Das kommt davon, wenn man verreist
festem Gesäß in
Jeanshäuten. Zwischen den Schenkeln durfte der Wind durchpfeifen, wenn er
mochte.
Jetzt wandte sich das Mädchen um und umarmte
Bussi. »Hei — Sportsfreund, geht’s dir denn? Hast du’s in der Zeitung gelesen?
Bei uns ist eingebrochen worden. — Na wahnsinnig, sag ich dir, echt
wahnsinnig...« und noch einmal das Ganze von vorn.
Friederike betrachtete bewundernd den langen,
zerbrechlichen Hals des Mädchens, von dem sie so viel Gebrauch machte wie ein
Schwan oder ein afghanischer Windhund. Er war ständig in Bewegung und mit ihm
die blonde Mähne.
Sie war übrigens nicht allein gekommen, sondern
mit einem Mann, der ihre Zartheit immer wieder in den ausladenden Bereich
seiner Schulter zog und offensichtlich bis zur Verblödung verliebt sein mußte.
Nur so war es zu erklären, daß er die siebenundzwanzigste Wiederholung der
Einbruchstory unbeschadet überstand.
An diesem jungen Mann fielen Rieke vor allem die
mahagoniroten Haare auf und ein halbes Kilo Sommersprossen. »Wer ist das
Mädchen?« fragte sie Bussi. »Die Vera.«
»Nett?«
»Naja, wir sind nicht direkt unser Typ.«
»Was macht sie?«
»Arbeitet in einer Kunstgalerie. Das heißt, sie
sitzt da herum und tratscht. Hauptberuflich aber ist sie
Prominentenhalsnasenohrenarzttochter.«
»Und der Mann dazu?«
»Der Rote? Kenn ich nicht. Das scheint ihr neuer
Vortänzer zu sein.«
Inzwischen waren alle Rallyeteilnehmer
eingetroffen, und Paul hielt eine angenehm kurze Rede:
»Fein, daß ihr so zahlreich erschienen seid.
Morgen um zwölf ist Start in Starnberg. Seid bitte pünktlich, auch wenn’s
schwerfällt. Die genaue Adresse steht auf den Zetteln, die Lonka gerade
verteilt. Außerdem kriegt jeder von euch eine Liste mit den Gegenständen, die
er zum Lösen der Extraaufgaben mitbringen muß. Das wär’s. Wer Fragen hat, bitte
jetzt-!«
Es meldete sich sogleich ein Mädchen. »Hier
steht, wir sollen ein Messer mitbringen. Was für eins?«
»Na, eins mit Klinge, mit ‘m Griff und ‘ner
Schneide vielleicht.«
»Ein großes oder ein kleines?«
»Ich würde sagen, eins, das in dein Auto paßt.«
»Okay«, sagte das Mädchen und schrieb es auf.
Rieke hatte auch eine Liste bekommen und las sie
sich halblaut vor:
1. eine Wanderkarte
2. ein Messer
3. ein wasserdichter Behälter
4. ein Fernglas
5. Bastelzeug
6. Nähzeug
7. Badesachen
8. Schreibzeug
9. Zeichenblock
10. Schere
11. eine Säge
12. einen Zitatenschatz bzw. Lexikon und viel
gute Laune.
»Du meine Güte«, ihre Miene war in Besorgnis
getaucht, »wo nehm’ ich das alles bis morgen mittag her? Ich hab’ einen
Kulturbeutel aus Berlin mitgebracht, aber keine Säge. Wer reist denn auch mit
Säge?«
»Borg dir die Sachen von Lonka und Pauli«, riet
Bussi. »Du wohnst doch bei ihnen. Und den Rest pumpst du dir im Haus zusammen.«
»Aber ich kenn’ hier keinen einzigen Mieter.«
»Du sollst sie nicht kennen, du sollst sie
anpumpen!« Friederike dachte einen Augenblick über Bussis Ratschläge nach. Dann
nickte sie. »Ich lerne zu.«
»Außerdem brauchst du nicht alles selber
mitzubringen. Dein Partner muß ja auch anschaffen.«
»Mein Partner? Wer ist mein Partner?«
»Das entscheidet das Los.«
»Oh!« sagte Friederike, »ich bin auf Nieten
abonniert.« Und Bussi, zuversichtlich: »Dann ziehst du sicher mich.« Sie hätte
nichts dagegen gehabt. Schließlich war Bussi Laube ihr einziger Vertrauter in
diesem Kreise. »Ich würde ganz gerne mit dir«, sagte er nach einem gründlichen
Seitenblick auf Rieke. »Obgleich es vielleicht schöner aussähe, wenn ich
einsachtzig wäre und du einsneunundsechzig.«
»Ich bin bloß einsachtundsiebzig«, versicherte
sie ihm. »Und außerdem sind das voremanzipationelle Vorurteile, daß der Mann
größer sein sollte als die Frau«, beruhigte er seine Eitelkeit.
Lonka ging mit einem Trachtenhut voller Lose
herum. Daraus mußten sich die weiblichen Teilnehmer der Rallye ihren Partner
ziehen. Die erste, die hineingriff, war trotz ihrer Jugend ein fraulicher,
ernsthafter Typ. Während sie ihr Los entrollte, klärte Bussi Friederike auf.
»Das ist Gundi Ferstl. Sonderschullehrerin. Ganz nett.« Gundi las laut den
Namen vor, der auf ihrem Los stand: »Martin Laube«, und hielt sich vor
Überraschung den Mund: »Uiiii — der Bussi!«
Errötend sagte er: »Wer hätte das gedacht, daß
ich als erster weggehen würde — wie ‘ne warme Semmel.«
Ehe er quer durch das Zimmer zu seiner Partnerin
überwechselte, zuckte er
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