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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sein, um sich zu entspannen, wenn man einen Hatani unter seinem Dach beherbergt.«
    »Ein Hatani fällt kein Urteil, wenn er nicht darum gebeten wird. Manchmal nicht einmal dann. Warum machen sie sich also Sorgen?«
    »Wegen der Schuld. Jeder hat irgendeine Schuld. Ein Hatani macht einem das bewußt.«
    »Selbst Hatani tragen Schuld, Sagot.«
    »Aber sie verbergen es. Sie wissen, wie man bewerkstelligt, daß man nicht durchschaut wird, nicht wahr? Sofern sie es wirklich versuchen. Manchmal tun sie es nicht.« Sagot stand auf, kam herüber und setzte sich neben ihn, legte einen Arm um ihn. »Manchmal wollen sie es nicht, stimmts? Komm schon, lehn dich an mich, ich sage es niemandem.«
    »Erzähl mir etwas über den Test, Sagot!«
    »Böser Junge.« Ihre Hand drückte seine Schulter dicht am Hals, was ihn nervös machte. Er zuckte die Achseln, und Sagot fuhr mit der Hand zur Mitte seines Rückens hinunter. »Du hast ein Hatani-Bewußtsein, in Ordnung. Du wirst erwachsen.«
    »Ich höre Wörter, Sagot; Klänge wandern durch meinen Kopf, und ich erkenne Wörter in ihnen.«
    »Was sagen sie, diese Wörter?«
    »Sie sagen ›hallo‹ zu mir, sie wollen etwas, aber ich kann nicht sagen, was. Sie sprechen von der Sonne und von der Welt, von Mathematik und Chemie; Sauerstoff, sagen sie, und Kohlenstoff, sagen es immer wieder. Und sie reden Unfug, und dann wieder über die Elemente, die Reaktionen innerhalb der Sonne, die Lebenszyklen der Sterne ...«
    Sagot hatte den Arm angespannt. Dorn drehte sich um und blickte sie aus unmittelbarer Nähe an, sah, wie sich ihre Augen weiteten und verengten. »Habe ich dich gerade erschreckt?« wollte er wissen.
    »Red weiter!«
    »Ich soll doch nicht mit dir darüber sprechen. Du sagst mir das immer wieder.«
    »Davon kannst du mir erzählen. Fahr fort!«
    »Mehr ist da nicht; ich kann mich an nichts sonst erinnern.
    Ich sehe diese Wüstengegend und einen Ort wie eine Raumstation; ich sehe die Welt aus dem All und die Sonne hinter ihr zum Vorschein kommen, und Gesichter - Gesichter wie meines; ich sehe, daß die Raumstation voll solcher Gesichter ist, sehe Leute wie mich kommen und gehen und miteinander reden. Manchmal sind sie wie verrückt, und ich kann sie lesen, wenn ich auch nicht schlau aus dem werde, was sie sagen. Einer will etwas, und es ist eine Frau - Duun sagt, ich würde mir das vorstellen, aber ich stelle mir nie solche Dinge vor; ihr Mund ist ganz rot und ihr Haar lang, und die Haut um ihre Augen herum ist bemalt. Sie will etwas, unbedingt, und ist wütend auf einen Mann, aber er entschuldigt sich, und sie treffen sich weiter an diesem Ort, wo die Leute essen und Kleider anhaben, Kleider für Leute, die nicht behaart sind, und diese Frau ist gebaut wie ...« Er zeigte mit den Händen vor seiner Brust die Vorstellung von ihrer Fülle. (Weiß, ganz weiß, und groß und seltsam aussehend.) »Und schließlich -viele Leute kommen und gehen - geht sie mit diesem anderen Mann davon, und sie gehen in sein Schlafzimmer und vereinigen sich, aber es ist keine Liebe dabei, die Frau kann ihn nicht einmal leiden, und er ist sauer deswegen, vielleicht auch wegen etwas anderem. Sie machen es ganz mechanisch. Dann zieht sie sich an und geht weg und findet den ersten Mann wieder, aber er will gerade woanders hin und möchte nicht mit ihr sprechen. Sie weint. Er geht fort. Sie geht wieder dorthin, wo die Leute essen, und sie ist sehr unglücklich.
    Dann kommt er durch die Tür herein und setzt sich zu ihr, aber sie haben dort keine normalen Möbel, sondern alles steht auf Beinen; das ganze Mobiliar ist dort so. Die Frau tut so, als würde sie sich nicht freuen, ihn zu sehen, und ißt weiter. Er weiß, daß sie nur so tut, und sagt etwas. Sie blicken einander an und unterhalten sich darüber, ob sie irgendwohin gehen sollen, und dann ist es zu Ende, und ich weiß nicht, wohin sie gegangen sind.«
    Sagot nahm sein Gesicht zwischen die Hände, und er fühlte sich so verloren, daß er es duldete. Sie zog sein Gesicht zu sich herunter und fuhr ihm mit der Zunge über die Augen. Es war ein seltsames Gefühl für ihn, ein Gefühl, geliebt zu werden, sogar in Anbetracht von Sagots Alter.
    »Ist es das, was ich sehen soll?«
    Sie ließ ihn los. »Geh nach Hause! Ich rufe Ogot.«
    »Was soll ich sehen? Ist es vorüber? Bin ich damit fertig?«
    »Ich weiß es nicht. Geh nach Hause!«

ZWÖLFTES KAPITEL
    Ellud ging hin und her und wedelte mit den Armen. »Ich kann das nicht verbergen!«
    »Das brauchst du

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