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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Aber diesmal dauerte es länger. Diesmal empfand er Zorn, empfand, daß die Gerechtigkeit verletzt worden war. »Alles«, erinnerte ihn Duun mit heiserer Stimme. »Aber nein. Klag sie nicht an!«
    »Du hast dafür gesorgt, daß ich gar keine andere Wahl habe. Sie haben auf dich geschossen!«
    »Tatsächlich? Ich erinnere mich gar nicht mehr.«
    »Sie waren beim Friedensrichter. Sie haben gestanden. Sie wissen, was sie getan haben.«
    »So.« Duun ging auf die geschlossene Tür zu. Die medizinischen Gerüche beleidigten seine Nase. Seine Ohren waren unten. Er humpelte. Jeder einzelne seiner Muskeln war verspannt. Ellud trug seine tadellosen Stadtkleider. Duun trug nichts außer einem kleinen Kilt. Und zeigte seine Narben. Er hätte auch den Hatani-Umhang tragen können, hatte es aber vorgezogen, ihn hängen zu lassen. »Ich werde mit ihnen sprechen, Ellud. Keine Anklage.«
    »Sie können doch nicht so etwas tun und damit durchkommen ...«
    »Weil ich sakrosankt bin?« Duun drehte sich zu ihm um, die Ohren angelegt. »Du hast mir alles versprochen, was ich wollte, Ellud. Jetzt bitte ich dich: keine Anklage. Gib ihnen Sheon zurück!«
    »Sie haben versucht, dich zu töten!«
    »Sie hätten es auch beinahe geschafft. Gut für sie. Sie sind nicht schlecht für Bauern. Muß ich auch das auf meine Schultern nehmen?«
    Ellud war für einen Moment still. Er zog die Mundwinkel herunter.
    »Also bekommst du jetzt etwas, was dich eigentlich glücklich machen sollte«, sagte Duun. »Ich komme wieder in die Stadt. Ich vertraue darauf, daß du einen Platz für mich findest.«
    Wieder war eine Zeitlang Schweigen. »Es wird auch langsam Zeit. Es wird auch langsam Zeit, Duun! Ich lasse einen Hubschrauber heraufkommen. Er holt euch hier oben ab.«
    »Der Junge geht zu Fuß hinunter«, sagte Duun. »Übermorgen. Dann ist er wieder fit.«
    »An denen vorbei? Bei den Göttern, hatten wir noch nicht genug Schwierigkeiten?«
    »Er ist ein Hatani, Ellud.« Duun blickte in die Düsternis von Elluds Blick und hielt ihr stand. »Du mußt das verstehen. Er wird auf eigenen Füßen von hier weggehen.«
     
    Dorn schaffte es, wieder auf die Beine zu kommen, nachdem die Meds gegangen waren. Duun hatte das auch erwartet. »Setz dich!« sagte Duun, der sich selbst auf eine der Erhebungen setzte, die das Zimmer umgaben. Der Bodensand war zertrampelt und mit dunklen Flecken gesprenkelt. Dorn hatte reichlich Blut verloren. Er stand jetzt zögernd unter der Tür, den verletzten Arm in einer Schlinge, die um den Hals führte; seine Haut zeigte eine häßliche wachsbleiche Färbung, abgesehen von dem Arm, wo vom Blut gerötetes Gel einen Schnitt abdeckte. Eine Narbe würde davon bleiben. Eine lange Narbe. Das Geschoß hatte knapp einen Hauptnervenstrang verfehlt, wie die Meds sagten. Der Knochen war angeknackst, aber nicht gebrochen. »Du hast jetzt eine Menge Plasma in dir anstelle von Blut, mein Junge. Das meiste von deinem Blut hast du unten im Tal gelassen. Komm und setz dich!«
    Dorn kam heran. Duun war damit beschäftigt, seine Waffen zu polieren. Dorn kniete sich auf die Erhebung und setzte sich dann vorsichtig, ein Bein abgespreitzt. Schweiß stand auf seiner haarlosen Stirn. Haarsträhnen klebten daran.
    »Wir gehen weg von hier«, eröffnete ihm Duun. »In die Stadt, wo wir von jetzt an leben werden.«
    »Weg von hier ...«
    Duun blickte zu ihm auf. Sheon war verloren, jetzt sogar doppelt. Sein Blick war finster, und Dorn erwiderte ihn mit fremdartigen, umwölkten Augen, hinter denen Gedanken abliefen und die tiefe Angst zeigten. (Warum haben sie geschossen, Duun? Ist es Rache? Geht es gegen mich? Habe ich etwas falsch gemacht, Duun? Was habe ich dort unten gemacht?)
    »Ich möchte nicht weg, Duun.«
    »Sie kommen später herauf und holen die Sachen ab, die wir mitnehmen wollen. Die hier ...« Er polierte eine Klinge. »Die nehmen wir mit.«
    »Ich will nicht weg!«
    »Ich weiß.« Duun sah ihn an. Tränen schimmerten in Dorns Augen. »Die Bauern bekommen das Land. Es wird ihnen von jetzt an gehören und sie vielleicht für das entschädigen, was ich tun mußte. Verstehst du mich, Dorn? Haras? Hörst du?«
    »Ja, Duun-hatani.«
    »Wir fliegen von hier weg. Wir gehen dorthin, wo die Luft stinkt und wo du nichts verstehen wirst, was du siehst. Du wirst mir deine Fragen insgeheim stellen. Leute werden dort um uns sein, ständig. Kein Jagen mehr. Keine Wälder. Nur Stahl. Und Abertausende von Leuten. Vielen Shonunin gefällt so ein Leben. Du lernst

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