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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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ihr Schein fiel auf die Porzellanscherbe in Annalenas Händen, während in ihren Worten Johann Friedrich Böttger wieder zum Leben erwachte.

Nachwort
    K urz vor seinem Tod im Jahre 1733 hat sich Friedrich August I. von Sachsen die Goldkegel bringen lassen, die Johann Böttger während seiner Haft in Wittenberg angefertigt hatte. Das Metall war inzwischen angelaufen, doch er erkannte die Reguli wieder und soll sie eine ganze Weile andächtig in den Händen gehalten haben.
    Ob er in jenen Augenblicken darüber nachgesonnen hat, wie Böttger sie erschaffen konnte, aber später kläglich an dieser Aufgabe scheiterte?

    Klaus Hoffmann behauptet in seiner sehr lesenswerten Biographie »Johann Friedrich Böttger – Vom Alchemistengold zum Porzellan«, dass Böttger ein Pergamentheftchen geführt hat, aus dem August später das Geheimnis des Goldmachens herauslesen wollte. Das Studium dieser Seiten soll ihn allerdings dermaßen wütend gemacht haben, dass er das Heft ins Feuer warf – worauf eine grelle Flamme durch den Kamin schoss.
    Diese Flamme ist sicher durch die chemischen Substanzen zu erklären, mit denen das Heft bei Böttgers Experimenten durchtränkt worden ist. Doch der Zorn des Kurfürsten? Hatte Böttger in dem Heftchen festgehalten, durch welchen Trick er es geschafft hat, das Gold zu erschaffen? Oder war er zu der Einsicht gekommen, dass es unmöglich war? Hat er ihm vielleicht etwas ganz anderes offenbart?

    Johann Friedrich Böttgers weiterer Werdegang ist bekannt. Nach Jahren zäher und erfolgloser Forschung entdeckte er, zusammen mit Ehrenfried Walther von Tschirnhaus das Porzellan wieder. Obwohl es kein Gold war, machte dieses »Weiße Gold« August den Starken reich. Dennoch ließ er seinen Goldmacher nie frei. 1714 entließ man ihn zwar aus der Haft, aber er blieb weiterhin an seinen Kurfürsten gebunden. 1719 starb Johann Friedrich Böttger mit siebenunddreißig Jahren in Meißen an den Folgen seines Umgangs mit chemischen Substanzen, neun Jahre nachdem die Meißner Porzellanmanufaktur gegründet worden ist. Böttger hatte ihr als Administrator vorgestanden.

    Befreiungsversuche hat es wirklich gegeben, allerdings waren sie erfolglos. Ein gewisser Dr. Pasch landete schließlich in der Festung Königsstein, von wo es ihm gelang, zu fliehen. Seine Figur floss in die Gestaltung der beiden preußischen Spione ein.

    Wie passt nun eine Frau in diese Geschichte?
    Ich muss zugeben, mir gefiel der Gedanke, Böttger eine Frau an die Seite zu stellen. Eine, die nie offiziell erwähnt wurde, aber dennoch wichtig war. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war die Tatsache, dass Böttger es während seiner Haft in Wittenberg schaffte, ein Schreiben an seinen Freund und Mentor Kunckel zu schicken. Es wird gemutmaßt, dass ein Student der Bote war, in meiner Vorstellung könnte es aber auch die Frau gewesen sein, die Böttger liebte. Eine Frau, die nicht zimperlich war und bereit, für ihre Liebe einiges aufs Spiel zu setzen. Annalena, die Henkerstochter.

    Was Annalena angeht, so habe ich bei ihr Fakten mit Fiktion vermischt. Ihr aktenkundig nachgewiesener Vater Joachim Habrecht war Scharfrichter zu Lübz und hatte mehrere Kinder. Seine Söhne übernahmen das Henkersamt in Lübz und in anderen Städten, seine Töchter heirateten mehr oder weniger angesehene Mecklenburger Henker oder Henkersknechte. Die Namen der Töchter begannen alle mit Anna; eine von ihnen wurde von ihrem Mann misshandelt, wie sich später in einem Prozess wegen Hurerei und angeblichem Kindesmord herausstellte. Diese Frau habe ich mit meiner Figur vermischt und so eine Henkerstochter erschaffen, wie es sie gewiss gegeben haben könnte.

    Die Henker selbst bildeten zu dieser Zeit eine durch ihre Ausgrenzung bedingte verschworene Gemeinschaft, die ihre eigene Hierarchie hatte und durch eine Art Kodex zur Hilfe gegenüber anderen Henkern und ihren Familien angehalten war. Das galt insbesondere für die Hinterbliebenen verstorbener Henker, so dass Frauen zum Beispiel die Nachfolger ihrer verstorbenen Ehemänner heirateten (wie es auch bei Pastoren Brauch war, um eine Versorgung für die Frau zu schaffen).
    Natürlich hatte nicht jeder Henker sadistische Tendenzen, wie ich sie bei Peter Mertens auf die Spitze getrieben habe, die meisten waren liebevolle, besorgte Väter und Ehemänner, die das Gesetz und den Glauben achteten und darunter litten, dass sie vom Rest der Gesellschaft nicht anerkannt wurden.
    Es sind sogar Fälle bekannt, bei

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