Das Kuckucksei
ihm und ihr ein Urteil zu fällen, da ihre Mutter geheiratet und sie verstoßen hatte. Ehonin machte sie zur Hatani, und sie starb bei der Ausbildung. Das war ihr Patrimonium. Ehonin wußte, daß sie nicht zur Hatani befähigt war. Sie war schwach. Aber es gab ihr das, was er hatte. Die Frau zu töten, wäre keine Hilfe gewesen.«
»Er hätte die Tochter verheiraten können.«
»Das wäre auch eine Lösung gewesen, aber dazu stand kein weiterer Beteiligter zur Verfügung. Er konnte wohl kaum jemanden in die Situation hineinziehen, der noch nicht darin verwickelt war. So etwas ist niemals richtig. Wenn der Hatani selbst in den Fall verwickelt ist, sind die Urteile niemals das, was sie sein sollten. Je weniger Leute der Hatani in einem Fall zu beurteilen hat, desto weniger Lösungen stehen ihm zur Verfügung.«
»Er hätte den Ehemann der Frau veranlassen können, das Mädchen zu adoptieren!«
»Hätte er, und den Ehemann gab es ja. Wenn das Mädchen den Hatani gebeten hätte, zwischen ihr und dem Ehemann ihrer Mutter zu urteilen, dann hätte er zu dieser Lösung kommen können. Das war einer der Gründe, warum Ehonin vermutete, daß sie keine Hatani werden würde. Sie sprach eilig vor, obwohl sie reichlich Zeit hatte, es sich zu überlegen. Oder vielleicht wollte sie mit dem Ehemann nichts zu tun haben. Das ist auch möglich. Jedenfalls hatte Ehonin nichts, worauf er sich stützen konnte: Zur Mutter zu gehen und sie nach der Wahrheit zu fragen, wäre sinnlos gewesen. Sie bot sich nicht als Zuflucht. Und die Tochter hatte auch nicht darum gebeten. Damit blieben nur sie und Ehonin als Hauptbeteiligte. Da fand er keine andere Antwort.«
»Wenn sie ihn nicht um eine Hatani-Lösung gebeten hätte, hätte er ihr vielleicht helfen können.«
»Das hätte er.«
»Sie war ein Dummkopf, Duun-hatani.«
»Sie war obendrein jung und zornig. Und sie haßte ihren Vater. Nichts von diesen Dingen hat ihr geholfen.«
»Hätte er sie nicht warnen können?«
»Sie war alt genug, um durch eine ganze Provinz zu ziehen.
Welchen Sinn hätte es gemacht, sie zu warnen? Aber vielleicht hat er es ja getan. Zorn gebiert große Dummköpfe.«
»Das ist die Geschwindigkeit des Systems durch den galaktischen Arm.«
»Ist sie absolut?« fragte Dorn. Er hatte gelernt zu fragen, und Elanhen wirkte erfreut. »Nein«, antwortete Elanhen. »Aber setze es bei diesem Problem einmal voraus ...«
Sie waren wieder bei der Physik. Zumindest an zweien von jeweils fünf Tagen.
Auch die Geschichte wurde behandelt. »Im Jahr 645 berechnete Elhoen, daß die Welt rund ist. So lautete sein Beweis ...«
»... 1439 beseitigten die Hatani die Shothoen-Gilde und setzten den Händlerbund an ihre Stelle ...«
»... 1492 stieß die Mathog-Eisenbahn auf die Bigon-Linie, und entlang der Strecke wuchsen die Städte ...«
»... 1503 führte Agheit den ersten Flug mit Motorantrieb durch. 1530 dann überquerte Tabisittanun den Mathog ... Er stürzte bei dem Versuch einer Polarüberquerung ab. Sein Sohn und seine Tochter erbten seinen Anteil an der Gilde, und die Tochter verscholl bei einem zweiten Versuch, als Eisbildung an den Tragflächen sie zur Landung in der Gltonig-Bucht zwang. Das war ihre letzte Funknachricht. Die Maschine wurde verlassen aufgefunden, und es ist nicht bekannt, was aus der Pilotin wurde. Dem Sohn gelang 1541 der Flug.«
»... Dsonan wurde Hauptstadt ...«
»... Der Dsonan-Bund eroberte den Mathog. Bigon widerstand. Die Hatani lehnten es ab, sich einzumischen, solange Bigon nicht darum bat, und das Blutvergießen dauerte an, bis beide Seiten um einen Schiedsspruch ersuchten. Damals dienten Flugzeuge zum ersten Mal zur ...«
»... Raketen mit Sprengköpfen wurden zum ersten Mal ...« Starkes Unbehagen regte sich in Dorn. Er drehte sich um, suchte nach jemandem, der ihm half ... allerdings nicht Cloen. Im Zimmer verteilt saßen die anderen an ihren Schreibtischen. Dorn hielt die Tastatur auf seinem Schoß und gab Betans Namen ein.
» W-a-s i-s-t? « erschien die Antwort in weißen Buchstaben am unteren Rand des Bildschirms.
Dorn zögerte. Dann tippte er. » W-e-l-c-h-e-s J-a-h-r h-a-b-e-n w-i-r? « Sein Gesicht brannte. Mit klopfendem Herzen wartete er auf eine Antwort. Nichts erschien auf dem Bildschirm. Er blickte auf und sah, daß Betan ihren Schreibtisch verließ und mit einem verblüfften Ausdruck im Gesicht über den Sand auf ihn zukam.
»Ich brauche deine Hilfe nicht«, sagte er. «Es war nur eine Frage.«
Betan betrachtete
Weitere Kostenlose Bücher