Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
hätte dich gelähmt und in die Kapsel verfrachtet. Hab also keine Angst; man wird dich bestimmt gleich zu deiner Forschungsarbeit zurückkehren lassen.«
    »Na ja«, entgegnete Beychae, während er sich wieder zu dem anderen Mann an der Balustrade gesellte. »Meine Forschungsarbeit war ein heikles Gebiet, Zakalwe; sie hielt mein mit Bedacht entwickeltes Desinteresse aufrecht. Es könnte sein, dass ich sie nicht so einfach wieder aufnehmen kann nach deinem… so schrecklich gewalttätigen Eingreifen.«
    »Aha.« Er bemühte sich, nicht zu lächeln. Er sah zu den Bäumen hinunter und dann auf die Handschuhe seines Anzugs, als ob er sich überzeugen wollte, dass noch alle Finger vorhanden waren. »Tja, Tsoldrin, hör zu… Es tut mir Leid… Ich meine, wegen deiner Freundin, Miss Shiol.«
    »Mir auch«, sagte Beychae leise. Er lächelte unsicher. »Ich habe mich glücklich gefühlt, Cheradenine. Dieses Gefühl hatte ich nicht mehr gekannt seit…, nun, seit sehr langer Zeit.« Sie standen da und beobachteten, wie die Sonne hinter den Wolken versank. »Bist du sicher, dass sie eine von denen war? Ich meine, vollkommen sicher?«
    »Daran bestand nicht der winzigste vernünftige Zweifel, Tsoldrin.« Er glaubte, Tränen in den Augen des alten Mannes zu sehen. Er wandte den Blick ab. »Wie gesagt, es tut mir Leid.«
    »Ich hoffe«, sagte Beychae, »dass das nicht der einzige Weg ist, um alte Leute glücklich zu machen… durch Betrug.«
    »Vielleicht war es nicht Betrug auf der ganzen Linie«, sagte er. »Und außerdem bedeutet es nicht mehr das Gleiche wie früher, alt zu sein. Ich bin alt«, erinnerte er Beychae, der nickte, ein Taschentuch hervorholte und schniefte.
    »Natürlich, du auch. Das habe ich ganz vergessen. Seltsam, nicht wahr? Immer wenn wir Leute nach einer langen Zeit wiedersehen, sind wir überrascht, wie sie gewachsen oder gealtert sind. Ich fühle mich sehr alt – ungerecht, unangemessen alt – verglichen mit dir, Cheradenine.«
    »Ich habe mich wirklich verändert, Tsoldrin.« Er lächelte. »Aber nein, älter bin ich eigentlich nicht geworden.« Er sah Beychae in die Augen. »Du könntest auch in diesen Genuss kommen, wenn du sie darum bitten würdest. Die Kultur würde dich verjüngen und dann deinen Alterungsprozess zum Stillstand bringen oder dich zwar altern lassen, jedoch sehr langsam.«
    »Soll das eine Bestechung sein, Zakalwe?«, fragte Beychae lächelnd.
    »He, das war nur so ein Gedanke. Und es wäre eine Bezahlung, keine Bestechung. Außerdem würde es dir niemand aufzwingen. Aber es ist sowieso eine akademische Erörterung.« Er hielt inne und deutete mit einem Nicken in Richtung Himmel. »In diesem Moment vollkommen akademisch. Dort kommt ein Flugzeug.«
    Tsoldrin sah hinauf zu den roten Sonnenuntergangswolken. Er sah keine Maschine.
    »Eins von der Kultur?«, fragte er vorsichtig.
    Er lächelte. »Unter den gegebenen Umständen, Tsoldrin, ist es bestimmt keins der Kultur, wenn man es sieht.« Er drehte sich um und schritt schnell auf und ab, während er sich den Helm aufsetzte. Plötzlich wurde die dunkle Gestalt unmenschlich hinter dem gepanzerten, vor Sensoren strotzenden Visier. Er nahm eine große Pistole aus der Waffentasche des Anzugs. »Tsoldrin.« Seine Stimme dröhnte aus den im Brustteil eingearbeiteten Lautsprechern, während er die Betriebsbereitschaft der Pistole prüfte. »An deiner Stelle würde ich zurück zur Kapsel gehen oder schlicht davonrennen und mich verstecken.« Die Gestalt drehte sich mit der Vorderseite zu Beychae um, und der Helm wirkte wie der Kopf eines riesenhaften, Furcht einflößenden Insekts. »Ich bereite mich darauf vor, diesen Arschlöchern einen Kampf zu liefern, nur um ihnen die Hölle heiß zu machen, und es wäre vermutlich zu deinem Besten, wenn du nicht in der Nähe wärst.«

 
IV
     
     
    Das Schiff war über acht Kilometer lang und trug den Namen Größe Ist Nicht Alles. Das letzte Gebilde, auf dem er zuletzt eine längere Zeit verbracht hatte, war sogar noch gigantischer gewesen, aber schließlich hatte es sich dabei auch um einen abgeflachten Eisberg von ausreichender Größe gehandelt, um zwei Armeen darauf unterzubringen, und die Universal-Systemtransporter standen ihm nicht viel nach.
    »Wie halten diese Gebilde nur zusammen?« Er stand auf einem Balkon, der auf eine Art von Miniatur-Tal hinausging, das aus Bauteilen zusammengesetzt war; jede der abgestuften Terrassen ging in Laubwerk unter, die Fläche war kreuz und quer durchzogen

Weitere Kostenlose Bücher