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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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zerbarst in einer Eruption aus Blut, Gehirn und Knochensplittern.
    Yomonul blieb nicht stehen. Er wurde nicht etwa langsamer; die laufende Gestalt mit dem fast leeren Kopfkäfig, den wie Wimpel nachflatternden Streifen von Fleischfasern, Gehirn und gesplitterten Knochen, dem aus dem Hals hervorschießenden Blut beschleunigte. Sie lief schneller und weniger unbeholfen auf Gurgeh zu.
    Sie zielte mit dem Gewehr genau auf Gurgehs Kopf.
    Gurgeh erstarrte. Zu spät hob er das Kohärenzstrahlgewehr von neuem und begann, sich in die Höhe zu kämpfen. Das kopflose Exoskelett war drei Meter von ihm entfernt. Er starrte in das schwarze Maul des Schalldämpfers und wusste, er war tot. Aber die bizarre Gestalt zögerte, die leere Kopfhülle ruckte nach oben, und das Gewehr schwankte.
    Etwas krachte gegen Gurgeh – von hinten, stellte er überrascht fest, während alles dunkel wurde, von hinten, nicht von vorn –, und dann kam nichts mehr.

Sein Rücken schmerzte. Er öffnete die Augen. Ein klobiger brauner Roboter summte zwischen ihm und einer weißen Decke.
    »Gurgeh?«, fragte die Maschine.
    Er schluckte, leckte sich die Lippen. »Was?« Er wusste nicht, wo er sich befand und wer der Roboter war. Er hatte nur eine sehr vage Vorstellung davon, wer er selbst war.
    »Gurgeh, ich bin es, Flere-Imsaho. Wie geht es Ihnen?«
    Flere-Imsah-ho. Der Name bedeutete etwas. »Rücken tut ein bisschen weh.« Er hoffte, nicht ertappt zu werden. Gurgi? Gurgey? Musste sein Name sein.
    »Das wundert mich nicht. Ein sehr großer Troshae hat Sie in den Rücken gestoßen.«
    »Ein was?«
    »Lassen Sie nur. Schlafen Sie weiter!«
    »… Schlafen?«
    Seine Augenlider fühlten sich sehr schwer an, und er konnte den Roboter nur unscharf erkennen.
    Sein Rücken schmerzte. Er öffnete die Augen und erblickte eine weiße Decke. Er sah sich nach Flere-Imsaho um. Dunkle Holzwände. Fenster. Flere-Imsaho, da war er. Er kam angeschwebt.
    »Hallo, Gurgeh.«
    »Hallo.«
    »Erinnern Sie sich, wer ich bin?«
    »Sie stellen wie eh und je dumme Fragen, Flere-Imsaho. Komme ich wieder in Ordnung?«
    »Sie sind braun und blau, Sie haben eine gebrochene Rippe und eine leichte Gehirnerschütterung. In ein oder zwei Tagen müssten Sie aufstehen können.«
    »Haben Sie gesagt, ein… Troshae habe mich gestoßen? – Oder habe ich das geträumt?«
    »Sie haben es nicht geträumt. Ich habe es Ihnen gesagt. Es ist geschehen. An wie viel erinnern Sie sich?«
    »Ich bin von der Tribüne… von der Plattform gefallen«, antwortete Gurgeh langsam und versuchte nachzudenken. Er lag im Bett, und sein Rücken tat weh. Es war sein eigenes Zimmer in der Burg, und die Lampen brannten, sodass es wahrscheinlich Nacht war. Seine Augen wurden groß. »Yomonul hat mich mit einem Fußtritt hinuntergeworfen!«, stellte er plötzlich fest. »Warum?«
    »Das spielt keine Rolle mehr. Schlafen Sie weiter!«
    Gurgeh wollte noch etwas sagen, aber während der Roboter näher kam, überwältigte ihn die Müdigkeit, und er schloss die Augen für eine Sekunde, nur um sie auszuruhen.
     
    Gurgeh stand am Fenster und sah in den Hof hinunter. Der männliche Diener trug das Tablett hinaus. Die Gläser klirrten.
    »Weiter«, sagte Gurgeh zu dem Roboter.
    »Der Troshae kletterte an dem Zaun hoch, während alle zu Ihnen und Yomonul sahen. Er kam herüber und sprang hinter Ihren Rücken. Er stieß Sie um und fiel dann über das Exoskelett. Gardisten erschossen den Troshae, als er versuchte, Yomonul zu verschlingen, und bis sie ihn von dem Exoskelett weggezerrt hatten, hatte es sich deaktiviert.«
    Gurgeh schüttelte langsam den Kopf. »Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich von der Tribüne geschleudert wurde.« Er setzte sich in einen Sessel am Fenster. Der hintere Rand des Hofes lag golden im dunstigen Licht des Spätnachmittags. »Und wo waren Sie, während sich das alles ereignete?«
    »Hier in der Burg. Ich sah mir die Jagd über einen kaiserlichen Fernsehsender an. Es tut mir Leid, dass ich gegangen bin, Jernau Gurgeh, aber dieser widerwärtige Apex hat mich getreten, und das ganze obszöne Schauspiel war so blutig und ekelhaft, dass ich dafür einfach keine Worte finde.«
    Gurgeh winkte ab. »Nicht weiter wichtig. Ich lebe noch.«
    Er legte das Gesicht in die Hände. »Sind Sie sicher, dass ich es war, der Yomonul erschoss?«
    »O ja! Es ist alles aufgezeichnet. Möchten Sie es sich an…«
    »Nein.« Gurgeh streckte, die Augen immer noch geschlossen, eine Hand aus. »Nein, ich möchte es mir

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