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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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bestand zum größten Teil aus Leuten, die den Alien nur sehen wollten, obwohl ein paar dabei waren, die geräuschvoll gegen Gurgeh demonstrierten, und eine noch kleinere Zahl, die ihm zujubelte. Ram und seine Berater verließen das Zelt als Erste.
    »Ich glaube, ich sehe Shohobohaum Za in der Menge«, sagte der Roboter, während sie am Ausgang warteten. Rams Entourage verstopfte immer noch das hintere Ende des schmalen Weges, der von zwei Reihen Polizisten frei gehalten wurde.
    Gurgeh sah die Maschine an und dann an den mit eingehakten Armen dastehenden Polizisten entlang. Er war immer noch angespannt von dem Spiel, und sein Blut war voll von mannigfachen Chemikalien. Wie es ihm hin und wieder geschah, schien jetzt alles, was er um sich erblickte, Teil des Spiels zu sein. Die Leute standen da wie Figuren, unter dem Gesichtspunkt gruppiert, wer wen nehmen oder beeinträchtigen konnte. Das Muster auf dem Zelt war wie eine einfache Gittereinteilung auf dem Brett, und die Stangen glichen aufgestellten Energiequellen, die eine erschöpfte, weniger wichtige Figur stärken und bei einem kritischen Punkt im Spiel Hilfe leisten sollten. Die Zuschauer und die Polizisten zeigten eine Aufstellung wie die plötzlich geschlossenen Backen einer albtraumhaften Zangenbewegung… Alles war das Spiel, alles erschien in seinem Licht, wurde in die aggressive Vorstellungswelt seiner Sprache übertragen, in dem Zusammenhang gewertet, den die Struktur des Spiels dem Geist aufdrückte.
    »Za?«, fragte Gurgeh. Er sah in die Richtung, in die das Feld des Roboters wies, konnte den Mann jedoch nicht entdecken.
    Der Letzte von Rams Gruppe räumte den Gehsteig, vor dem die Dienstwagen warteten. Pequil winkte Gurgeh, sich in Marsch zu setzen. Sie gingen zwischen den Reihen der uniformierten Männer hindurch. Kameras zielten auf sie, Fragen wurden gerufen. Ein ungeordneter Sprechchor setzte ein, und Gurgeh sah ein Transparent über den Köpfen der Menge: ›GEH NACH HAUSE, ALIEN.‹
    »Sieht aus, als sei ich nicht allzu beliebt«, bemerkte er.
    »Sie sind es nicht«, bestätigte Flere-Imsaho.
    Noch zwei Schritte – so ging es Gurgeh bei seiner Betrachtung der Wirklichkeit als Spiel durch den Kopf, noch während er sprach und der Roboter antwortete –, und er stand neben… ein weiterer Schritt war erforderlich, um das Problem zu analysieren… etwas Schlechtes, eine Erschütterung, ein Missklang… da war etwas… verkehrt an der Dreiergruppe links von ihm, an der er gleich vorbeikommen würde, wie unplatzierte Geister-Figuren, die sich in einem Waldgebiet verstecken… Er konnte nicht genau sagen, was an der Gruppe verkehrt war, aber er wusste sofort – seine Gedanken waren beherrscht von den Strukturen des Spiels –, dass er es nicht wagen würde, eine Figur dorthin zu rücken.
    … noch ein halber Schritt…
    … und er erkannte, dass die Figur, die er nicht aufs Spiel setzen wollte, er selbst war.
    Die Dreiergruppe setzte sich in Bewegung und teilte sich. Automatisch drehte und duckte Gurgeh sich; es war der auf der Hand liegende Antwortzug einer bedrohten Figur, die zu viel Bewegungsmoment hat, als dass sie anhalten oder vor einem solchen Angriff zurückweichen könnte.
    Es knallte mehrmals laut. Die Dreiergruppe raste durch die Arme von zwei Polizisten auf ihn zu, wie eine plötzlich in ihre Bestandteile zerfallende zusammengesetzte Figur. Gurgeh verwandelte sein Ducken in einen Hechtsprung mit Abrollen, was, wie er mit einem gewissen Entzücken feststellte, das beinahe perfekte physische Äquivalent dazu darstellte, dass eine Stolperfigur einen Angreifer zu Fall bringt. Ein Fuß stieß ihm – nicht heftig – in die Seite, dann lag ein Gewicht auf ihm, und es gab weitere laute Geräusche. Etwas anderes fiel auf seine Beine.
    Es war wie Aufwachen.
    Er war angegriffen worden. Es hatte geblitzt und gekracht, und Leute hatten sich auf ihn geworfen.
    Er wand sich unter dem warmen, animalischen Gewicht, das auf ihm lag. Das war der, den er zu Fall gebracht hatte. Leute brüllten, Polizisten bewegten sich schnell. Gurgeh sah Pequil auf dem Boden liegen. Za war auch da und blickte ziemlich verwirrt drein. Jemand schrie. Kein Zeichen von Flere-Imsaho. Etwas Warmes sickerte ihm in die Hose.
    Er kämpfte sich unter dem Körper hervor, plötzlich angewidert von dem Gedanken, die Person – Apex oder Mann, er konnte es nicht sagen – könne tot sein. Shohobohaum Za und ein Polizist halfen ihm auf. Es wurde immer noch viel herumgeschrien; Leute

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