Das kommt davon, wenn man verreist
gut.
Plumpsack machte sich seine eigene Gaudi. Er
hetzte den Liebling des Hauses in der festen Absicht, ihn einzuholen. Aber er
stieß dabei Töne aus, die auf Mordlust schließen ließen. Deshalb wurde der
Pudel ins Haus gerettet.
Er rächte sich durch atemloses Kläffen.
Alle Bewohner des Hauses und der angrenzenden
Grundstücke fieberten dem Augenblick des Starts entgegen, an dem Plumpsack als
Teilnehmer der Rallye (Notlösung in vorletzter Minute) aus dem Grundstück
verschwinden, der Pudel aus seinem Exil und die Anwesenden von seinem in
steigender Hysterie sich überschlagenden Gekläff befreit sein würden.
Gundi Ferstl und Bussi Laube trafen mit einem
alten R 4 ein, der zur Zeit nur auf drei Töpfen lief und vierzehn Liter soff.
»An unserem Benzinverbrauch gemessen, fahren wir
einen Wagen der Spitzenklasse«, verkündete sein Besitzer. »Aber wir rasen
deshalb nicht. O nein.«
»Wir verstehn uns eben auf das wahre
Understatement.«
Eine Viertelstunde nach ihnen fuhr Maxi Moser
mit der Prominentenhalsnasenohrenarzttochter vor.
Vera war bis zur Taille nackt unter einem
durchsichtigen Hemd.
Rieke, die im Gras saß, zwischen den Knien ihren
Hund, mußte immer wieder hingucken. Und das nicht ohne Neid.
Einmal ohne BH gehen, ohne daß es bei jedem
Schritt wogte!
Sixten, der als Fotograf an der Rallye teilnahm,
verschwendete einen halben Film an ihre Ankunft.
Vera sah sich suchend um. »Bob noch nicht da?«
»Er holt seinen kleinen Bruder vom Flughafen«
erinnerte Max und nahm auf dem schattigen Teil des Rasens Platz, wo Bussi
Laube, auf dem Bauch liegend, mit einem anderen ein Spiel spielte, das
Superhirn hieß.
Ein paar Rallyeteilnehmer schauten zu, andere
führten ein Fachgespräch. Es ging um Veras zukünftiges Auto, das jeden Porsche
»versägte« und auf breiten »Puschen« einen heißen Reifen fuhr! Keiner bemerkte
den dezenten Auftritt der Gebrüder Taschner.
Es war Bussi Laube, der seine angebrochene
Colaflasche suchte und dabei hochguckte und sich feststarrte und staunend »Hee
—« machte. »Schaut’s doch mal!«
Neben Bob Taschner stand ein rundlicher,
südländischer Herr in Flanellhosen und korrektem Blazer. Beim zweiten Hinschaun
war er höchstens 17 Jahre alt. (Er war erst fünfzehn.)
»Das ist mein Bruder Pepe«, stellte Bob vor und
schwenkte einen gestreiften Schlips. Wenigstens den hatte er ihm vom Hals
strippen können. »Er kommt gerade aus Mexiko.«
Pepe machte eine kleine Verbeugung, die von
allen im Grase liegenden Rallyeteilnehmern stumm beantwortet wurde.
»Ja, da kann man wohl nichts gegen machen«,
sagte Bussi und wandte sich wieder dem »Superhirn« zu.
Bob Taschner stellte seinen Bruder Vera vor,
dann brachte er ihn bei Friederike unter mit der Erklärung: »Wir drei werden
zusammen die Rallye fahren.« Und kehrte zu Vera zurück.
Rieke und Pepe standen sich gegenüber und
lächelten. Ein drolliges Kerlchen, war ihr erster Eindruck. Sie mußte irgend
etwas zu ihm sagen. Sie sagte: »Hattest du einen guten Flug?«
»O ja, danke. Bis auf Luftturbulenzen hinter
Nassau verlief er ziemlich ruhig.«
Rieke war beeindruckt. Dieser junge Mensch wußte
sogar, wie der Ort unten auf der Erde hieß, über dem es oben in der Luft
gewackelt hatte. Sie sahen sich nach Bob um.
Er nahm gerade Abschied von Vera — eine Umarmung
und noch eine und das letzte Bussi durch die heruntergekurbelte Wagenscheibe,
während Maxi Moser bereits den Motor anließ, denn sie waren das erste Team, das
startete.
Die Rallye hatte begonnen.
4
Bobs Fuhre erhielt die Nummer Sieben.
Gleich beim Einsteigen in das Auto gab es
Schwierigkeiten, ausgelöst durch Plumpsack. Er hatte sich noch rasch in einem
flachen Teich erfrischt und duftete wie Venedig im August.
Zudem entwickelte er eine spontane Zärtlichkeit
für seinen Sitznachbarn, stieg Pepe auf den flanellnen Schoß und wollte ihn
unbedingt aufs Ohr küssen, was diesem nicht recht war.
Dann wurde der Startschuß für Team Sieben neben
seinem Wagen abgefeuert. Plumpsack war nicht schußfest. Er sprang durch das
offene Wagenfenster und wetzte blindlings die Straße hinunter.
Als sie ihn endlich eingefangen hatten, spürten
sie zum erstenmal die zweiunddreißig Grad im Schatten. Vorhin, im Garten, hatte
eine leichte Seebrise die Hitze zu idealem Ferienwetter verklärt gehabt. Damit
war es nun vorbei.
Lonka Dittler trat noch einmal an ihren
startbereiten Wagen und wünschte ihnen viel Spaß. »Fahrt vorsichtig. Ihr
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