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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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gesammelt, um auf dem nächsten Brett weiterspielen zu können. Drei Mitglieder der zweiten ursprünglichen Fünfergruppe schnitten so schlecht ab, dass sie sich aus dem Match zurückziehen mussten.
    Gurgeh erholte sich nicht mehr vollständig von seinem Fehler auf dem ersten Brett und hatte keinen Erfolg auf dem Brett der Form. Langsam sah es so aus, als brauche das Imperium nicht zu lügen, wenn es bekannt gab, dass er im ersten Spiel hinausgeworfen worden war.
    Gurgeh sprach mit der Begrenzungsfaktor, indem er Flere-Imsaho als Relais und den Spielschirm in seinem Zimmer für die Wiedergabe benutzte.
    Er glaubte, sich inzwischen der höheren Schwerkraft angepasst zu haben. Flere-Imsaho musste ihn daran erinnern, dass das eine auf Genmanipulierung beruhende Reaktion war. Seine Knochen wurden rasch dicker, und seine Muskulatur kräftigte sich, ohne darauf zu warten, dass sie anderweitig geübt wurde.
    »Ist Ihnen denn nicht aufgefallen, dass Sie stämmiger geworden sind?«, fragte der Roboter entgeistert, während Gurgeh seinen Körper im Spiegel musterte.
    Gurgeh schüttelte den Kopf. »Ich habe nur gedacht, dass ich ziemlich viel esse.«
    »Sehr scharf beobachtet. Ich frage mich, was Sie sonst noch tun können, ohne davon zu wissen. Haben Sie überhaupt nichts über Ihre eigene Biologie gelernt?«
    Der Mensch zuckte die Achseln. »Das habe ich vergessen.« Er passte sich auch dem kurzen Tag-Nacht-Zyklus des Planeten schneller als jeder andere an, wenn man nach den zahlreichen Beschwerden gehen konnte. Die meisten Leute, erzählte der Roboter ihm, benutzten Drogen, um mit dem Dreiviertel-Standardtag zurechtzukommen.
    »Wieder Genmanipulation?«, fragte Gurgeh eines Morgens beim Frühstück.
    »Ja. Natürlich.«
    »Ich wusste gar nicht, dass wir das alles können.«
    »Dass Sie es nicht wussten, war klar«, antwortete der Roboter. »Du meine Güte, Mensch, die Kultur ist seit elftausend Jahren eine raumfahrende Spezies. Wenn Sie die meiste Zeit unter idealisierten, nach Maß gefertigten Bedingungen gelebt haben, bedeutet das doch nicht, dass Ihnen die Fähigkeit zu einer schnellen Anpassung verloren gegangen ist. Kraft in Tiefe; Überfluss; Over-Design. Sie kennen die Philosophie der Kultur.«
    Gurgeh sah die Maschine stirnrunzelnd an. Er wies auf die Wände, dann auf sein Ohr.
    Flere-Imsaho wackelte von einer Seite zur anderen – das Achselzucken eines Roboters.
    Gurgeh wurde auf dem Brett der Form Fünfter von sieben. Er fing am Brett des Werdens ohne Hoffnung auf einen Sieg an, aber mit einer mageren Chance, als der Qualifizierer durchzukommen. Gegen Ende zu spielte er inspiriert. Allmählich fühlte er sich auf dem letzten der drei großen Bretter vollkommen zu Hause, und er genoss es, den Elemente-Symbolismus des Spiels anstelle der Würfelentscheidungen, auf die es beim Rest jedes Matches ankam, zu benutzen. Gurgeh hatte den Eindruck, dass dem Brett des Werdens am wenigsten Gerechtigkeit widerfahre, weil das Imperium es unvollkommen verstand und ihm zu wenig Aufmerksamkeit zollte.
    Er schaffte es. Einer der Admirale gewann, und Gurgeh kratzte genügend Punkte als Qualifizierer zusammen. Der Abstand zwischen ihm und dem zweiten Admiral betrug einen Punkt, 5523 zu 5522. Das war nicht weit von einem Unentschieden entfernt, aber wenn Gurgeh später darüber nachdachte, musste er sich sagen, dass er nicht für einen einzigen Augenblick den geringsten Zweifel daran gehegt hatte, er werde die nächste Runde erreichen.
    »Sie kommen gefährlich nahe an einen Schicksalsglauben heran, Jernau Gurgeh«, sagte Flere-Imsaho, als Gurgeh versuchte, das zu erklären. Gurgeh saß in seinem Zimmer, die Hand auf dem Tisch vor sich, während der Roboter das Orbital-Armband von seinem Handgelenk löste. Wegen seiner kräftiger werdenden Muskeln wurde es zu eng, und er konnte es nicht mehr über die Hand ziehen.
    »Schicksalsglaube.« Gurgeh blickte nachdenklich drein. Er nickte. »Ja, so empfindet man wohl dabei.«
    »Und was kommt als Nächstes?«, rief die Maschine aus und schnitt das Armband mithilfe eines Feldes durch. Gurgeh hatte erwartet, das leuchtende Bild werde verschwinden, aber das tat es nicht. »Gott? Geister? Zeitreise?« Der Roboter zog das Armband vom Handgelenk und setzte es wieder zusammen, sodass das kleine Orbital wieder einen Reif bildete.
    Gurgeh lächelte. »Das Imperium.« Er nahm das Armband von der Maschine entgegen, stand mühelos auf, trat ans Fenster, drehte das Orbital in den Händen und blickte auf

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