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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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gepfählt worden, der Busenfreund mit dem Geständnis wird draußen im Wald in einem Käfig dem Großbrand überlassen, und Hamin hat man die Antischwerkraftdrogen entzogen; er wird in vierzig oder fünfzig Tagen tot sein.«
    Gurgeh schüttelte den Kopf. »Hamin… ich hätte nicht gedacht, dass er vor mir Angst hatte.«
    »Nun, er ist alt. Alte Leute kommen manchmal auf komische Gedanken.«
    »Glauben Sie, dass ich jetzt sicher bin?«
    »Ja. Der Kaiser will Sie lebendig, damit er Sie auf den Azad-Brettern vernichten kann. Kein anderer würde es wagen, Ihnen ein Haar zu krümmen. Sie können sich auf das Spiel konzentrieren. Doch auf jeden Fall werde ich ein Auge auf Sie haben.«
    Gurgeh sah den Roboter ungläubig an. Er konnte keine Spur von Ironie in seiner Stimme erkennen.
     
    Gurgeh und Nicosar begannen das erste der kleinen Spiele drei Tage später. Es herrschte eine seltsame Atmosphäre bei diesem Finale; Burg Klaff war von einem Gefühl der Enttäuschung durchdrungen. Normalerweise war dieser letzte Wettstreit im Kaiserreich der Höhepunkt von sechs Jahren Arbeit und Vorbereitung, die Apotheose von allem, was Azad war und symbolisierte. Diesmal stand bereits fest, wer Kaiser werden würde. Nicosar hatte sich die Herrschaft für das nächste Große Jahr gesichert, als er Vechesteder und Jhilno schlug, obwohl er, soweit der Rest des Imperiums wusste, immer noch gegen Krowo um die Kaiserkrone spielen musste. Selbst wenn Gurgeh das Spiel gewann, würde das keinen Unterschied machen, abgesehen davon, dass der kaiserliche Stolz ein bisschen verletzt wurde. Der Hof und das Amt würden es als Erfahrung verbuchen und Sorge tragen, dass nie wieder dekadente, aber hinterlistige Aliens zur Teilnahme an dem heiligen Spiel eingeladen wurden.
    Gurgeh hatte den Verdacht, viele der noch in der Festung weilenden Leute wären am liebsten gleich nach Eä zurückgekehrt, aber sie waren verpflichtet, der Krönungszeremonie und der religiösen Bestätigung beizuwohnen, und es würde niemandem erlaubt werden, Echronedal zu verlassen, bis das Feuer vorübergezogen war und der Kaiser sich aus der Asche erhoben hatte.
    Wahrscheinlich freuten sich nur Gurgeh und Nicosar auf das Match. Die beobachtenden Spieler und Analytiker hatten keine Lust, sich ein Spiel anzusehen, über das sie nicht einmal untereinander diskutieren durften. Alle Spiele Gurgehs ab dem Zeitpunkt, als er offiziell ausgeschieden war, galten als tabu. Sie existierten nicht. Das kaiserliche Spielamt arbeitete bereits schwer daran, ein offizielles Finale zwischen Nicosar und Krowo zusammenzubrauen. Nach den früheren Leistungen des Amtes zu urteilen, rechnete Gurgeh damit, dass es voll und ganz überzeugen würde. Dem Spiel mochte der letzte geniale Funke fehlen, aber es würde glaubwürdig wirken.
    So war alles bereits geregelt. Das Reich hatte neue Sternenmarschalle – obwohl ein bisschen Hin- und Hergeschiebe notwendig sein würde, um Yomonul zu ersetzen –, neue Generale und Admirale, Erzbischöfe, Minister und Richter. Der Kurs des Imperiums lag fest, und er würde nur ganz wenig von dem bisherigen abweichen. Nicosar konnte seine Politik fortsetzen; die Einstellungen der verschiedenen Sieger würden weder Unzufriedenheit hervorrufen noch neues Denken verlangen. Die Höflinge und Beamten durften wieder frei atmen, weil sie wussten, nichts würde sich zu sehr verändern, und sie saßen so sicher auf ihren Posten wie zuvor. Deshalb herrschte statt der üblichen Spannung beim Finale eher eine Stimmung wie bei einem Schaukampf. Nur die beiden Teilnehmer behandelten es als echten Wettstreit.
    Gurgeh war von Nicosars Spiel auf der Stelle beeindruckt. Der Kaiser hörte nicht auf, in Gurgehs Achtung zu steigen; je länger der Kultur-Mann den Stil des Apex studierte, desto stärker wurde ihm klar, welch mächtigem und perfektem Gegner er gegenüberstand. Er brauchte mehr als Glück, um Nicosar zu besiegen; er würde jemand anders sein müssen. Von Anfang an versuchte er, sich eher darauf zu konzentrieren, dass er nicht in die Enge getrieben wurde, als darauf, den Kaiser tatsächlich zu schlagen.
    Nicosar spielte die meiste Zeit vorsichtig. Dann holte er plötzlich zu einer Serie brillant fließender Züge aus, die anfangs aussahen, als mache sie ein talentierter Wahnsinniger, bis sie sich als die Meisterstreiche entpuppten, die sie waren, als perfekte Antworten auf die unmöglichen Fragen, die sie selbst gestellt hatten.
    Gurgeh tat sein Bestes, um diese verheerenden

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