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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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unter Duuns steingehärteten Füßen fühlte sich zu fein an, wie Pulver.
    Er ging ins Schlafzimmer und fand Dorn im Bett. Es war Nacht. Duun spürte das, obwohl die Wandbilder nicht dazu paßten und einen mittleren Nachmittag zeigten. Dorn schlief, die hellblauen Decken mit einer braunen, glatten Hand festhaltend. Das Gesicht hatte einen hohlen Ausdruck angenommen: Der Unterkiefer war länger geworden, und die Backenknochen standen stärker hervor.
    Endgültige Veränderungen. Fast schon ein Mann.
    Duun wählte eine Nachtszenerie aus. Die Lichter erloschen, und Sternenstaub schimmerte auf den Wänden, die den Schläfer umgaben. Die Klimaanlage erzeugte einen zurückhaltenden Duft, der synthetisch war und vage ans Meer erinnerte.
     
    »Ja, Duun?«
    Duun zog mit gekreuzten Beinen die Füße auf der Erhebung an (städtische Verhaltensweisen fielen ihm schwer nach sechzehn Jahren), stützte die Arme auf die Oberschenkel und ließ die Hände schlaff in den Schoß fallen. (Ja?) Er blickte auf zu Ellud, der an seinem Schreibtisch saß, umgeben von den Attributen seines Amtes, Monitor und Kommunikationseinrichtungen. Wie ein Wurm im Netz. Leitungen führten von hier aus überall in die Welt. »Es geht ihm gut«, sagte Duun. »Ich glaube nicht, daß es ihm geschadet hat. Ein oder zwei Narben - was ist das schon?«
    Ellud sah ihn an; Duun erwiderte den Blick mit seinem festgefrorenen Lächeln. Er hatte witzig sein wollen, und Ellud schien zu dem Schluß zu kommen, daß es das war, ihm aber nicht gefiel. »Das mit der Urkunde ist geregelt. Die Bauern sprechen ihren unterwürfigen Dank aus. Die Sache ist abgeschlossen.«
    »Gut.«
    »Ich bin damit beschäftigt, dir neugierige Fragen vom Hals zu halten, Duun. Weißt du das?«
    »Ich weiß. Sie werden ihre Finger von ihm lassen. Sag es ihnen allen. Er hatte noch nie einen Helikopter gesehen. Er kann einen Haushalt gut führen; na ja, eine Geschirrspülmaschine kannte er noch nicht. Er ist wie ich. Das sagte ich dir bereits. Die Meds werden ihn respektieren. Oder ich sorge dafür. Nein. Er wird es selbst tun. Ich gebe ihm die Erlaubnis dazu.«
    »Ich halte das nicht für ratsam.«
    »Er ist ein Hatani, Ellud.«
    »Eine Handvoll Bauern hat ihn fast umgebracht! Um der Götter willen, Mann, sie hätten ihn getötet! Was hast du dagegen unternommen?«
    »Ich bin gelaufen. Sie hätten auch mich fast umgebracht, weißt du. Ein halbes Dutzend Männer mit Schußwaffen ist nicht zu verachten. Ich habe keinen Dummkopf ausgebildet. Und sie haben ihn überrascht. Nicht mit den Schußwaffen. Mit ihrer Reaktion. Sie hatten Glück, daß er weggelaufen ist. Großes Glück! Sogar trotz ihrer Schußwaffen. Das kannst du deinen Mitarbeitern sagen.«
    »Sie werden ihn nicht provozieren.«
    »Sie sollen gar nicht mit ihm sprechen. Diese Regel gilt weiter. Bitte, danke, setz dich wieder. Einatmen, ausatmen! Keinen Kommentar! Nichts. Und respektiere es. Sie sollen ihn auch respektieren, und ich meine es ernst damit!«
    Ellud holte sehr, sehr tief Luft und stieß sie wieder hervor. »Wie weit ist er gereift?«
    »Sehr weit - in mancher Hinsicht. In anderen Dingen wieder überhaupt nicht. Eins sage ich dir: Niemand redet mit ihm!«
    »Für wie lange?«
    »So lange, wie es braucht.«
    »Sie wollen die Bänder einsetzen.«
    Duun runzelte die Stirn. »Gib mir noch ein wenig Zeit damit.
    Ich sage Bescheid, wenn es soweit ist.«
    »Du hattest sechzehn Jahre!«
    »Er auch. Wer weiß schon, was er braucht? Ich möchte, daß deine Meds sich nicht bei mir blicken lassen, Ellud. Oder ich suche mir eine andere Gegend. Irgendwo auf der anderen Seite der Welt, wenn es sein muß.«
    »So lange, wie es braucht - hm?«
    »So ist es.«
    »In Ordnung. Ich halte sie dir vom Hals. Ich spreche mit den Mitarbeitern. Vielleicht solltest du dich etwas ausruhen. Die Meds könnten auch dich untersuchen.«
    »Das ist nicht, was ich brauche.«
    »Was denn?«
    »Ist Dogossen noch da?«
    Schweigen. »Sie ist nach Rogot gezogen. Ein Ehemann. Der zweite jetzt.«
    Die Jahre holten Duun wieder ein, in einem einzigen dumpfen Schmerz. »Na ja. Und Hounai? Dasselbe?«
    »Brauchst du eine Frau, Duun? Ich kann mich bei den Mitarbeitern umhören. Vielleicht ...«
    »Keine Hatani.« Er blickte nach unten und studierte das Muster seiner Hände, der ganzen und der halben. »Ich will keine Hatani. Nichts in der Art. Es ist so lange her.«
    »Ich hoffe bei den Göttern, daß es so ist!« Duun blickte wieder auf. Es war zum Teil als Witz gedacht,

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