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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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mürrischem Gesicht daneben, signalisierte Dorn, daß kein weiterer Angriff erfolgen würde, und sah zu, wie Dorn sich von seinem Sturz erholte und wieder aufstand.
    »Noch einmal!«
    »Duun-hatani, zeig mir noch einmal diesen Ausfall zur Seite!«
    Geduldig zeigte Duun es ihm. Dorn ging folgsam mit und probierte mitten in der Bewegung einen Trick, einen Scherz.
    Duuns Hände schlossen sich um ihn und warfen ihn zu Boden. (Er hat es rechtzeitig gesehen.) Duun hätte eigentlich lachen können, aber sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Dorn blieb für einen Moment auf dem sicheren Boden liegen und blickte zu Duun hinauf. (Ihr Götter! Er hat etwas vor. Irgend etwas stimmt nicht.) Dorn schüttelte die Benommenheit und die Gedanken und den Tag aus seinem Kopf und rappelte sich wieder auf, konzentrierte sich auf den nächstmöglichen Brennpunkt, ohne einen Gedanken an irgend etwas, ohne einen Herzschlag außer dem Takt des Tanzes, dem Licht und dem Staub. Er befand sich nicht mehr in der Stadt, sondern unter der Mittagssonne von Sheon. Sie waren auf dem Hof, und Duun stand ihm in reinster Einfachheit gegenüber.
    Ausfallen und ausweichen, zuschlagen, sich wieder fangen, ausfallen und wenden.
    »Das war schon besser«, meinte Duun, und dieses eine Wort lief über Dorns Nerven wie Finger über eine Ddkin. »Wirklich besser. Geh in die Offensive!«
    Ohne zu zögern. Dorn schlug.zu und traf, und Duun wirbelte über den Sand davon, richtete sich aber sofort in einer einzigen fließenden Bewegung wieder auf.
    Wieder kontern und angreifen.
    Und erneut.
    Und wieder. Dorn wich einem auf seine Hüfte gezielten Tritt aus und schlug selbst wieder zu. Seine Hand traf auf Fleisch, und entsetzt warf er sich herum, noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Duun schon wieder vom Sand hochkam und einen Tritt auf ihn zielte, dem er nur knapp entging.
    »Pause!« rief Dorn und hob die Hand. Er atmete schwer. Duun richtete sich auf, aber nicht ganz, und er atmete nicht leichter. Er drückte sich die Hand an die linke Seite. (Ihr Götter, ich habe ihn getroffen, ihm weh getan; o ihr Götter, seine Rippen ...)
    »Das war gut«, meinte Duun. »Du hast meine Abwehr durchbrochen.«
    (Er wollte gar nicht aufhören! Wenn ich nicht Schluß gemacht hätte ...)
    (... dann hätte er weitergemacht. Und mich geschlagen.) Als Dorn sich das klargemacht hatte, stellte er fest, daß seine Knie schlotterten.
    (Keinen Durchgang mehr, Duun, bitte, jetzt nicht mehr ...) Die Dunkelheit wich wieder aus Duuns Augen. Die Vernunft kehrte zurück. Duun richtete sich auf, stellte die Ohren auf und schenkte Dorn ein linksseitiges Lächeln, das in Verbindung mit der ständigen Verzerrung des rechten Mundwinkels eine täuschende Unschuld enthielt. »Ein heißes Bad für uns beide«, schlug Duun vor. »Du zitterst ja, Elritze.«
    »Ich wollte das nicht! Ich dachte ...«
    »Morgen üben wir einfache Figuren. Ich dachte schon, daß du dich diesem Stadium näherst. Wir können uns jetzt gegenseitig weh tun. Kein unbeherrschtes Training mehr. Es ist zu gefährlich geworden.«
    (Ich habe nicht gewonnen, ich habe ihn nicht geschlagen; man kann ihn nicht schlagen, ohne ihn zu töten ...)
    Duun entfernte sich. Er humpelte, aber nicht stark. Dorn wischte sich den Schweiß vom Gesicht und stellte fest, daß die Hand zitterte.
    (Bei allem, was er mir jemals versprochen hat - wußte er das immer.)
     
    Dorn war miserabel beim Unterricht. Die Zahlen strömten an ihm vorbei, ohne ihm etwas zu sagen. Er studierte seine Geschichte, und die Daten ließen sich in seinem Gehirn nieder, aber die Namen entzogen sich seinem Verständnis.
    »Etwas bedrückt dich«, stellte Sphitti fest. »Mach lieber die Lautübungen. Die schaffst du.«
    Das beleidigte ihn. (Ich bin Hatani! wollte er Sphitti zurufen; die Dinge bedrücken mich nicht!) Aber das Schlimme war, daß Sphitti offenkundig recht hatte. Cloen machte vorsichtig einen Bogen um Dorn. Elanhen arbeitete schweigend an seinem eigenen Kontrollpult, war dort mit irgendeiner abstrusen Statistik beschäftigt, während Betan Dorn über die Schulter Blicke zuwarf, ohne etwas zu sagen.
    Kann ich helfen? tauchte ihre Nachricht am unteren Rand seines Bildschirms auf.
    Später, schickte er als Antwort zu ihr; mehr nicht.
    (Duun hat mich betrogen. Duun hat mich mein ganzes Leben hindurch gesteuert. Aber warum widmet Duun sein Leben einem einzigen Schüler? Warum besitzt Duun soviel Reichtum und leben die Bauern nur in einem Haus mit Blechdach? Aber jetzt

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