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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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nicht ansehen.«
    »Dieses kleine Stück habe ich nicht live gesehen«, berichtete Flere-Imsaho. »Ich flog zur Jagd zurück, sobald Yomonul seinen ersten Schuss abgegeben und die Person auf Ihrer anderen Seite getötet hatte. Aber ich habe die Aufzeichnung abgespielt. Ja, Sie haben ihn getötet, mit dem Kohärenzstrahlgewehr des Gardisten. Natürlich hatte das nur zur Folge, dass derjenige, der die Kontrolle des Exoskeletts übernommen hatte, nicht mehr gegen den darin steckenden Yomonul zu kämpfen brauchte. Sobald Yomonul tot war, bewegte das Ding sich viel schneller und entschlossener. Der Sternenmarschall muss mit aller Kraft versucht haben, sich dagegen zu wehren.«
    Gurgeh betrachtete den Fußboden. »Sie sind sich dessen wirklich sicher?«
    »Absolut.« Der Roboter schwebte zu dem Wandschirm hinüber. »Warum wollen Sie es sich denn nicht auf Ihrem eigenen…«
    »Nein!«, brüllte Gurgeh, sprang auf und stand dann schwankend da.
    Er setzte sich wieder. »Nein«, wiederholte er leiser.
    »Bis ich dort ankam, war der, der die Kontrollen des Exoskeletts manipuliert hatte, verschwunden. Ich bekam eine kurze Anzeige auf meinen Mikrowellen-Sensoren, als ich unterwegs war, aber sie wurde ausgeschaltet, bevor ich sie genau anpeilen konnte. Eine Art von Phasen-Maser. Die kaiserlichen Leibwächter hatten ebenfalls etwas aufgefangen; als wir Sie wegbrachten, hatten sie angefangen, den Wald zu durchsuchen.
    Ich überzeugte sie davon, dass ich wusste, wie Sie behandelt werden mussten, und ließ Sie herbringen. Zweimal kam ein Arzt, der Sie sich ansehen sollte, aber das war alles. Ein Glück, dass ich rechtzeitig zur Stelle war, sonst hätte man Sie auf die Krankenstation gebracht und alle möglichen scheußlichen Tests an Ihnen vorgenommen…« Die Stimme des Roboters klang verwirrt. »Darum habe ich ja das Gefühl, hinter dem Anschlag kann nicht die Staatssicherheit stecken. Die Leute hätten eine andere, weniger öffentliche Methode gewählt, um Sie zu töten, und wenn es nicht geklappt hätte, wären sie außerordentlich darauf bedacht gewesen, Sie ins Krankenhaus zu bringen… Es war alles zu schlecht organisiert. Es geht irgendetwas Komisches vor, da bin ich sicher.«
    Gurgeh legte die Hände auf den Rücken und erforschte vorsichtig das Ausmaß seiner Quetschungen. »Ich wünschte, ich könnte mich an alles erinnern. Ich wünschte, ich könnte mich erinnern, ob ich die Absicht hatte, Yomonul zu töten.« Seine Brust schmerzte. Ihm war übel.
    »Da Sie ihn getötet haben und ein so schlechter Schütze sind, nehme ich an, die Antwort ist Nein.«
    Gurgeh sah die Maschine an. »Haben Sie nichts anderes zu tun, Roboter?«
    »Eigentlich nicht. Oh, übrigens, der Kaiser möchte Sie sprechen, sobald Sie sich gut genug dazu fühlen.«
    »Dann gehe ich gleich.« Gurgeh stand langsam auf.
    »Sind Sie sicher? Ich finde, das sollten Sie nicht tun. Sie sehen nicht gut aus; ich würde mich hinlegen, wenn ich Sie wäre. Bitte, setzen Sie sich. Sie sind noch nicht so weit. Wenn er nun wütend ist, weil Sie Yomonul getötet haben? Oh, ich glaube, ich komme besser mit…«
     
    Nicosar saß auf einem kleinen Thron vor einer langen Reihe schräger vielfarbiger Fenster. Die kaiserlichen Räume wurden durchtränkt von dem polychromatischen Licht. Hohe Wandteppiche, mit kostbaren Metallfäden bestickt, glitzerten wie Schätze in einer Unterwasserhöhle. Gardisten standen stocksteif an den Wänden entlang und hinter dem Thron; Höflinge und Beamte huschten mit Papieren und Flachschirmen hin und her. Ein Offizier des kaiserlichen Haushalts brachte Gurgeh zu dem Thron und ließ Flere-Imsaho am anderen Ende des Raums unter den wachsamen Augen von zwei Leibwächtern zurück.
    »Bitte, setzen Sie sich.« Nicosar winkte Gurgeh zu einem Schemelchen auf der Estrade vor ihm. Gurgeh ließ sich dankbar nieder. »Jernau Gurgeh«, begann der Kaiser. Seine Stimme war ruhig und kontrolliert, beinahe tonlos. »Wir bieten Ihnen Unsere aufrichtige Entschuldigung für das, was gestern geschehen ist. Wir sehen mit Freude, dass Sie sich so schnell erholt haben, obwohl Sie, wie Wir hörten, noch Schmerzen leiden. Haben Sie irgendeinen Wunsch?«
    »Ich danke Eurer Hoheit, nein.«
    »Da sind Wir froh.« Nicosar nickte langsam. Er war immer noch ganz in Schwarz gekleidet. Seine strenge Robe, der kleine Wuchs und das nichts sagende Gesicht standen im Gegensatz zu den phantastischen Farbkaskaden, die durch die schrägen Fenster oben fielen, und der prunkvollen

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