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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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eine in der Ferne gesehen, bevor sie hinter dem Berg außer Sicht geriet. Manchmal zogen sich weiße Spuren über den Himmel: Flugzeuge, sagte Duun. Leute fliegen mit ihnen.
    (»Wohin, Duun? Wohin fliegen sie? Warum fliegen sie? Können sie uns sehen?« Dorn, das Kind, hatte diesen Flugzeugen zugewinkt, während er schwindelig auf dem höchsten Felsen stand, den er erklettern konnte. »Hier bin ich! Hier, hier!«)
    (Bemerkt mich doch! Gebt mir ein Zeichen, daß ihr mich seht! Hier bin ich. Seid ihr wie ich? Seht ihr andere Kinder dort, wohin ihr fliegt? Haben sie eine Haut wie ich? Und Augen wie ich? Und haben auch sie fünf Finger?)
    (Abertausende von Shonunin in der Stadt. Sehen wenigstens ein paar so aus wie ich?)
    Die Straße wand sich immer weiter bergab, zwischen den Bäumen hindurch und dann aus dem Wald hinaus. Von weither drangen Geräusche herüber, wie sie der Wind nie erzeugte: Maschinengeräusche, die dumpf schlagend in einem bedrohlichen Akzent sprachen, der stets von Meds kündete.
    »Sie kommen«, sagte Duun. »Sie sind früh da und warten dann auf uns.«
    Die Fremden kamen die Straße herauf, um sie zu empfangen. Es waren keine Meds, sondern andere, von Hals bis Fuß in Blau und Grau gekleidet. Sie trugen Waffen. Dorn zögerte, als er sie sah, aber Duun ging weiter, und so wußte Dorn, daß diese Fremden akzeptabel waren. »Sie mußten nicht unbedingt kommen«, sagte Duun, als sie zusammentrafen. »Wir haben unsere Befehle«, erwiderte einer von ihnen; mehr sagte er nicht. Dorn stand ganz reglos da während dieser Begegnung an einer Straßenbiegung. Sie betrachteten ihn, diese Fremden, und sahen dann wieder weg, als wäre er nicht von Bedeutung, sondern nur ein Anhängsel Duuns. Und dann führten die blaugekleideten Leute sie bergab, einer hinter ihnen, einer an Duuns Seite.
    Von nun an gehörte der Berg nicht mehr ihnen. Fremde besaßen ihn jetzt. Und Fremde mischten sich auch in Duuns und Dorns letzte Minuten des Abschieds vom Berg ein. Dorn wußte, warum Duun sie lieber nicht dabeigehabt hätte. Aber Duun schickte sie auch nicht weg, und er schritt jetzt dahin, ohne die Dinge der Umgebung wie die Bäume und Steine zu betrachten; bevor die Fremden gekommen waren, hatte er sich umgesehen, genau wie Dorn. Ohne mit ihm zu sprechen. Duun empfand Bitterkeit, war verletzt. Dorn wußte es. (Mein Fehler, meine Schuld, das alles. Sie sollten mich wegbringen, damit Duun seinen Berg behalten kann.) Aber niemand bot Dorn an, diese Wahl zu treffen. Vielleicht hatte er sie auch gar nicht.
    Immer weiter bergab ging es, das letzte Stück zu der Ebene, um die letzte Biegung der Straße.
    Eine Maschine hockte auf der Wiese. Sie hatte gewaltige Rotorblätter. Sie hatte in dem milchiggrünen Gras einen Kreis um sich flachgedrückt. Breite, staubige Straßen liefen hier zusammen, und Leute standen an dieser Kreuzung, ein ganzes Stück abseits.
    »Wir haben sie ferngehalten«, berichtete jemand, der bislang noch nichts gesagt hatte. Nur war es kein Mann wie Duun, wie Ellud, wie die Meds. Er hatte breitere Hüften und ging anders, hatte eine ruhige, dünnere Stimme. Eine Frau , dachte Dorn, als er diese Stimme hörte, und sein Herz schlug schneller.
    (»Frauen«, hatte Duun ihm erzählt, als er noch klein gewesen war, »sind wie wir und doch anders.«) (»Wie anders?« wollte Dorn wissen.) (»Innerlich. Und äußerlich in manchen Dingen. Sie haben etwas in sich, wo sie Babies erzeugen. Die Männer setzen die Babies dort hinein, und die Frauen tragen sie dann aus.«)
    (»Wie geht das?« fragte Dorn, das Kind. »Damit« , sagte Duun und zeigte ihm, was er meinte. »Das habe ich nicht«, sagte Dorn, während er sich selbst in Augenschein nahm. »Duun, so etwas habe ich gar nicht! Meins ist alles draußen!«)
    (»Du bist eben anders«, lautete Duuns Antwort.) (»Bin ich eine Frau?«)
    (»Nein«, sagte Duun. »Du bist ein Kind, und du wirst einmal ein Mann sein.«)
    (»Wie erzeugen Frauen Babies?«) Duun hatte ihm damals keine Antwort darauf gegeben. Oder hatte es einfach vergessen. Später erfuhr Dorn sie trotzdem. (»Schau dir das an!« sagte Duun und zeigte ihm das Junge im Leib eines Deiggens, das Dorn getötet hatte. »Das sind Babies. Du sollst keine Weibchen töten. Sieh dir diese Ohrspitzen an. Solche darfst du nicht jagen.«)
    Dorn erinnerte sich daran. Aber er hatte ein Deiggenbaby aus der Gebärmutter hervorgeholt und auf einen flachen Stein gelegt, um es sich anzusehen. Es war nicht der Tod, woran er sich am

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