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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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seinen Schreibtisch-Schirm, »sehe ich, dass es Zeit für mich ist, an einer weiteren, zweifellos unerträglich langweiligen Sitzung des Handelsrates teilzunehmen. Ich würde es vorziehen, unseren Gedankenaustausch fortzusetzen, Mr. Gurgeh, doch unglücklicherweise müssen wir ihn im Interesse eines reibungslos funktionierenden Warenaustausches zwischen unseren vielen Welten abkürzen.«
    »Dafür habe ich volles Verständnis.« Gurgeh erhob sich gleichzeitig mit dem Apex.
    »Ich freue mich, Sie kennen gelernt zu haben, Mr. Gurgeh«, sagte Olos lächelnd.
    »Ganz meinerseits.«
    »Erlauben Sie mir, Ihnen Glück bei Ihrem Spiel gegen Lo Wescekibold Ram zu wünschen.« Der Apex begleitete Gurgeh zur Tür. »Ich fürchte, Sie werden es brauchen. Doch bestimmt wird es ein interessantes Spiel werden.«
    »Das hoffe ich«, erwiderte Gurgeh.
    Sie verließen den Raum. Olos bot Gurgeh die Hand; Gurgeh nahm sie und gestattete sich, ein bisschen überrascht dreinzublicken.
    »Guten Tag, Mr. Gurgeh.«
    »Leben Sie wohl.«
    Dann wurden Gurgeh und Flere-Imsaho zu ihrem Flugzeug auf dem Dach zurückgeleitet, während Lo Shav Olos einen anderen Korridor zu seiner Sitzung hinunterschritt.
    »Sie Arschloch, Gurgeh!«, sagte der Roboter auf Marain, sobald sie wieder in dem Modul waren. »Erst fragen Sie mich nach zwei Wörtern, die Sie bereits kennen, und dann benutzen Sie beide und…«
    Gurgeh schüttelte bereits den Kopf und unterbrach: »Sie haben nicht viel Ahnung vom Spielen, nicht wahr, Roboter?«
    »Ich weiß, wenn jemand den Narren spielt.«
    »Besser, als ein Schoßtier zu spielen, Maschine.«
    Die Maschine erzeugte ein Geräusch, als sauge sie den Atem ein, zögerte und sagte dann: »Nun… wenigstens brauchen Sie sich jetzt keine Sorgen mehr um Ihre Prämissen zu machen.« Sie lachte ziemlich gezwungen. »Die Azadier fürchten sich ebenso vor der Wahrheit wie Sie!«

Gurgehs Spiel gegen Lo Wescekibold Ram erregte große Aufmerksamkeit. Die Presse, fasziniert von diesem seltsamen Alien, der sich weigerte, mit ihren Vertretern zu sprechen, schickte ihre ausgekochtesten Reporter und die Fotografen, die am geschicktesten darin waren, einen flüchtigen Gesichtsausdruck einzufangen, der das Objekt hässlich, dumm oder grausam – vorzugsweise alles gleichzeitig – erscheinen ließ. Gurgehs Außenweltler-Physiognomie wurde von einigen Fotografen als Herausforderung betrachtet, und anderen galt er als ein großer Fisch in einem kleinen Teich.
    Viele zahlende Fans hatten Eintrittskarten für andere Spiele weiterverkauft, weil sie dieses Spiel sehen wollten, und die Gästegalerie hätte mehrfach besetzt werden können, obwohl der Austragungsort nicht mehr die ursprüngliche Halle war, in der Gurgeh zuvor gespielt hatte, sondern ein Zirkuszelt, das in einem nur zwei Kilometer sowohl vom Grand Hotel als auch vom Kaiserpalast entfernten Park errichtet worden war. Das Zelt fasste dreimal so viel Leute wie die alte Halle und war trotzdem überfüllt.
    Pequil war am Morgen wie gewöhnlich im Wagen des Ministeriums für fremdrassige Angelegenheiten eingetroffen und hatte Gurgeh in den Park gebracht. Der Apex versuchte nicht länger, vor den Kameras zu posieren, sondern scheuchte die Reporter geschäftig zur Seite, um für Gurgeh einen Weg frei zu machen.
    Gurgeh wurde Lo Wescekibold Ram vorgestellt. Dieser war ein kleiner, korpulenter Apex mit einem kantigeren Gesicht, als Gurgeh erwartet hatte, und militärischer Haltung.
    Ram erwies sich als schnell und intelligent bei den kleinen Spielen. Sie erledigten zwei davon am ersten Tag und endeten mit ungefähr gleichem Punktestand. Gurgeh kam erst zu Bewusstsein, wie stark er sich konzentriert hatte, als er an diesem Abend vor dem Bildschirm einschlief. Er schlief beinahe sechs Stunden lang.
    Am nächsten Tag kamen sie zu zwei weiteren der kleinen Spiele zusammen, aber die Partie zog sich – nach Vereinbarung – bis in die Abendsitzung hinein. Gurgeh hatte den Eindruck, der Apex teste ihn, versuche, ihn zu ermüden oder wolle zumindest feststellen, wo die Grenzen seiner Ausdauer lagen. Sie mussten alle sechs kleinen Spiele absolvieren, bevor sie sich den drei Hauptbrettern zuwenden konnten, und Gurgeh hatte bereits erkannt, dass er mit Ram als einzigem Gegner unter größerem Stress stand als vorher im Kampf gegen neun andere.
    Nach gewaltigem Ringen, das beinahe bis Mitternacht dauerte, lag Gurgeh um eine Winzigkeit vor Ram. Er schlief sieben Stunden lang und wachte gerade rechtzeitig auf,

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