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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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die Farbe des Himmels.
    Er ging zu der Frau und stellte seine neue Segeltuchtasche neben ihr ab. Sie bewegte sich nicht.
    Er setzte sich neben sie, auf ähnliche Weise wie sie, und starrte hinaus aufs Meer, wie sie.
    Nachdem etwa hundert Wellen angerollt und wieder zurückgewichen waren, räusperte er sich.
    »Ein paar Mal«, sagte er, »hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden.«
    Sma schwieg noch eine Weile. Meeresvögel segelten in der Morgenbrise über ihnen und stießen Rufe in einer Sprache aus, die er immer noch nicht verstand.
    »Oh, dieses Gefühl hatten die Leute schon immer«, sagte Sma schließlich.
    Er glättete einen Wurmhügel im Sand. »Ich gehöre euch nicht, Diziet.«
    »Nein«, sagte sie und wandte sich zu ihm um. »Das stimmt. Du gehörst uns nicht. Wir können dich nur um etwas bitten.«
    »Um was?«
    »Dass du zurückkommst. Wir haben einen Job für dich.«
    »Worum geht es?«
    »Oh…« Sma strich ihr Kleid über den Knien glatt. »Dabei zu helfen, einen Haufen von Aristokraten aus dem Innern ins nächste Jahrtausend zu ziehen.«
    »Warum?«
    »Es ist wichtig.«
    »Ist nicht alles wichtig?«
    »Und wir können dich diesmal ordentlich bezahlen.«
    »Ihr habt mich letztes Mal sehr großzügig entschädigt. Mit viel Geld und einem neuen Körper. Was kann ein einfacher Kerl mehr verlangen?« Er machte eine Handbewegung zu der Segeltuchtasche neben ihr und deutete dann auf sich selbst und seine von Salz gefleckten Lumpen. »Lass dich nicht von diesen Dingen täuschen. Ich habe die Beute nicht verloren. Ich bin ein reicher Mann, sehr reich.« Er beobachtete, wie die Wellen auf sie zurollten, dann ausliefen und schäumten und zurückwichen. »Ich hatte nur für eine Weile Lust auf das einfache Leben.« Er gab so etwas wie ein Halblachen von sich und wurde sich bewusst, dass es seit seiner Ankunft hier das erste Mal war, dass er überhaupt auch nur im Ansatz lachte.
    »Ich weiß«, sagte Sma. »Aber in diesem Fall ist es anders. Wie ich sagte, wir sind jetzt in der Lage, dich ordentlich zu bezahlen.«
    Er sah sie an. »Genug des geheimnisvollen Getues. Wovon sprichst du?«
    Sie musterte ihn mit einem eindringlichen Blick. Er musste sich große Mühe geben, um ihm standzuhalten.
    »Wir haben Livueta gefunden«, sagte sie.
    Er blickte ihr eine Zeit lang in die Augen, dann blinzelte er und sah weg. Er räusperte sich, schaute wieder aufs glitzernde Meer hinaus und musste schniefen und sich die Augen wischen. Sma beobachtete, wie der Mann langsam eine Hand zur Brust hob, ohne es zu merken, und dort die Haut rieb, direkt über dem Herzen.
    »Mm-hmm. Seid ihr sicher?«
    »Ja, wir sind sicher.«
    Danach ließ er den Blick über die Wellen wandern, und plötzlich hatte er das Gefühl, dass sie nichts mehr zu ihm herantragen würden, keine Botschafter von fernen Stürmen mehr waren, die ihre Gaben darboten, sondern sich in einen Pfad verwandelt hatten, eine Marschroute, eine weitere ferne Gelegenheit, die ihn lockte.
    So einfach ist das?, dachte er. Ein Wort – ein einziger Name –, ausgesprochen von Sma, und schon bin ich nur allzu bereit aufzubrechen, alles hinter mir zu lassen und wieder ihre Waffen zu ergreifen? Ihretwegen?
    Er ließ noch einige Wellen heranrollen und zurückfluten. Die Meeresvögel stießen wehklagende Rufe aus. Dann seufzte er. »Also gut«, sagte er. Er fuhr sich mit einer Hand durch das verfilzte, struppige Haar. »Erzähl mir davon.«

 
Vier
     
     
    »Die Tatsache bleibt bestehen«, beharrte Skaffen-Amtiskaw, »dass beim letzten Mal, als wir diesen Quatsch durchgemacht haben, Zakalwe ganz schönen Scheiß gebaut hat. Seine Mission ist ziemlich in die Hose gegangen, damals in diesem Winterpalast.«
    »Stimmt schon«, sagte Sma. »Aber das ist nicht typisch für ihn. Sicher, einmal hat er Mist gemacht… Wir wissen nicht warum. Vielleicht ist er in der Zwischenzeit darüber weggekommen und möchte wirklich die Chance erhalten zu beweisen, dass er das Geschäft immer noch beherrscht. Vielleicht kann er nicht darauf warten, dass wir ihn finden.«
    »Du liebe Güte«, seufzte die Drohne. »Da ist der Wunsch Vater des Gedankens, und das bei Sma der Zynikerin. Vielleicht verlierst du auch allmählich deinen klaren Kopf.«
    »Oh, halt den Mund!«
    Sie beobachtete, wie der Planet auf dem Modulbildschirm auf sie zuschwenkte.
     
    Neunundzwanzig Tage waren auf der Xenophobe vergangen.
    Als Eisbrecher war der Kostümball ein durchschlagender Erfolg gewesen. Sma war in einer mit Kissen

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