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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Kleidung der Höflinge. Der Kaiser legte die kleinen, beringten Hände auf die Armlehnen des Throns. »Wir sind natürlich tief betrübt, dass Wir die Dienste Unseres Sternenmarschalls Yomonul Lu Rahsp verloren haben, vor allem unter so tragischen Umständen, aber Wir verstehen, dass Sie keine andere Wahl hatten, als sich zu verteidigen. Es ist Unser Wille, dass nicht gegen Sie vorgegangen wird.«
    »Ich danke Eurer Hoheit.«
    Nicosar schwenkte die Hand. »Was die Frage betrifft, wer sich gegen Sie verschworen hat, so wurde die Person, die die Kontrolle über den Gefängnisapparat Unseres Sternenmarschalls ergriffen hatte, entdeckt und einem Verhör unterzogen. Es schmerzt Uns tief zu erfahren, dass der Kopf der Verschwörung Unser lebenslanger Mentor und Führer war, der Rektor des Candsev-Kollegs.«
    »Ham…«, begann Gurgeh und brach ab. Nicosars Gesicht war eine Studie in Missvergnügen. Der Name des alten Apex blieb Gurgeh im Hals stecken. »Ich…«, setzte Gurgeh von neuem an.
    Nicosar hob die Hand.
    »Wir möchten Ihnen mitteilen, dass Hamin Li Srilist, der Rektor des Candsev-Kollegs, wegen seiner Teilnahme an der Verschwörung gegen Sie zum Tode verurteilt worden ist. Uns ist zu Ohren gekommen, dass dies nicht das einzige Attentat auf Ihr Leben gewesen sein mag. Wenn dem so ist, werden alle damit zusammenhängenden Umstände untersucht und die Übeltäter der Gerechtigkeit überantwortet werden.
    Bestimmte Personen bei Hof…«, Nicosar betrachtete die Ringe an seinen Händen, »haben gewünscht, ihren Kaiser durch… äh… missgeleitete Unternehmungen zu schützen. Der Kaiser braucht keinen solchen Schutz vor einem Spielgegner, auch dann nicht, wenn dieser Gegner Hilfen benutzt, die Wir Uns selbst versagen. Es war notwendig, Unsere Untertanen über Ihre Erfolge in diesen letzten Spielen zu täuschen, aber das geschieht zu ihrem Wohl, nicht zu dem Unseren. Wir brauchen keinen Schutz vor unangenehmen Wahrheiten. Der Kaiser kennt keine Furcht, nur Diskretion. Mit Freuden werden Wir das Spiel zwischen dem Kaiser-Regenten und dem Mann Jernau Morat Gurgeh verschieben, bis er sich gut genug dazu fühlt.«
    Gurgeh meinte, es kämen noch mehr von diesen leisen, langsamen, halb gesungenen Worten. Aber Nicosar saß nur da, stumm, gleichmütig.
    »Ich danke Eurer Hoheit«, sagte Gurgeh, »aber ich würde es vorziehen, wenn es keine Verschiebung gäbe. Schon im Augenblick fühle ich mich beinahe gut genug, um zu spielen, und es sind noch drei Tage, bis das Match beginnen soll. Ich bin sicher, ein weiterer Aufschub wird nicht nötig sein.«
    Nicosar nickte langsam. »Wir sind erfreut. Wir hoffen jedoch, dass Jernau Gurgeh, wenn er seine Meinung in dieser Sache zu ändern wünscht, bevor das Match beginnen soll, nicht zögern wird, das kaiserliche Amt zu benachrichtigen. Es wird den Starttermin des Finales gern verschieben, bis Jernau Gurgeh sich imstande fühlt, im Spiel von Azad sein ganzes Können einzusetzen.«
    »Nochmals danke ich Eurer Hoheit.«
    »Wir sind erfreut, dass Jernau Gurgeh nicht schwer verletzt wurde und fähig war, zu dieser Audienz zu erscheinen«, sagte Nicosar. Er nickte Gurgeh kurz zu und richtete den Blick dann auf einen Höfling, der ungeduldig auf der einen Seite wartete.
    Gurgeh stand auf, verbeugte sich und entfernte sich rückwärts gehend.
     
    »Sie brauchen nur vier Schritte rückwärts zu machen, bevor Sie ihm den Rücken zukehren«, belehrte Flere-Imsaho ihn. »Ansonsten: Sehr gut.«
    Sie waren wieder in Gurgehs Zimmer. »Ich will mir Mühe geben, das nächste Mal daran zu denken«, antwortete Gurgeh.
    »Jedenfalls habe ich den Eindruck, als seien Sie aus der Sache heraus. Ich habe mich ein bisschen umgehört, während Sie Ihr Tête-à-tête hatten; Höflinge wissen für gewöhnlich, was vor sich geht. Anscheinend hat man einen Apex festgenommen, der sich vor dem Maser und den Exo-Kontrollen in den Wald retten wollte; er hatte das Gewehr fallen gelassen, das man ihm zur Verteidigung gegeben hatte, was nur gut war, denn es war eine Bombe, kein Gewehr. So fing man ihn lebendig. Er brach unter der Folter zusammen und belastete einen von Hamins Busenfreunden, der versuchte, mithilfe eines Geständnisses einen Handel abzuschließen. Darauf nahm man sich Hamin vor.«
    »Sie wollen sagen, man hat ihn gefoltert?«
    »Nur ein bisschen. Er ist alt, und sie mussten ihn für die Strafe, die der Kaiser festsetzen würde, am Leben erhalten. Der Exo-Kontrolleur und ein paar andere Gefolgsleute sind

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