Das Komplott der Senatoren (German Edition)
fasziniert, wie die gigantische Skulptur der zah l reichen Kuppeln, Türme und Paläste Vallettas wie eine Fata Morgana am Horizont au f tauchte.
»Gute Eingebung, erst hierher zu kommen«, bemerkte er.
»Die Stadt? Ja, sie ist absolut einmalig, eigentlich eine einzige monströse Festung. Ich habe so etwas vorher noch nie gesehen. Wenn du die vielen Touristen in kurzen Hosen ignorierst, glaubst du dich in die Zeit der Malteserritter zurückversetzt. Große Teile der Stadt, die Kathedrale, die Wohnhäuser, die engen, steilen Straßen, die en d losen Treppen, die sie hier auch Straßen nennen, alles noch wie zur Zeit der Türken k riege, trotz der Bomben im zweiten Weltkrieg – sagt jedenfalls Luca«.
»Luca?«
»Luca Sciberras«, beeilte sie sich zu ergänzen. »Ingenieur der maltesischen Wasse r werke, der unser Projekt begleitet.«
»Luca, hmm. Netter Begleiter?«
»Du brauchst nicht so zu grinsen. Gute Beziehungen zu den Behörden sind wichtig. Du wirst ihn übrigens bald kennenlernen.«
»Ich kann es nicht erwarten«, antwortete er wahrheitsgetreu. Wenn dieser Luca der Grund für Kieras totale Veränderung war, lohnte es sich durchaus, den Mann aus der Nähe zu betrac h ten.
Sie steuerte den Wagen über das blank gescheuerte Kopfsteinpflaster der Battery Street. Die Strasse war so schmal, dass ihn die vier- oder fünfstöckigen Häuser zu beiden Seiten an eine Straßenschlucht in seiner Heimatstadt erinnerten. Wenig später endete die Häuserzeile zu ihrer Rechten und gab einen überwältigenden Panorama b lick auf den Grand Harbour frei.
»Fantastisch«, murmelte er beeindruckt.
»Und das direkt vor dem Hotelzimmer«, ergänzte sie trocken und parkte den Wagen vor dem Hotel. »Einfaches Hotel, aber nette Leute und unbezahlbare Aussicht, wie du selbst bemerkt hast. Überdies nahe an den Geschäftszentren.«
»Fantastisch«, wiederholte er und warf ihr einen dankbaren Blick zu. Gewohnt, jedes Detail selbst zu organisieren, schätzte er ihre kleinen Aufmerksamkeiten umso mehr.
»Du sagst es«, spottete sie schmunzelnd. Sie schaute auf die Uhr. »Elf, wir haben noch eine halbe Stunde bis zum Treffen mit Luca. Zeit für ein kurzes Briefing.« Sie setzten sich in eine Ecke der kleinen Eingangshalle und sie klärte ihn über die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden auf. »Trinkwasser ist wirklich das Pro b lem Nummer eins hier. Es gibt keine Seen und Flüsse auf der Insel. Alles Süßwasser ist entweder Grundwasser oder entsalztes Mee r wasser. Wie du weißt, war das einer der Hauptgründe für unser Projekt.«
»Deshalb müssten euch die Behörden doch mit offenen Armen empfangen haben.«
»Ja und nein, das ist eben das Verblüffende. Die etablierte Methode der Entsalzung in Malta ist RO. Es gibt drei große Reverse Osmosis Anlagen in Pembroke, wo wir sind, Cirkewwa und Ghar Lapsi, und diese Leute betrachten uns als lästige Konkurrenz.«
»Da haben sie nicht ganz unrecht.«
»Sicher, aber unglücklicherweise sind sie bestens vernetzt mit den zuständigen Bea m ten.«
»Und dein Luca ist einer der Guten, wenn ich recht verstehe.« Sie schaute ihn böse an und antwortete unwirsch:
»Er ist nicht mein Luca! Aber ja, er hat verstanden, dass unsere Technologie der RO übe r legen ist. Er wird dir die Zusammenhänge besser erklären können.«
»Entschuldige, war nicht so gemeint.« Lee unterdrückte ein zufriedenes Grinsen. Die heftige Reaktion bestätigte ihr Verhältnis zum guten Luca auch ohne weitere Fragen.
»Wir sollten aufbrechen«, sagte sie ungerührt und stand auf.
Die Bridge Bar befand sich gleich um die Ecke buchstäblich auf einer Brücke über der St. Ursula Street. Ein schlanker, junger Bursche mit Pilotenbrille im schwarzen Kraushaar über einem Augenpaar, dem nichts zu entgehen schien, sprang auf, als er sie kommen sah. Mit zwei artigen Küssen begrüßte er Kiera, dann gab er Lee die Hand.
»Freut mich außerordentlich, dass Sie uns besuchen, Dr. O’Sullivan.«
»Ich danke Ihnen, dass Sie Zeit für uns haben. Aber nennen Sie mich einfach Lee, bitte.«
»Gerne, ich bin Luca, wie Ihnen die bezaubernde Lady hier sicher gesagt hat.« L a chend de u tete er auf seine Kleidung. »Ich sehe, wir haben denselben Geschmack.« Tatsächlich glichen sich die dunkelblauen Hosen und kurzärmeligen weißen Hemden aufs Haar. Das Eis war gebrochen. Der Mann gefiel ihm umso besser, je länger er ihm
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