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Das kommt davon, wenn man verreist

Das kommt davon, wenn man verreist

Titel: Das kommt davon, wenn man verreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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Rallyepartnern rumorte es auf den hinteren Sitzen. Als sich Rieke
umschaute, saß Pepe auf Plumpsacks Platz und Plumpsack auf Pepes.
    »Warum?«
    »Es war seine Idee«, sagte Pepe bedauernd, »es
war ihm hier wohl zu naß.«
     
    Sie fuhren auf verschlüsselten Pfaden zwischen
versengten Weiden und buschigen Hecken ihrem nächsten Ziel entgegen: »da, wo ein reh im baum hängt, macht eine 45-GRAD-DREHUNG
NACH RECHTS...«
    Sie begegneten dem Reh. Es wetzte mit
verschrecktem Blick aus einem Naturschutzschild, hinter ihm loderte Waldbrand.
    »Und nun?«
    »ab in den wald!«
    Darüber freuten sich alle vier Insassen, denn
auf dem Dach ihres Wagens konnte man inzwischen Spiegeleier braten.
    »WENN IHR GUT AUFPASST, SEHT IHR EINEN WEIHER.
BRINGT EIN TIER DARAUS MIT — JE GRÖSSER, JE BESSER.«
    Noch vor einer Stunde waren sie sich sehr fremd
gewesen, jetzt lagen sie einträchtig nebeneinander auf dem Bauch am Rande des
Tümpels und fischten in seiner trüben Brühe herum.
    »Finden Sie was? Ich nicht«, sagte Bob.
    Er zog seinen Arm aus der Brühe, wischte die
Entengrütze vom Zifferblatt seiner Uhr und bedauerte: »Schon eins. Die
Fischhandlungen haben schon zu.« Ihm schwebte ein tiefgefrorener Schollenfang
vor, notfalls panierte Fischstäbchen. »Aber es muß doch was drin sein«,
beharrte Rieke. »Zumindest Kaulquappen.«
    Und so lagen sie bäuchlings nebeneinander und
bewegten den Tümpel, und Bob fragte Rieke: »Was machen Sie eigentlich, wenn Sie
nicht im trüben fischen?«
    »Ich? Och, erst paar Semester Kunstgeschichte,
dann habe ich eine Schreinerlehre gemacht, und jetzt arbeite ich als Geselle
bei einem Restaurator.«
    Pepe war mit Plumpsack ausgestiegen und führte
ihn an den Tümpel zum Trinken, aber der Hund mochte nicht. »Findet ihr nichts?«
fragte Pepe.
    »Gar nichts«, sagten Bob und Rieke.
    »Aber Amöben sind auf alle Fälle drin.« Und als
sie fragend auf sah, dozierte er: »Äußerst einfach gebaute Einzeller.«
    »Kann man die sehen?«
    »Mit bloßem Auge nicht, aber man kann sie auch
nicht abstreiten.«
    Dagegen war nichts einzuwenden.
    Bob holte seinen wasserdichten Behälter — ein
deckelloses Einmachglas — aus dem Wagen und füllte es zur Hälfte mit Tümpel.
    Dann stiegen alle vier in den Wagen zurück und
setzten, über Waldwege humpelnd, die Rallye fort.
     
    »VERSUCHT FOLGENDES ZITAT ZU ERGÄNZEN: DIE
REVOLUTION IST WIE..., SIE FRISST IHRE EIGENEN KINDER!«
    »Wer frißt noch mal seine eigenen Kinder? Die
schwarze Witwe, nicht wahr?«
    »Schmarrn, die frißt ihren Mann«, sagte Bob, der
sämtliche Sender seines Funkradios nach Max Moser durchforschte. Wenn er schon
nicht sein Codewort wußte, so hoffte er doch, ihn namentlich zu erwischen. Er
kam mit »Schmidtchen Schleicher« und »Mariechen« ins Gespräch, mit einem
»Hustenbonbon« und »Ali Baba«, aber Maxi Moser begegnete er nicht.
    »Vielleicht hat er sein Gerät nicht
eingeschaltet«, überlegte Bob. »So was Blödes.«
    »Dich scheint es schwer erwischt zu haben«,
meinte Pepe.
    »Wie lange kennst du sie denn schon?«
    »Die Vera? Bald einen Monat.«
    »Wir hatten mal einen Hamster«, erinnerte sich
Rieke, »der fraß seine eigene Brut.« Sie sah ihre beiden Partner an, die längst
nicht mehr an die gestellte Rallyeaufgabe dachten. »Soll ich nun Hamster
hinschreiben oder nicht?«
    »Wohin?«
    »In das Zitat.«
    »Da vorne sitzt ein Team von uns!« rief Pepe.
    Unter einem einsamen Baum, nur durch einen
tickenden Zaun von sanftglotzenden Rindern getrennt, hockten Bussi Laube und
Gundi bei einer gemeinsamen, piewarmen Cola und versuchten sich im Dichten. Ihr
alter Renault stand ein Stückchen abseits mit Schlagseite.
    Sie liefen Bobs Wagen vierhändig winkend
entgegen. »Was ist los mit euch?«
    »Zuerst hatten wir bloß einen Platten, dann ist
auch noch der Wagenheber zusammengebrochen. Habt ihr zufällig einen dabei?«
    Bob mußte seinen Kofferraum total entrümpeln, um
an sein Handwerkszeug zu gelangen. Friederike half ihm dabei. Sie hob einen
bleischweren Koffer wie einen leeren an und setzte ihn mit Schwung auf den
Waldboden. Bob war entsetzt über diesen Kraftakt. »He, können Sie das nicht mir
überlassen?«
    Ihn hatte von Anfang an ihre jungenhafte
Burschikosität gestört, diese fast aggressiv anmutende Selbständigkeit. Und wie
kam sie dazu, in Gegenwart von zweieinhalb Männern den Wagenheber anzusetzen.
    »Das ist meine Sache«, fuhr er sie an und schob
sie beiseite.
    »Ja, wirklich«, gab ihm Bussi recht, »du

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