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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Gurgeh schwenkte das Papier.
    Der Roboter schwebte zu dem Brief hoch. »Abgesehen von der kaiserlichen Ausschmückung steht dort, dass Sie morgen in den Palast kommen sollen, damit man Ihnen gratulieren kann. Das heißt, man möchte Sie sich ansehen.«
    »Ich muss wohl hingehen?«
    »Das würde ich sagen.«
    »Werden Sie in dem Brief erwähnt?«
    »Nein, aber ich gehe auf jeden Fall mit; man kann mich nur hinauswerfen. Worüber haben Sie mit der Begrenzungsfaktor gesprochen?«
    »Sie wird meine Prämissen für mich eintragen lassen. Außerdem hat sie mir eine Vorlesung über soziologische Konditionierung gehalten.«
    »Sie meint es gut«, sagte der Roboter. »Sie möchte eben eine so delikate Aufgabe nicht einem wie Ihnen überlassen.«
    »Sie wollten gerade ausfliegen, nicht wahr, Roboter?« Gurgeh schaltete den Schirm von neuem an und setzte sich davor. Er wählte den Spielerkanal auf der kaiserlichen Frequenz und wollte die Auslosung der Paarungen in der zweiten Runde abrufen. Immer noch keine Entscheidung; es wurde noch gelost, die Ergebnisse waren jede Minute zu erwarten.
    »Nun«, sagte Flere-Imsaho, »es gibt tatsächlich eine sehr interessante Spezies eines nächtlichen Fischjägers, der eine Flussmündung nur hundert Kilometer von hier bewohnt, und ich dachte…«
    »Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten«, unterbrach Gurgeh. Eben wurden die Paarungen auf dem kaiserlichen Spielkanal bekannt gegeben; der Schirm füllte sich mit Nummern und Namen.
    »In Ordnung. Dann sage ich gute Nacht.« Der Roboter flog davon.
    Gurgeh winkte, ohne sich umzusehen. »Gute Nacht.« Er hörte nicht, ob der Roboter darauf antwortete.
    Er entdeckte seinen Namen auf dem Schirm neben dem von Lo Wescekibold Ram, Vorstand des kaiserlichen Monopol-Amtes. Eingestuft war er als Ebene Fünf A, was bedeutete, dass er einer der sechzig besten Spieler im Imperium war.
     
    Am folgenden Tag hatte Pequil frei. Ein kaiserliches Flugzeug kam, Gurgeh abzuholen, und landete neben dem Modul. Gurgeh und Flere-Imsaho – der ziemlich spät von seiner Expedition zur Flussmündung zurückgekehrt war – flogen über die Stadt zum Palast. Sie landeten auf dem Dach einer eindrucksvollen Gruppe von Bürogebäuden, die auf einen der kleinen Parks innerhalb der Palastanlage hinausgingen, und wurden über breite, mit dicken Teppichen belegte Treppen in ein Büro mit hoher Decke geführt, wo ein männlicher Diener Gurgeh fragte, ob er etwas zu essen oder zu trinken wünsche. Gurgeh lehnte dankend ab, und er und der Roboter wurden allein gelassen.
    Flere-Imsaho schwebte zu den hohen Fenstern hinüber. Gurgeh sah sich die Porträts an, die an den Wänden hingen. Kurze Zeit später betrat ein junger Apex den Raum. Er war groß und trug eine verhältnismäßig schlichte und sachliche Version der Uniform, die bei der kaiserlichen Bürokratie üblich war.
    »Mr. Gurgeh, guten Tag. Ich bin Lo Shav Olos.«
    »Hallo«, sagte Gurgeh. Sie tauschten ein höfliches Nicken aus. Dann ging der Apex schnell zu einem großen Schreibtisch vor den Fenstern und setzte einen umfangreichen Papierstapel darauf ab, bevor er Platz nahm.
    Er sah sich zu Flere-Imsaho um, der in der Nähe summte und zischte. »Und das muss Ihre kleine Maschine sein.«
    »Ihr Name ist Flere-Imsaho. Sie hilft mir bei Ihrer Sprache.«
    »Natürlich.« Der Apex wies auf einen dekorativen Sessel vor seinem Schreibtisch. »Bitte setzen Sie sich.«
    Gurgeh setzte sich, und Flere-Imsaho flog zu ihm. Der männliche Diener kehrte mit einem Kristallglas zurück und stellte es auf den Schreibtisch vor Olos, der erst einmal einen Schluck nahm und dann sagte: »Nicht etwa, dass Sie viel Hilfe brauchten, Mr. Gurgeh.« Der junge Apex lächelte. »Ihr Eächisch ist sehr gut.«
    »Danke.«
    »Erlauben Sie mir, meine persönliche Gratulation der des kaiserlichen Amtes hinzuzufügen, Mr. Gurgeh. Sie haben sich viel besser gehalten, als viele von uns erwartet hatten. Wie ich hörte, haben Sie nur etwa ein Drittel eines unserer Großen Jahre damit verbracht, das Spiel zu lernen.«
    »Ja, aber ich fand Azad so interessant, dass ich während dieser Zeit wenig anderes getan habe. Und es hat gemeinsame Konzepte mit früher von mir studierten Spielen.«
    »Wie dem auch sei, Sie haben Leute geschlagen, die sich schon ihr ganzes Leben lang mit dem Spiel beschäftigen. Allgemein wurde erwartet, der Priester Lin Goforiev Tounse werde gut spielen.«
    »Das hat er auch.« Gurgeh lächelte. »Vielleicht habe ich Glück gehabt.«
    Der

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