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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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er.
    »Nur wenn sie etwas darüber in den offiziellen Nachrichten bringen. Die militärische Nachrichtenübermittlung ist absolut undurchlässig; es besteht kaum eine Chance, dass wir zufällig etwas aufschnappen.« Er blickte zu den Wolken hinauf. »Wir werden es bald genug auf direktem Wege erfahren.«
    »Hmm«, sagte Beychae. Er senkte den Blick stirnrunzelnd auf die Pflastersteine, dann fuhr er fort: »Ich glaube, ich weiß vielleicht, an welchem Ort wir uns hier befinden, Zakalwe.«
    »Ach ja?«, entgegnete er ohne große Begeisterung. Er stützte die Ellbogen auf die Knie und das Kinn in die Hände und sah über die bewaldete Ebene hinüber zu den flachen Hügeln am Horizont.
    Beychae nickte. »Ich habe darüber nachgedacht. Ich glaube, es ist das Srometren-Observatorium im Deshal-Forst.«
    »Wie weit ist das von Solotol entfernt?«
    »Oh, es ist ein anderer Kontinent. Mindestens zweitausend Kilometer.«
    »Derselbe Breitengrad?«, fragte er düster und sah hinauf zum eisig grauen Himmel.
    »Ungefähr; sofern meine Vermutung stimmt.«
    »Wer hat hier das Sagen?«, wollte er wissen. »Unter welche Zuständigkeit fällt das hier? Sind es, wie in Solotol, die Humanisten?«
    »Kein Unterschied«, sagte Beychae und stand auf, wobei er sich den Hosenboden abwischte und den Blick über den abgeflachten Hügelkamm mit den seltsamen Steingebilden schweifen ließ. »Srometren-Observatorium!«, sagte er. »Welche Ironie des Schicksals, dass wir womöglich ausgerechnet hier gelandet sind, auf unserem Weg zu den Sternen!«
    »Wahrscheinlich war es kein purer Zufall«, sagte er, wobei er einen Zweig aufhob und einige Formen, die ihm gerade einfielen, neben seinen Füßen in den Staub zeichnete. »Ist das ein berühmter Ort?«
    »Natürlich«, sagte Beychae. »Er war fünfhundert Jahre lang das Zentrum der astronomischen Forschung im alten Vrehid-Reich.«
    »An irgendwelchen Touristenstrecken gelegen?«
    »Sicher.«
    »Dann gibt es bestimmt ein Funkfeuer in der Nähe, um Flugmaschinen den Weg zu weisen. Vielleicht hat die Kapsel es bis dorthin geschafft, als ihr klar wurde, dass es sie schwer erwischt hatte. Dadurch werden wir leichter zu finden sein.« Er warf einen Blick hinauf zum Himmel. »Leider für jedermann.« Er schüttelte den Kopf und machte sich wieder daran, mit dem Zweig im Staub herumzukratzen.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, wollte Beychae wissen.
    Er zuckte die Achseln. »Wir warten ab, wer aufkreuzt. Ich schaffe es nicht, irgendeins von den Kommunikationsgeräten in Gang zu bekommen, also wissen wir nicht, ob die Kultur erfahren hat, was geschehen ist… Soweit ich weiß, ist das Modul noch immer unterwegs zu uns, oder vielleicht auch ein ganzes Raumschiff der Kultur oder -und das ist wohl am wahrscheinlichsten – deine Kumpel aus Solotol…« Er zuckte wieder die Achseln, warf den Zweig hin und blickte zum Himmel. »Kann sein, dass sie uns genau in diesem Moment beobachten.«
    Auch Beychae sah hinauf. »Durch die Wolken?«
    »Durch die Wolken.«
    »Solltest du dich dann nicht verstecken? Durch den Wald davonrennen?«
    »Vielleicht«, sagte er.
    Beychae stand da und sah auf ihn herab. »Wohin hattest du vor, mich zu bringen, wenn wir weggekommen wären?«
    »Ins Impren-System. Dort gibt es Raumsiedlungen«, sagte er. »Sie sind neutral, oder zumindest nicht so kriegslüstern, wie es hier der Fall ist.«
    »Glauben deine… Vorgesetzten wirklich, dass der Krieg so dicht bevorsteht, Zakalwe?«
    »Ja«, seufzte er. Er hatte das Visier des Anzugs bereits hochgeklappt; nach einem weiteren Blick zum Himmel nahm er den Helm ganz ab. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und die zurückgebundenen Haare, dann griff er nach hinten und löste den Pferdeschwanz aus dem kleinen Ring und schüttelte die langen schwarzen Haare aus. »Es kann zehn Tage dauern, es kann hundert Tage dauern, aber er kommt.« Er lächelte Beychae gequält an. »Aus den gleichen Gründen wie letztes Mal.«
    »Ich dachte, wir hätten in der ökologischen Auseinandersetzung gegen die Befürworter der Gebietsumwandlung gesiegt«, sagte Beychae.
    »Das haben wir, doch die Zeiten ändern sich; die Menschen ändern sich, Generationen ändern sich. Wir haben die Schlacht um die Anerkennung des Empfindungsvermögens von Maschinen gewonnen, doch letztendlich wurde diese Erkenntnis nach Lust und Laune zurechtgebogen. Jetzt sagen die Leute, ja, sie besitzen ein Empfindungsvermögen, doch es sind nur menschliche Empfindungen, die zählen. Außerdem

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