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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Serie.
    »Nun, eigentlich sind es im Falle der Realität selbst sieben relevante Dimensionen. Eine von diesen Linien… hören Sie überhaupt zu?«
    »Hmm? – O ja.« Die Spiele auf Eä befanden sich alle im Endstadium. Die Spiele der zweiten Reihe auf Echronedal wurden immer noch analysiert.
    »… eine dieser Linien der Realität repräsentiert unser gesamtes Universum… Sie haben das alles doch sicher gelernt?«
    »Mm.« Gurgeh nickte. Er hatte nie besonderes Interesse für Raumtheorie oder den Hyperraum oder Hypersphären oder dergleichen gehabt; nichts davon hatte in seinen Augen einen Einfluss auf die Art, wie er lebte, also was kam es darauf an? Es gab Spiele, die man in vier Dimensionen besser verstand, aber Gurgeh kümmerten nur ihre speziellen Regeln, und die allgemeinen Theorien bedeuteten ihm lediglich dann etwas, wenn sie einen speziellen Bezug zu diesen Spielen hatten. Er drückte den Knopf für die nächste Seite auf dem kleinen Schirm… und sah sich einem Bild von sich selbst gegenüber. Wieder drückte sein Gesicht Trauer darüber aus, dass er geschlagen worden war. Er wünschte dem Volk und dem Reich von Azad alles Gute und dankte allen, die ihm geschrieben hatten. Ein Ansager erklärte über seine abgeblendete Stimme hinweg, Gurgeh sei von den Spielen der zweiten Serie auf Echronedal zurückgetreten. Gurgeh lächelte dünn beim Betrachten der offiziellen Wirklichkeit, an deren allmählichem Aufbau er freiwillig teilgenommen hatte, bis sie zur akzeptierten Tatsache geworden war.
    Er sah kurz zu dem Roboter vor dem Schirm hoch, und ihm fiel etwas ein, worüber er sich einmal – es war jetzt Jahre her – den Kopf zerbrochen hatte. »Was ist der Unterschied zwischen Hyperraum und Ultraraum?«, fragte er den Roboter. »Das Schiff erwähnte bei einer Gelegenheit den Ultraraum, und ich bin nie dahinter gekommen, was, zum Teufel, es damit meinte.«
    Der Roboter versuchte, es ihm zu erklären, indem er ein Holo-Modell der Realität als Illustration verwendete. Wie immer ging er zu sehr ins Detail, aber Gurgeh erfasste den Sinn, was das nun auch wert sein mochte.
    Flere-Imsaho ärgerte ihn an diesem Abend damit, dass er die ganze Zeit über alles Mögliche auf Marain quasselte. Anfangs fand Gurgeh die Sprache unnötig kompliziert, doch dann genoss er es, sie wieder zu hören, und entdeckte einiges Vergnügen daran, sie zu sprechen. Aber die hohe Quietschstimme des Roboters ermüdete ihn nach einer Weile. Flere-Imsaho verstummte nur in der Zeit, als Gurgeh, weiter auf Marain, gemeinsam mit dem Schiff seine übliche, ziemlich negative und deprimierende Spielanalyse durchführte.
    So gut wie in dieser Nacht hatte Gurgeh seit dem Unfall nicht mehr geschlafen. Ohne einen Grund, den er hätte nennen können, erwachte er mit dem Gefühl, er könne noch eine Chance haben, eine Wende zu bewirken.
     
    Gurgeh brauchte beim Spiel fast den ganzen Vormittag, um nach und nach herauszufinden, was Nicosar vorhatte. Als es ihm endlich klar wurde, verschlug es ihm den Atem.
    Der Kaiser war ausgezogen, nicht allein Gurgeh, sondern die ganze Kultur zu schlagen. Es gab keinen anderen Weg, den Einsatz von Figuren, Territorium und Karten zu beschreiben. Nicosar hatte seine Seite des Spiels als ein Imperium, als das genaue Abbild Azads aufgebaut.
    Eine andere Enthüllung war für Gurgeh fast ebenso niederschmetternd; eine Auslegung – vielleicht die beste – der Art, wie er selbst immer gespielt hatte, war, dass er als die Kultur spielte. Er hatte gewohnheitsmäßig so etwas wie ein Abbild der Gesellschaft aufgestellt, wenn er seine Positionen konstruierte und seine Figuren verteilte, ein Netz, ein Gewebe aus Kräften und Beziehungen ohne irgendeine offensichtliche Hierarchie oder verwurzelte Führerschaft und im Anfang durch und durch friedlich.
    In allen Spielen, an denen er teilgenommen hatte, war zuerst Gurgeh angegriffen worden. Die Zeit davor hatte in seinen Gedanken der Vorbereitung der Schlacht gedient, doch jetzt erkannte er, wenn er allein auf dem Brett gewesen wäre, hätte er in großen Zügen das Gleiche getan, sich langsam über die Territorien ausgebreitet, seine Stellung stufenweise, ruhig, ökonomisch konsolidiert… Natürlich war das nie geschehen. Er war immer angegriffen worden, und war er einmal in den Kampf eingetreten, widmete er sich diesem Konflikt so eifrig und konzentriert, wie er vorher versucht hatte, die Muster und Potenziale unbedrohter Figuren und unangefochtener Territorien zu

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