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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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weh, wenn ich von dort herauskomme. Ich fühle mich dann, als hätte mich jemand gepackt und von innen nach außen gewendet. Ich sehe Dinge in meinem Schlaf. Ich habe die Fensterbilder geändert. Vorher waren es Sterne. Ich wachte auf und wußte nicht, wo ich war, und ich hatte das Gefühl zu fallen, wie das Fallen im Traum, nur schlimmer. Jetzt habe ich Wälder vor mir, und manchmal die Wälder Sheons im Regen; ohne das kann ich nicht schlafen. Ich wünschte, sie würden dieses schreckliche Wüstenbild im Labor auswechseln.«
    »Es soll eigentlich beruhigen.«
    »Es ist zuviel Himmel dabei. Es wirkt tot. Ich träume von so einem Ort, und es gefällt mir nicht.«
    »Ich werde sie bitten, es zu ändern. Ich bin sicher, daß sie es tun werden. Sie versuchen wirklich, gut zu dir zu sein, wie du weißt.«
    »Sie hassen mich.«
    »Junge, sie sind Profis. Sie müssen kalt sein. Ihre Gedanken kreisen nur darum, was sie zu tun haben, und sie unterscheiden sich nicht von anderen Profis. Irgendwann sind sie soweit, daß sie Leute behandeln, als ginge es darum, Knöpfe zu drücken und zu erwarten, daß die Dinge in Gang kommen. Sie vergessen einfach, daß eine Person an dieses Bein und jenen Arm anmontiert ist, denn sie blicken in sich hinein und sehen dann auf einer anderen Ebene, sehen zum Beispiel einfach nur, wie die Adern und Nerven verlaufen. Auf dieser Ebene ist dein Körper nur noch eine Karte, auf der Wege hierhin und dorthin führen, und ich fürchte, sie bewegen sich in diesen Gleisen, ohne viel daran zu denken, daß irgendwo oben in diesem Netz sich ein Schädel mit einem Gehirn befindet, daß dort ein sehr besorgter junger Mann wohnt und ihnen zusieht und dem zuhört, was sie zueinander sagen.«
    (Sagot, du lenkst wieder ab. Ich kenne diesen Trick. Ich bin ein Junge zwischen zwei cleveren Erwachsenen, und sie sorgen ständig dafür, daß ich mich nicht im Gleichgewicht befinde. Ich bin es müde, gegen den Sturm zu kämpfen. Manchmal möchte ich mich einfach nur noch hinlegen und aufgeben.)
    »Ich denke daran, mich umzubringen.« Panik. Sagot sah ihn schockiert an. Dorn grinste, aber innerlich schmerzte es ihn.
    »Das war ein Scherz. Du bist sehr gut darin, mich vom Thema abzubringen. Ich dachte, ich mache das einmal mit dir.«
    »Mach keine Scherze über so etwas, Junge! Ich hatte einen Ehemann, der mir das angetan hat. Ich halte es für überhaupt nicht komisch.«
    »Erzähl mir nichts von deinem Ehemann! Du machst es wieder mit mir! Ich hör dir nicht zu!« Er sprang von der Erhebung und ging über den Sand nach draußen. Sagot schwieg. Er kam bis zur äußeren Tür, in den Raum mit der Vase und dem Zweig, und die Tür war abgeschlossen. Er schlug auf den Schalter, hämmerte gegen die Tür. »Macht auf! Ich will hier raus!«
    Es gab kein Entkommen. Schließlich mußte er wieder in das große Zimmer zurückgehen (wie Sagot es geplant hatte). Aber er setzte sich auf die hinterste Erhebung, kreuzte die Beine und betrachtete eingehend die Adern an seinen Händen und Knöcheln, Adern, die durch den Zorn erweitert waren. Karten. Wege. Sagots Ehemann hatte sich wahrscheinlich umgebracht, und es war keine Erfindung von ihr. Sie saß dort drüben, vor sich einen undankbaren, groben Jungen, der schmollte, nachdem er sie auf Hatani-Art angegriffen hatte. Er hatte Cloen geschlagen. Er hatte Sagot geschlagen. Beide Male hatte er seine Kenntnisse pervertiert.
    Endlich stand er wieder auf, ging hinüber und setzte sich vor Sagot. »Du kannst mit mir schimpfen, Sagot. Bitte!«
    »Das brauche ich nicht.«
    (Treffer. Geschickt und tödlich wie Duuns Schlagfertigkeit, wenn er verärgert war.) Dorn zuckte innerlich zusammen. »Vergib mir, Sagot. Sagot, hasse mich bitte nicht!«
    »Böser Junge. Voller Arglist und Täuschung. Ich sehe, daß du Duuns Werk bist. Wir sind wieder bei den Meds, nicht wahr?«
    »Sag mir bloß nicht, daß sie mich nicht hassen! Ich kann ihre Bewegungen lesen, ihre Blicke, Sagot. Sie hassen mich und fürchten mich, und sie haben mich zu dem gemacht, was ich bin. Sind ihre Reaktionen da vernünftig?«
    »Vielleicht ist es der Hatani, den sie fürchten. Hast du schon einmal daran gedacht? Die Leute mögen es nicht, wenn man sie durchschaut. Da steht ein Hatani vor deiner Tür, du gibst ihm Nahrung und einen Platz zum Schlafen, und du überlegst dir jede Bewegung, die du machst, weil du weißt, daß du unablässig beobachtet wirst, jede kleine Bewegung von dir. Man müßte schon sehr dumm oder sehr unschuldig

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