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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Sie sich wirklich das Leben nehmen – was ich ebenfalls sehr stark bezweifele –, dann würde ich es immer noch tun. Ich habe noch nie einen Menschen getötet. Vielleicht hätte ich eine Chance dazu bekommen, irgendwo, irgendwann, wenn man mir gestattet hätte, BU beizutreten… aber ich würde mich damit zufrieden geben, einen Selbstmord verursacht zu haben.«
    Gurgeh hob die Hand. Sein Mantel war schwer. Die Hose war durchweicht. »Ich glaube Ihnen«, sagte er. »Also gut. Aber was kann ich tun?«
    »Ich habe es Ihnen bereits gesagt«, erklärte der Roboter, während der Wind in den Bäumen heulte und der Regen auf die schwankenden Grashalme prasselte. »Sprechen Sie für mich. Sie haben mehr Einfluss, als Sie sich klar machen. Benutzen Sie ihn.«
    »Aber ich habe keinen…«
    »Ich habe Ihre Post gesehen, Gurgeh«, sagte der Roboter müde. »Wissen Sie nicht, was eine Einladung von einem Systemfahrzeug zu bedeuten hat? Unumwundener bietet Kontakt niemals einen Posten an. Hat man Ihnen denn außer Spielen gar nichts beigebracht? Kontakt will Sie haben. Offiziell geht Kontakt nicht auf Kopfjagd. Man muss sich bewerben. Ist man dann einmal drin, geht es andersherum; um in BU zu gelangen, muss man warten, bis man aufgefordert wird. Aber Kontakt will Sie nun einmal… Mensch, merken Sie nicht, wann Sie einen Wink mit dem Zaunpfahl bekommen?«
    »Selbst wenn Sie Recht haben – was soll ich denn tun? Soll ich einfach zu Kontakt gehen und verlangen: ›Nehmt diesen Roboter zurück!‹? Seien Sie nicht dumm. Ich wüsste nicht einmal, wie ich die Sache anfangen sollte.« Gurgeh hatte nicht die Absicht zu erwähnen, dass ihn dieser Kontakt-Roboter besucht hatte.
    Das brauchte er auch nicht.
    »Hat man sich nicht bereits mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«, fragte Mawhrin-Skel. »Vorgestern Abend?«
    Gurgeh stellte sich zitterig auf die Füße. Er klopfte sich sandige Erde vom Mantel. Der Wind trieb den Regen vor sich her. Das Dorf an der Küste und das weitläufige Haus seiner Kindheit waren unter den dunklen Laken treibenden Regens beinahe unsichtbar.
    »Ja, ich habe Sie beobachtet, Jernau Gurgeh«, sagte Mawhrin-Skel. »Ich weiß, dass Kontakt an Ihnen interessiert ist. Ich habe keine Ahnung, was Kontakt von Ihnen wollen mag, aber ich schlage vor, dass Sie es herausfinden. Selbst wenn Sie nicht spielen wollen, täten Sie gut daran, sich sehr eifrig für mich einzusetzen. Ich werde Ihnen zusehen, und deshalb werde ich wissen, ob Sie es tun oder nicht… Ich will es Ihnen beweisen. Passen Sie auf!«
    Ein Schirm entfaltete sich vor dem Körper des Roboters wie eine seltsame flache Blume und dehnte sich auf die Größe von etwa einem Quadratmeter aus. Er wurde in dem regnerischen Dämmerlicht hell und zeigte Mawhrin-Skel, der plötzlich in einem blendenden Weiß erstrahlte, über dem Steintisch vor Hafflis’ Haus. Die Szene war von oben aufgenommen, wahrscheinlich aus der Nähe einer der Steinbögen über der Terrasse. Die Kohlenrinne loderte auf, Laternen und Blüten rieselten herab. Chamlis sagte: »Ach du meine Güte. Was meinst du, habe ich etwas gesagt, das ihn aufgeregt hat?« Gurgeh sah sich lächelnd vor dem Abräum- Gitter Platz nehmen.
    Die Szene verblasste. Sie wurde von einem trüben Bild ersetzt. Von oben gesehen erschien ein Bett, sein Bett in seinem Schlafzimmer in Ikroh. Gurgeh erkannte die kleinen, mit Ringen geschmückten Hände von Ren Myglan, die seinen Rücken von unten herauf kneteten. Es gab auch etwas zu hören:
    »… ah, Ren, mein Baby, mein Kind, meine Liebste…«
    »…Jernau…«
    »Du Stück Scheiße«, sagte Gurgeh zu dem Roboter.
    Die Szene verblasste, und der Ton schaltete sich ab. Der Schirm brach zusammen und wurde in den Körper des Roboters zurückgesaugt.
    »Einfach so, vergessen Sie das ja nicht, Jernau Gurgeh«, sagte Mawhrin-Skel. »Diese Stückchen wären leicht zu fälschen gewesen. Aber Sie und ich wissen, dass sie echt waren, nicht wahr? Wie gesagt, ich beobachte Sie.«
    Gurgeh sammelte das Blut in seinem Mund und spuckte es aus. »Das können Sie nicht tun. Niemandem ist erlaubt, sich so zu benehmen. Sie werden nicht damit…«
    »… durchkommen? Nun, vielleicht nicht. Aber Tatsache ist, wenn ich nicht damit durchkomme, ist es mir auch egal. Ich wäre dann nicht schlechter dran als jetzt. Versuchen werde ich es auf jeden Fall.« Mawhrin-Skel hielt inne, schüttelte das Wasser ab, erzeugte ein sphärisches Feld um sich und entfernte die Feuchtigkeit von seinem Gehäuse, das

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