gegen das heraufziehende Unwetter. Allein schon die auffällige Farbe der Plane zeigte, dass diese Guerillakrieger im Gegensatz zu dem, was in den Geheimdienstberichten stand, alles andere als eine Eliteeinheit waren. Coleman vermutete, dass es sich bei dem Lager um ein verlassenes Dorf handelte. Methodisch suchte er jeden Fußbreit des Geländes nach den Entführten ab. Nirgends sah er den geringsten Hinweis auf deren Anwesenheit. Entweder hatte man sie bereits in ein anderes Lager verfrachtet, oder sie befanden sich in einem der Armeezelte. Er hoffte inständig, dass Letzteres der Fall war.
    Da noch ein langer Tag vor ihnen lag, forderte er Hackett und Stroble auf, ein wenig zu schlafen, während er Wicker ausschickte, das links von ihnen liegende Gelände zu erkunden und nach Möglichkeit den Aufenthaltsort der Familie Anderson festzustellen.
    Während sich Wicker aufmachte, rief Coleman über die abhörsichere Leitung Rapp an und teilte ihm mit, was er erkundet hatte: die Lage jedes Gebäudes, die Geländebeschaffenheit im Lager und um das Lager herum sowie die genaue Zahl der Männer, die sich dort befanden. Keiner von beiden erwähnte das Selbstverständliche, nämlich dass die Geiselbefreiung bei Einbruch der Dunkelheit stattfinden sollte. Solche Unternehmungen gehörten zu den schwierigsten und anspruchsvollsten militärischen Aufgaben, da man dabei mit größter Zurückhaltung vorgehen musste, um zu verhindern, dass die Geiseln ins Kreuzfeuer gerieten und im Kugelhagel der einander bekämpfenden Einheiten umkamen.
    Als das Unwetter näher kam, wurde der Seegang so stark, dass die Belleau Wood tief in die Wellentäler tauchte. Hinten auf ihrem riesigen Deck stand Rapp und nahm eine der auf einer Persenning liegenden schallgedämpften Maschinenpistolen zur Hand. Einen Augenblick lang wog er sie in der Hand, um das richtige Gefühl dafür zu bekommen. Dann schob er den Verschluss zurück, drückte nach einem Blick in die Kammer auf den Spannhebel und hörte, wie eine Patrone aus dem dreißig Schuss fassenden Magazin in die Kammer glitt.
    Vor ihm standen acht Zielscheiben in Gestalt menschlicher Silhouetten. Er legte den Sicherungshebel auf Einzelfeuer, und ohne auf die Männer zu achten, die hinter ihm standen, brachte er mit der Sicherheit eines Menschen, der das schon oft getan hat, die Waffe in Anschlag. Danach setzte er den rechten Fuß ein kleines Stück vor den linken, wobei sich sein ganzer Körper ein wenig spannte, beugte sich leicht vor und visierte, den Kolben fest an die linke Schulter gedrückt, am schwarzen Lauf der MP-5 entlang.
    Als das Schiff wieder stampfte, glich er die Bewegung geschmeidig mit den Knien aus und passte sich den Bewegungen des Schiffes an. Er drückte auf den Abzug, und eine Kugel vom Kaliber 9 mm riss in gut neun Metern Entfernung ein Loch in den Kopf des Pappkameraden, das er mit zwei weiteren Schüssen noch vergrößerte. Dann legte er den Hebel um auf Dauerfeuer und bewegte die Waffe von einer Seite zur anderen. Es schien seine Treffsicherheit nicht zu beeinträchtigen, dass die Zielscheiben in Abständen zwischen sechs und fünfzehn Metern aufgestellt waren, und so bestanden schließlich alle acht Köpfe nur noch aus Fetzen.
    Rasch schob er ein neues Magazin ein und bewegte die Waffe in der Gegenrichtung, diesmal weit schneller und einhändig. Am Ende der Reihe aus

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