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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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männlichen Diener, der jedem Finalisten zustand. Gurgeh hatte den Diener erst überhaupt ablehnen wollen – »Ja«, hatte der Roboter gesagt, »wer braucht denn zwei?« –, aber man hatte ihm erklärt, die Tradition verlange es, und es sei für den Menschen eine große Ehre. Deshalb hatte er sich damit zufrieden gegeben.
    Am Abend ihrer Ankunft fand eine ziemlich vergnügliche Party statt. Alle saßen herum und redeten. Sie waren müde nach der langen Reise und erschöpft von der hohen Schwerkraft; die Unterhaltung drehte sich hauptsächlich um geschwollene Knöchel. Gurgeh ging für kurze Zeit hin, um sein Gesicht zu zeigen. Zum ersten Mal seit dem großen Ball zu Beginn der Spiele traf er wieder mit Nicosar zusammen; die Empfänge auf der Unbesiegbar während der Reise waren nicht durch kaiserliche Anwesenheit ausgezeichnet worden.
    »Machen Sie es diesmal richtig«, sagte Flere-Imsaho zu Gurgeh beim Eintritt in den Hauptsaal der Burg. Der Kaiser saß auf einem Thron und hieß die Leute, die sich ihm näherten, willkommen. Gurgeh wollte niederknien wie alle anderen, doch Nicosar sah ihn, schüttelte einen beringten Finger und wies auf sein eigenes Knie.
    »Unser Freund mit dem einen Knie; Sie haben es doch nicht vergessen?«
    Gurgeh ließ sich auf ein Knie nieder und beugte den Kopf. Nicosar lachte dünn. Hamin, der zur Rechten des Kaisers saß, lächelte.
    Gurgeh saß allein auf einem Stuhl an der Wand neben einer großen antiken Rüstung. Ohne Begeisterung ließ er seinen Blick durch den Raum wandern und endete stirnrunzelnd bei einem Apex, der in einer Ecke stand und zu einer Gruppe uniformierter Apices sprach, die rings um ihn auf Schemeln hockten. Der Apex war nicht deshalb ungewöhnlich, weil er stand, sondern weil er über seiner Marine-Uniform ein Gerüst aus Kanonenmetall-Knochen trug.
    »Wer ist das?«, wandte sich Gurgeh an Flere-Imsaho, der zwischen seinem Stuhl und der Rüstung an der Wand lustlos summte und knisterte.
    »Wer soll wer sein?«
    »Dieser Apex mit dem… Exoskelett. Nennt man das so? Der da.«
    »Das ist Sternenmarschall Yomonul. Bei den letzten Spielen hat er mit Nicosars Segen gewettet, er werde, wenn er verliere, für ein Großes Jahr ins Gefängnis gehen. Er hat verloren, aber er erwartete, Nicosar werde von dem kaiserlichen Veto Gebrauch machen – was er bei Wetten, die sich nicht um körperliche Beschädigungen drehen, tun kann –, weil der Kaiser die Dienste eines seiner besten Kommandeure sicher nicht für sechs Standardjahre zu verlieren wünschte. Nicosar legte tatsächlich sein Veto ein, aber nur, um Yomonul in den Apparat, den er trägt, statt in eine Gefängniszelle einsperren zu lassen.
    Das tragbare Gefängnis ist proto-intelligent. Es hat verschiedene unabhängige Sensoren wie auch konventionelle Exoskelett-Eigenschaften, zum Beispiel einen Mikro-Atommeiler und energiebetriebene Glieder. Seine Aufgabe ist es, Yomonul so viel Freiheit zu lassen, dass er seinen militärischen Pflichten nachkommen kann, aber ihn ansonsten einer Gefängnisdisziplin zu unterwerfen. Es lässt ihn nur wenig von den einfachsten Speisen essen, gestattet ihm keinen Alkohol, hält ihn strikt zu Übungen an, verbietet ihm, an gesellschaftlichen Ereignissen teilzunehmen – seine Anwesenheit hier an diesem Abend muss auf einen speziellen Dispens durch den Kaiser zurückzuführen sein –, und macht ihm das Kopulieren unmöglich. Außerdem muss er sich Predigten eines Gefängnisgeistlichen anhören, der ihn alle zehn Tage für zwei Stunden besucht.«
    »Armer Teufel. Wie ich sehe, muss er dazu noch stehen.«
    »Man sollte eben nicht versuchen, den Kaiser zu überlisten«, meinte Flere-Imsaho. »Aber seine Strafzeit ist fast vorüber.«
    »Kriegt er keinen Erlass für gute Führung?«
    »Die kaiserliche Strafvollzugsordnung handelt nicht mit Rabatt. Allerdings wird Zeit hinzugefügt, wenn einer sich schlecht führt.«
    Gurgeh schüttelte den Kopf und betrachtete den Gefangenen in seinem Privatgefängnis. »Es ist ein gemeines altes Imperium, nicht wahr, Roboter?«
    »Gemein schon… Aber wenn es jemals versuchen sollte, sich mit der Kultur anzulegen, wird es feststellen, was Gemeinheit wirklich ist.«
    Gurgeh sah die Maschine erstaunt an. Da schwebte sie summend, und ihr klobiges, graubraunes Gehäuse sah hart und sogar düster vor dem stumpfen Glanz der leeren Rüstung aus.
    »Sind wir heute Abend aber in kriegerischer Stimmung.«
    »Ich bin es. Sie sollten es sein.«
    »Für die Spiele? Ich bin

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