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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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anzupassen, anscheinend zufrieden damit, das leuchtende, nichts sagende Innere der Kumuluswolke zu betrachten.
    »Trotzdem, es hatte irgendetwas Traumatisches«, sagte die Drohne.
    »Sicher, aber…« Sie zuckte die Achseln. Das Bild des Ozeans und der Wolken wurde mit einem Mal auf dem Monitor wieder klar, und der Neigungswinkel des Moduls wurde steiler, es raste mit voller Kraft auf die Wellen zu. Das Meer reflektierte das Licht; Sma schaltete den Bildschirm aus. Sie sah Skaffen-Amtiskaw verlegen an. »Ich habe mir so etwas noch nie gern angesehen«, bekannte sie. Die Drohne ging nicht darauf ein. Im Innern des Moduls war alles friedlich und ruhig. Nach einer Weile fragte sie: »Sind wir schon drin?«
    »Unsere Unterwassernummer läuft gerade ab«, sagte die Drohne spitz. »Landkennung in fünfzehn Minuten.«
    Sie schaltete den Bildschirm wieder an und stellte ihn auf sonische Darstellung ein; dann beobachtete sie, wie der rollende Meeresboden unter ihnen vorbeiraste. Das Modul führte ein schwieriges Manöver durch, ständig schaukelnd und tauchend und ruckartig hochsteigend, um größeren Meeresbewohnern auszuweichen, während es der allmählichen Steigung des kontinentalen Festlandsockels folgte. Das Bild auf dem Schirm war beunruhigend; sie schaltete es wieder aus und drehte sich zur Drohne um.
    »Er wird in guter Verfassung sein, und er wird mit uns kommen; wir wissen immer noch, wo diese Frau ist.«
    »Livueta die Verächtliche?«, schnaubte die Drohne. »Letztes Mal hat sie ihm eine kurze Galgenfrist gewährt. Sie hätte ihm den Kopf vom Hals gerissen, wenn ich nicht da gewesen wäre. Warum, zum Teufel, sollte Zakalwe das Bedürfnis haben, sie wieder zu sehen?«
    »Ich weiß nicht«, sinnierte Sma stirnrunzelnd. »Er wird es uns nicht sagen, und Kontakt hat es noch nicht geschafft, sein volles Programm an dem Ort zu absolvieren, von dem er unserer Vermutung nach gekommen ist. Ich glaube, es hat irgendetwas mit seiner Vergangenheit zu tun…, etwas, das er getan hat, bevor wir überhaupt je von ihm gehört haben. Ich weiß nicht. Ich denke, er liebt sie oder hat sie geliebt, und glaubt, es immer noch zu tun, oder vielleicht möchte er nur…«
    »Was? Was möchte er? Komm, klär mich auf!«
    »Vergebung?«
    »Sma, wenn man alles das bedenkt, was Zakalwe nur in der Zeit, seit wir ihn kennen, getan hat, müsste man eine ganz persönliche Gottheit für ihn allein erfinden, um ihm auch nur im Ansatz zu vergeben.«
    Sma wandte sich ab und blickte wieder auf den leeren Bildschirm. Sie schüttelte den Kopf und sagte leise: »Auf diese Weise funktioniert es nicht, Skaffen-Amtiskaw.«
    Ebenso wenig wie auf jede andere Weise, dachte die Drohne, sprach es jedoch nicht aus.
     
    Das Modul tauchte in einer verlassenen Hafenanlage mitten in der Stadt auf, umgeben von allerlei Gerümpel. Es verlieh seinen äußersten Feldern eine raue Beschaffenheit, damit der ölige Schaum auf der Wasseroberfläche sich daran festsetzte.
    Sma sah zu, wie sich die obere Luke hinter ihr schloss, und trat vom Rücken der Drohne auf den rissigen Beton eines Kais. Das Modul war zu neunzig Prozent unter Wasser und sah aus wie ein umgekipptes Flachkielboot. Sie glättete die ziemlich ordinär wirkenden Kniehosen, die bedauerlicherweise hier zur Zeit der letzte Schrei waren, und betrachtete die leeren, zerbröckelnden Lagerhäuser ringsum, die den Kai fast ganz einschlossen. Die Stadt – so stellte sie mit seltsamer Befriedigung fest – dröhnte in einiger Entfernung.
    »Hattest du nicht gesagt, dass wir ihn in Städten nicht zu suchen brauchen?«, erkundigte sich Skaffen-Amtiskaw.
    »Sei nicht so frech«, wies die Drohne sie zurecht, dann klatschte sie in die Hände und rieb sie. Sie sah zu dem Flugkörper hinunter und grinste. »Jedenfalls ist es Zeit, dass du dich allmählich an deine Rolle als Koffer gewöhnst. Ich muss dich in den Griff bekommen.«
    »Ich hoffe, dir ist klar, dass ich das genauso entwürdigend finde, wie ich es deiner Meinung nach sollte«, sagte Skaffen-Amtiskaw ziemlich würdevoll, dann fuhr er auf einer Seite einen Soligramm-Griff aus und vollführte einen Salto. Sma packte den Griff und mühte sich mit dem Gepäckstück ab.
    »Ein leerer Koffer, du Arschloch«, schimpfte sie.
    »Oh, Entschuldigung, natürlich«, murmelte Skaffen-Amtiskaw und machte sich leicht.
     
    Sma öffnete eine Brieftasche voller Geld, das erst einige Stunden zuvor bei einer Bank in der Stadtmitte abgehoben worden war, und zwar von dem guten

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