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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Held. Sie hielten so wenig von Helden, dass das keine Stärkung des Glaubens an sich selbst bedeuten konnte.
    Komm mit uns, tu dies und jenes, das du ohnehin hattest tun wollen, nur noch etwas mehr, und wir werden dir geben, was du sonst nie und nirgends bekommen hättest, ein wirklicher Beweis dafür, dass du das Richtige tust, dass du nicht nur ungeheuren Spaß hast, sondern dass es auch der Allgemeinheit zum Guten gereicht. Also erfreue dich daran.
    Und er tat es, und er erfreute sich daran, obwohl er sich nicht immer ganz sicher war, dass es aus dem richtigen Grund geschah. Aber das war ihnen egal.
    Der Erwählte zum Palast.
    Er betrachtete sein Leben aus einiger Entfernung und schämte sich nicht. Alles, was er je getan hatte, war geschehen, weil etwas getan werden musste. Man benutzte diese oder jene Waffen, welcher Art sie auch immer zufällig sein mochten. Wenn man dir ein Ziel gegeben hatte oder wenn du dir eins ausgedacht hattest, musstest du danach streben, was immer sich dir in den Weg stellen mochte. Selbst die Kultur erkannte diesen Grundsatz an. Sie wandelte ihn etwas ab, indem sie von dem sprach, was zu einer bestimmten Zeit und auf einer bestimmten Ebene der technologischen Möglichkeiten getan werden konnte, aber sie erkannte immerhin an, dass alles relativ war, alles im Fluss…
    Plötzlich versuchte er – auf einen Überraschungsschlag hoffend –, zurückzugleiten und sich hinunterzustürzen auf den Ort mit dem Kriegsskelett des Herrenhauses und dem ausgebrannten Sommerhaus und dem sinkenden Steinboot… Doch die Erinnerung trug dieses Gewicht nicht, und er wurde wieder hinausgeschleudert, weggewirbelt, ins Nichts geworfen, der Vergessenheit der absichtlich nicht gedachten Gedanken übergeben.
    Das Zelt stand im Kreuzungspunkt der Wüstenpfade. Weiß außen, schwarz innen, erschien es als Bild seiner Kreuzungsphantasien.
    He He He. Es ist nur ein Traum.
    Nur dass es kein Traum war und er sich vollkommen in der Gewalt hatte. Und wenn er die Augen öffnete, sah er das Mädchen vor sich sitzen und ihn nachdenklich anstarren, und es bestand nicht der geringste Zweifel daran, wer wo war und was wann war, und das auf eine Weise, die das Schlimmste an der Droge war; dass sie einen nämlich an jeden Ort und in jede Zeit versetzte – wie es nicht wenige Drogen taten –, einem jedoch trotzdem die Möglichkeit gab, jederzeit die Verbindung zur Realität herzustellen, wann immer man es wollte.
    Grausam, dachte er.
    Vielleicht hatte die Kultur letztendlich doch Recht; die Fähigkeit, fast jede Droge oder Drogenkombination auf den Plan zu rufen, erschien ihm mit einem Mal weniger verweichlicht und dekadent, als er bisher gedacht hatte.
    Das Mädchen, erkannte er in einem ehrfürchtigen Augenblick, würde Großes vollbringen. Sie würde berühmt und bedeutend sein, und der Stamm um sie herum würde großartige – und abscheuliche – Dinge tun, und alles wäre umsonst, denn welche schreckliche Lawine von Ereignissen er auch dadurch ausgelöst haben mochte, dass er den Erwählten zum Palast gebracht hatte, dieser Stamm würde keinesfalls überleben; seine Leute waren tot. Ihre Spur in der Wüste des Lebens war bereits verwischt, Sand wurde darüber geweht, Körnchen um Körnchen um Körnchen… Er hatte bereits dazu beigetragen, dass sie gelöscht wurde, auch wenn sie es noch nicht erkannt hatten. Sie würden es erst nach seinem Weggehen merken. Die Kultur würde ihn von hier wegholen und irgendwo anders absetzen, und dieses Abenteuer würde wie alle anderen in der Bedeutungslosigkeit versinken, und es bliebe nicht viel davon übrig, während er so ziemlich das Gleiche an einem anderen Ort tun würde.
    Eigentlich hätte er den Erwählten mit Leichtigkeit töten können, denn der Junge war ein Tölpel, und selten hatte er sich in der Gesellschaft von einem so dummen Wesen befunden. Der Jugendliche war ein Kretin und merkte nicht einmal, dass es so war.
    Er konnte sich keine verheerendere Kombination vorstellen.
    Er glitt zurück zu dem Planeten, den er einst verlassen hatte.
    Kam einigermaßen nah an ihn heran, wurde weggedrängt. Er versuchte es noch mal, ohne echtes Selbstvertrauen.
    Er wurde abgewiesen. Nun, er hatte nichts anderes erwartet.
    Der Stuhlmacher war nicht die Person, die den Stuhl gemacht hatte, dachte er in einer plötzlichen Erleuchtung. Er war es und war es doch nicht. Es gibt keine Götter, wird uns erklärt, also müssen wir selbst unsere Erlösung herbeiführen.
    Seine Augen waren

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