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Das kommt davon, wenn man verreist

Das kommt davon, wenn man verreist

Titel: Das kommt davon, wenn man verreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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küßten sich von neuem.
    Rieke spürte an Bobs Kuß, daß er etwas sagen
wollte, aber er sagte es nicht — und dann sagte er es doch. »Mein bestes
Jeanshemd hat er auch mitgehen lassen.« Beide sahen ein: So hatte es keinen
Sinn.
    Warum auch? Sie hatten ja noch so viel Tag und
Nacht vor sich, so viel ungestörte Zweisamkeit...
    Und sie beschlossen, erst einmal schwimmen zu
gehen.
     
    Manchmal war das Leben wirklich unheimlich
schön. Und das Liebhaben. Und das Lieben. Und die Erschöpfung hinterher. Und
das Liebhaben. Und das Lieben...
    und das unerschöpfliche Wundern darüber, daß es
so sein konnte...
    Als ihre Vorräte ausgingen, fuhren sie nach
Cuernavaca zum Einkaufen. Rieke bezahlte. Rieke lud Bob großzügig zu einem
Drink in den Garten eines Luxusrestaurants ein, wo bunte Papageien an
Handschellen auf Ständern saßen und Edelreiher frei herumstolzierten.
    Es gab hier mehrere Mexikanerinnen, die optisch
an Isabella und an ihre Pflicht, sie anzurufen, erinnerten. Aber sie schoben es
immer wieder vor sich her.
    »Wer weiß, vielleicht taucht Pepe doch noch
auf...«
     
    Bob hatte das Motorboot klargemacht. Rieke finanzierte
das Benzin.
    Sie saßen bis spät in die Nacht auf der Veranda.
Ein Stück von ihnen entfernt lag Herodes und schlief nicht, weil immer auf der
Hut.
    Bob hatte ihr Bett aus dem muffigen heißen
Zimmer unter den Sternenhimmel geschoben.
    Wer immer daran dachte, daß sie sich auf der
verzweifelten Suche nach einem geflüchteten Fünfzehnjährigen und seiner kleinen
Familie befanden, sagte es nicht dem anderen, um nicht sein Glück zu trüben.
    Mein Glück... Dein Glück...
    Und Herodes profitierte davon.
     
    Am Ende der dritten Nacht im Haus am See hatte
Friederike einen scheußlichen Traum. Das war zur gleichen Zeit, als Herodes auf
der Straße, die an ihrem Grundstück vorbeiführte, von einem Lastauto angefahren
wurde.
    Sie hörte sein jämmerliches Schreien, ohne
aufzuwachen. In ihrem Traum war es Pepes Baby, das schrie. Malinche hockte
bettelnd mit ihm am Straßenrand. Da kam Rusty vorbei und mauste ihnen ihre
Tageseinnahme.
    Darüber war Rieke so empört, daß sie mit beiden
Fäusten auf den neben ihr liegenden Bob einhämmerte und »So ein gemeines
Schwein!« brüllte.
    Bob fing ihre Handgelenke ein und schüttelte
Rieke, bis sie aufwachte.
    »Es ist was mit Herodes passiert«, sagte er und
sprang aus dem Bett.
    Das Schreien war in Winseln übergegangen.
    Sie fanden ihn in der Garage, in der er
übernachtete und seine gestohlenen Schätze versteckte. Sein Gewissen war
schlecht, als er Bob und Rieke auf sich zukommen sah. Er hatte Angst, sie
würden ihn bestrafen, weil er in das Auto gelaufen war.
    Es hatte ihn am Hinterlauf erwischt.
    »Scheint gebrochen zu sein. Wir müssen ihn zum
Tierarzt bringen. Kennst du einen?«
    »Ja«, sagte Bob, »aber nur in der City.«
    Sie sahen sich an und dachten beide das gleiche.
    Einmal mußten sie ja doch in die Stadt zurück.
     
    Packen. Betten abziehen, Küche aufräumen. Eisschrank
abstellen.
    Bob vertäute das Boot und die Wasserskier. Er
verschloß Fenster und Türen einbruchsicher. Seine Sympathie für jugendliche
Tramps hatte merklich abgenommen, seit er von Riekes Gespartem leben mußte.
    Rieke pflückte noch einen Korb voll grüner
Limonen und plünderte die Bananenstaude, während Bob das Unfallopfer im Wagen
verlud.
    Herodes stellte sich an, als ob er lebendig
gebraten werden sollte. Erst vom Auto angefahren und dann auch noch in einem
drinliegen müssen...!
    »Wir sollten seine Leute benachrichtigen«, sagte
Rieke. »Herodes hat keine Leute.«
    »Aber er hat einen Namen und ein Halsband.«
    »Die stammen von dem alten Tramp, mit dem er
gekommen ist. Und den gibt es nicht mehr.«
    Sie schaute zurück, solange noch ein Zipfel vom
See und seinen grünen Ufern zu sehen war.
    »Hier hätte ich es ohne Schwierigkeiten ein
halbes Jahr ausgehalten... mit dir, Bob. Aber ohne Skorpione.«
     
    Sie hatten keine, aber so überhaupt keine Lust,
nach Mexico City zurückzukehren.
    »Kennst du die Karibische See?« fragte er.
    »O ja«, sagte Rieke, »aus dem Fernsehen.«
    »Aber die Farben stimmen nicht«, sagte er.
    »Das kann ich nicht beurteilen«, sagte sie.
»Unser Apparat hat sowieso Gelbstich. Wie sind sie denn?«
    »Irre.«
    »Wie irre?«
    »Indigoblau-türkis-smaragd — alles auf einmal. Kurz
vor Sonnenuntergang färben sich die Wolken darüber orangerot, und der Himmel
kriegt einen violetten Stich.«
    »Ich halt’s nicht aus.«
    »Ach,

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