Das Komplott der Senatoren (German Edition)
während des einfachen Mahls auf der Brücke unter den bunten Holzerkern zuhörte. Er gehörte einer fortschrittlichen Ge n eration an, offen für neue Technologien und besorgt um den Schutz der Umwelt. »Ich gehöre leider noch zur Minderheit im Mi n isterium, die alte Garde will möglichst nichts verändern. Was sich seit Jahrzehnten bewährt hat, wird auch in Zukunft funktionieren, ist etwa die Ph i losophie. Die Leute wollen nicht verstehen, dass sich die Welt auch ohne sie verändert.«
»Andererseits sprechen die Fakten doch eine deutliche Sprache«, bemerkte Lee vors i chtig. »Die traditionellen Verfahren, zum Beispiel die RO, benötigen sehr viel Ene r gie ...«
»Ganz genau«, unterbrach Luca erregt. »Das ist mein Ansatz. Letztlich kann man die Leute nur mit deutlich reduzierten Kosten beeinflussen, nicht mit ökologischen A r gumenten. Wen i ger Energie heißt weniger Geld ausgeben, das leuchtet jedem ein. Hier auf der Insel bedeutet Energiesparen noch etwas ganz anderes. Die Energie stammt nämlich zu hundert Prozent aus fossilen Brennstoffen wie Kohle. Wenn wir so weitermachen wie bisher, bewegen wir uns in einem Teufelskreis: der Bedarf an entsalztem Meerwasser steigt aus Gründen, die ich Ihnen heute noch zeigen werde. Das braucht mehr Energie, das produziert mehr CO2, was letztlich mehr entsalztes Wasser bedeutet, und so weiter. Die Regierung steht jetzt schon unter ma s sivem Druck, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Brüssel hat bereits San k tionen angedroht.«
»Da kommt unsere neue Technologie wie gerufen, nehme ich an«, lächelte Lee. Der I n genieur nickte mit ernster Miene und antwortete:
»Was glauben Sie, warum ich mich so für dieses Projekt einsetze?«
Lee hätte ihm schon noch andere Gründe nennen können, sagte aber nur: »Ich kann nur wiederholen, Luca, dass wir von Disruptive Technologies alles daran setzen we r den, Sie nicht zu enttäuschen. Wie Sie wissen, stecken wir eine nicht unbeträchtliche Summe an Risik o kapital in dieses Unternehmen.«
»Ich unterbreche nur ungern«, lächelte Kiera, »aber sollten wir nicht langsam au f br e chen?« Luca schaute auf die Uhr und stutzte.
»Schon so spät! Natürlich, du hast völlig recht. So gern ich mehr Zeit mit euch ve r bringen würde, ich muss leider um drei wieder zurück sein. Zum Glück ist es nicht weit zu den Galerien.« Er lachte. »Nichts ist weit weg auf Malta.«
Sie fuhren in Kieras Wagen aus der Stadt nach Westen, dann durch hügeliges Land in südlicher Richtung zu einem abgeschiedenen Dorf namens Siggiewi, dessen Zentrum der prunkvolle Kuppelbau einer kolossalen Kirche beherrschte wie in fast jeder Sie d lung auf der Insel. Am Dorfrand führte sie Luca in ein Gebäude der Wasserwerke.
»Der Eingang zu den Ta' Kandja Galerien«, sagte er, als sie den Aufzug bestiegen, der sie fast hundert Meter in die Tiefe bringen sollte. Unten erwartete sie ein weit verzweigtes Höhlensystem. Kilometerlange, schnurgerade Kanäle hatte man hier in den roten Fels g e hauen. Kanäle, in denen sich das glasklare Grundwasser sammelte. Sie standen an einer Stelle, an der diese sternförmig zusammenliefen. Von hier aus wurde das kostbare Wasser an die Oberfläche gepumpt. »Dort wird es mit Chlor desinfiziert und ins Reservoir nach Qrendi geleitet. Das funktioniert seit Jahrzehnten wunderbar, es gibt nur ein kleines Problem.« Er zog ein Instrument aus der Tasche, nicht unähnlich einem kleinen Fernrohr, bestrich es mit etwas Wasser aus dem Kanal und gab es Lee. Ein Refraktometer, das den Salzgehalt des Wassers anzeigte.
»Null Prozent, sauberes Süßwasser«, betätigte Lee. Der Ingenieur nickte.
»Kein Problem, sollte man meinen«, bemerkte er und machte sich an einer dünnen Leitung zu schaffen. Mit wenigen Handgriffen pumpte er etwas Wasser aus der Tiefe des Felsens, strich ein paar Tropfen aufs Refraktometer und gab es wieder seinem Besucher zur Kontrolle.
»Salzwasser!«, rief Lee überrascht. Der Messzeiger stand bei deutlich über zwei Prozent. Er gab Kiera das Gerät, die ebenso erstaunt reagierte.
»Woher stammt dieses Wasser?«, fragte sie verblüfft. Luca antwortete mit bitterem Lächeln:
»Das ist die Qualität des Grundwassers nur zehn Meter unter unseren Füssen, absolut giftig für Menschen, Tiere und Pflanzen.« Seine beiden Besucher schauten sich mit großen Augen an.
»Brackwasser«, murmelte Kiera nachdenklich. »So nahe bei der
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