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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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schicken. Möchten Sie, dass wir diesen Kommunikationskanal abschirmen? Völlige Abhörsicherheit lässt sich nicht herstellen, aber wir können das Abhören schwieriger machen.«
    »Ja, bitte.«
    »Kein Problem. Montieren Sie den Lautsprecherknopf des Terminals ab, und stecken Sie ihn sich ins Ohr. Wir werden ein Schallfeld um die Außenseite legen.«
    Gurgeh tat, wie ihm geheißen worden war. Er fühlte sich bereits besser. Die Nabe wusste anscheinend, was sie tat. »Danke, Nabe«, sagte er. »Ich weiß das alles zu schätzen.«
    »He, Sie brauchen sich nicht zu bedanken, Gurgeh. Dazu sind wir doch da. Außerdem macht es Spaß!«
    Gurgeh lächelte. Von irgendwo über dem Haus kam ein dumpfer Schlag. Das Roboter-Team der Nabe war eingetroffen.
    Die Roboter durchsuchten das Haus nach sensorischen Geräten und sicherten Gebäude und Grundstück. Sie polarisierten die Fenster und zogen die Vorhänge zu. Sie legten eine Spezialmatte unter die Couch, auf der Gurgeh saß. Sie installierten sogar eine Art Filter oder Ventil innerhalb des Kamins.
    Gurgeh war ihnen dankbar und fühlte sich liebevoll umsorgt. Er kam sich gleichzeitig wichtig und dumm vor.
    Er machte sich an die Arbeit, loggte sich mithilfe seines Terminals in die Informationsspeicher der Nabe ein. Selbstverständlich enthielten sie jeden halbwegs wichtigen oder bedeutenden Informationsbrocken, den die Kultur irgendwann aufgenommen hatte. Es war ein nahezu unendlicher Ozean von Tatsachen und Gefühlen und Theorien und Kunstwerken, und das Informationsnetz der Kultur fügte jede Sekunde des Tages Neues hinzu.
    Man konnte so gut wie alles herausfinden, vorausgesetzt, man wusste, welche Fragen man zu stellen hatte. Und selbst wenn man es nicht wusste, ließ sich immer noch eine Menge erforschen. In der Kultur herrschte theoretisch völlige Informationsfreiheit. Der Haken dabei war, dass das Bewusstsein privat war, und in einem elektronischen Gehirn gespeicherte Informationen – im Gegensatz zu einem nicht mit Bewusstsein ausgestatteten System wie die Gedächtnisspeicher der Nabe – wurden als Bestandteil des Gehirns betrachtet und waren so sakrosankt wie der Inhalt eines menschlichen Gehirns. Ein Gehirn konnte sich bestimmte Tatsachen und Meinungen besorgen, wenn es sie haben wollte, ohne irgendwem mitteilen zu müssen, was es wusste oder dachte, beziehungsweise warum.
    Während nun die Nabe seine Privatsphäre beschützte, fand Gurgeh heraus, ohne Chamlis fragen zu müssen, dass das, was Mawhrin-Skel gesagt hatte, wahr sein mochte. Die Aufzeichnung von Ereignissen war tatsächlich auf einem Niveau möglich, das eine Fälschung schwierig machte. Roboter mit überdurchschnittlicher Spezifikation waren potenziell zu solchen Aufzeichnungen fähig. Sie würden als echt akzeptiert werden, vor allem, wenn ein Gehirn über eine Realzeitverbindung Zeuge gewesen war. Gurgehs neu gewonnener Optimismus begann sich zu verflüchtigen.
    Außerdem gab es ein BU-Gehirn – es war das der Begrenzten Angriffseinheit Kanonenboot-Diplomat –, das Mawhrin-Skels Einspruch gegen die Entscheidung, nach der er aus ›Besonderen Umständen‹ entfernt worden war, unterstützt hatte.
    Von neuem überkamen Gurgeh Schwindel und Übelkeit.
    Es gelang ihm nicht herauszufinden, wann Mawhrin-Skel und die BAE zuletzt in Verbindung gestanden hatten. Diese Information galt wieder als privat. Der Gedanke an das Privatleben, das er in den letzten Tagen und Nächten gehabt hatte, ließ ihn bitter auflachen.
    Doch er entdeckte, dass ein Roboter wie Mawhrin-Skel auch in demilitarisierter Form fähig war, eine Einweg-Realzeitverbindung mit einem solchen Schiff über Lichtjahrtausende aufrechtzuerhalten, solange das Schiff nach dem Signal Ausschau hielt und wusste, wohin es zu schauen hatte. Gurgeh gewann keine Klarheit darüber, wo in der Galaxis sich die Kanonenboot-Diplomat befand – BU-Schiffe hielten ihre Positionen routinemäßig geheim –, aber er stellte einen Antrag, dass das Schiff ihm seine Position mitteile.
    Aus den gesammelten Informationen ließ sich schließen, dass Mawhrin-Skels Behauptung, das Gehirn habe ihr Gespräch aufgezeichnet, nur unter der Voraussetzung stimmen konnte, dass das Schiff nicht weiter als zwanzig Jahrtausende entfernt gewesen war. Sollte es sich nun auf der anderen Seite der Galaxis befinden, hatte die Maschine einwandfrei gelogen, und er würde sicher sein.
    Er hoffte, das Fahrzeug sei auf der anderen Seite der Galaxis. Er hoffte, es sei hunderttausend

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