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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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mal«, sagte er. »Gehst du mal ein Stück zurück?«
    Beychae trat etwas beiseite. »Es sind vier starke Männer dafür nötig, Zakalwe.«
    »Der Anzug bringt mehr Kraft auf als vier Männer, obwohl eine ausgeglichene Balance nicht ganz einfach…« Er fand zwei Griffe an dem Stein. »Befehl an Anzug: Normalkraft, maximal.«
    »Hast du jetzt zum Anzug gesprochen?«, fragte Beychae.
    »Ja«, sagte er. Er bückte sich und hob eine Ecke der Steinabdeckung hoch; eine winzige Explosion von Staub unter der Sohle eines der mit dem Anzug verbundenen Stiefel kündete davon, dass ein gefangener Kieselstein den Kampf aufgegeben hatte. »Mit dem wird man leicht fertig; es gibt andere, bei denen man sich etwas denken muss, aber…« Er zog an der einen Ecke der Abdeckung, wobei er ein Bein vorstreckte, um seinen Schwerpunkt zu verlagern. »Aber diese Vorstellung hat mir nie gefallen.« Er hob sich den ganzen Deckel des versteinerten Stumpfes über den Kopf, dann ging er ungelenk, begleitet vom Geräusch der zermalmten, hüpfenden Kiesel unter seinen Füßen, zu einer anderen Steinkonsole; er ging in die Knie, ließ den Deckel auf die Konsole sinken und ging wieder zurück. Er beging den Fehler, in die Hände zu klatschen, und erzeugte einen Knall, der sich wie ein Schuss anhörte. »Huch«, sagte er grinsend. »Befehl an Anzug: Kraft reduzieren!«
    Durch das Entfernen des steinernen Deckels war ein flacher Kegel enthüllt worden. Er schien direkt aus dem versteinerten Stumpf gehauen worden zu sein. Bei näherem Hinsehen entdeckte er Rillen darin, Jahresring um Jahresring.
    »Wie schlau!«, bemerkte er leicht enttäuscht.
    »Du schaust nicht genau hin, Cheradenine«, erklärte ihm Beychae. »Geh dichter ran!«
    Er betrachtete ihn von nahem.
    »Ich vermute, du hast nicht zufällig etwas sehr Kleines und Rundes dabei, oder?«, sagte Beychae. »Zum Beispiel… ein Kugellager?«
    »Ein Kugellager?«, wiederholte er mit einem gequälten Ausdruck im Gesicht.
    »Habt ihr so etwas nicht?«
    »Ich glaube, du wirst in den meisten Welten keine Kugellager finden. Es sei denn, du befasst dich mit Industrie-Archäologie und versuchst, irgendeine antike Maschine zum Laufen zu bringen. Nein, ich habe kein Kugel…« Er untersuchte aus noch geringerer Nähe das Zentrum des flachen Steinkegels. »Kerben.«
    »Genau.« Beychae lächelte.
    Er trat zurück und musterte den geriffelten Kegel als Ganzes. »Es ist ein Labyrinth.«
    Ein Labyrinth. Es hatte ein Labyrinth in dem Garten gegeben. Sie wurden seiner überdrüssig, waren allzu vertraut damit und benutzten es schließlich nur noch, wenn andere Kinder, die sie nicht leiden konnten, für einen Tagesbesuch in das große Haus kamen; sie konnten sie für ein paar Stunden los werden, wenn sie sich im Labyrinth verirrten.
    »Ja«, nickte Beychae. »Sie pflegten sich mit kleinen farbigen Perlen oder Kieselsteinen auf den Weg zu machen und sich zum Rand durchzuarbeiten.« Er sah wieder näher hin. »Es wird behauptet, dass es womöglich zum Spiel gemacht wurde, indem man Linien einzeichnete, die jeden Ring in Abschnitte unterteilte; kleine Holzbrücken und Blockaden, wie zum Beispiel Wälle, konnten dazu benutzt werden, das eigene Vorankommen zu erleichtern oder das des Gegenspielers zu erschweren.« Beychae nahm im schwindenden Licht blinzelnd eine noch eingehendere Untersuchung vor. »Hmm. Offenbar ist die Farbe verblasst.«
    Er sah hinab auf die hunderte von winzigen Rillen auf der Oberfläche des flachen Kegels – er sieht aus, wie das Modell eines riesigen Vulkans, dachte er – und lächelte. Er seufzte, warf einen Blick auf den Bildschirm des Anzugs, der am Handgelenk angebracht war, und versuchte erneut, den Knopf für das Notsignal zu bedienen. Keine Reaktion.
    »Versuchst du, mit der Kultur Verbindung aufzunehmen?«
    »Mmm«, gab er zur Antwort und starrte wieder das versteinerte Labyrinth an.
    »Was geschieht mit dir, wenn die Regierungsgewaltigen uns finden?«, fragte Beychae.
    »Ach«, sagte er achselzuckend, während er zu der Brüstung zurückging, an der sie zuvor gestanden hatten. »Vermutlich nicht viel. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie mir gleich den Kopf abreißen; sie werden mich verhören wollen. Das dürfte der Kultur jede Menge Zeit lassen, um mich herauszuholen, entweder durch Verhandlungen oder einfach Entführung. Mach dir keine Sorgen um mich.« Er lächelte Beychae an. »Du kannst ihnen erzählen, ich hätte dich mit Gewalt zum Mitkommen gezwungen. Ich werde sagen, ich

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