Das Kultur-Spiel
Saal hinein.
Gurgeh fragte sich, was genau der andere meinte.
»Da wären wir.« Za blieb vor einer langen Reihe von Tischen stehen. Hinter den Tischen standen livrierte Männer und servierten den Gästen Speisen und Getränke. Über ihnen hing an einer hohen gewölbten Wand ein dunkler Teppich, der, übersät mit Diamanten und Goldfäden, eine historische Raumschlacht zeigte.
Za pfiff, und ein großer, ernst blickender Mann näherte sich. Der Gesandte beugte sich vor und flüsterte mit ihm. Gurgeh sah, dass ein Stück Papier den Besitzer wechselte. Dann legte Za die Hand auf Gurgehs Handgelenk und zog ihn zu einer großen runden Couch, die um die Basis einer kannelierten Säule aus Marmor, eingelegt mit kostbaren Metallen, lief.
»Warten Sie, bis Sie dieses Zeug gekostet haben.« Za zwinkerte Gurgeh zu. Shohobohaum Za hatte ein bisschen hellere Haut als Gurgeh, war aber immer noch viel dunkler als der typische Azadier. Es ist bekanntermaßen schwierig, das Alter von Kultur-Leuten zu schätzen, aber Gurgeh schätzte den Mann auf etwa ein Jahrzehnt jünger als sich selbst. »Sie trinken doch?«, fragte Za, plötzlich beunruhigt blickend.
»Ich habe das Zeug gleich wieder ausgeschieden«, gestand Gurgeh ihm.
Za schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Tun Sie das nicht mit Grif.« Er tätschelte Gurgehs Hand. »Das wäre tragisch. Eigentlich müsste man es als Hochverrat ahnden. Drüsen Sie stattdessen Kristallener Rückzug. Brillante Kombination – bläst Ihnen die Nervenbahnen aus dem Arsch. Grif ist ein tolles Zeug. Kommt von Echronedal, wissen Sie, wurde extra für die Spiele angeliefert. Es wird nur während der Sauerstoffzelt hergestellt. Das hier müsste zwei Große Jahre alt sein. Kostet ein Vermögen. Hat schon mehr Muschis geöffnet als ein kosmetischer Laser. Wie dem auch sei.« Za lehnte sich zurück und sah Gurgeh ernst an. »Was halten Sie von dem Reich? Ist es nicht wundervoll? Einfach herrlich? Ich meine, böse, aber sexy. Stimmt’s?« Ein Mann mit einem Tablett, auf dem zwei kleine, mit Stöpseln verschlossene Krüge standen, trat zu ihnen, und Za beugte sich mit einem Ruck vor. »Ah-ha!« Er nahm das Tablett mit den Krügen im Austausch für ein weiteres Papierstück entgegen, öffnete beide Behälter und reichte einen Gurgeh. Er führte seinen Krug an die Lippen, schloss die Augen und atmete tief ein. Sein halblautes Gemurmel klang wie eine Beschwörung. Schließlich trank er, die Augen fest geschlossen haltend.
Als er die Augen öffnete, saß Gurgeh da, einen Ellbogen auf das Knie, das Kinn in die Hand gestützt, und maß ihn mit eigenartigen Blicken. »Hat man Sie auf diese Weise angeworben?«, fragte er. »Oder ist das eine Wirkung, die das Imperium hat?«
Za lachte kehlig und blickte zur Decke hoch, wo ein großes Gemälde antike Meeresschiffe zeigte, die eine vor Jahrtausenden stattgefundene Schlacht austrugen. »Beides!« Za kicherte immer noch. Er wies nickend auf Gurgehs Krug. Sein Gesicht trug einen amüsierten, aber jetzt – so kam es Gurgeh vor – intelligenteren Ausdruck, was Gurgeh veranlasste, dem geschätzten Alter des anderen Mannes mehrere Jahrzehnte hinzuzufügen. »Sie werden das Zeug doch trinken?«, fragte Za. »Ich habe soeben den Jahreslohn eines ungelernten Arbeiters ausgegeben, um es Ihnen zu verschaffen.«
Gurgeh sah ihm kurz in die glänzenden grünen Augen, dann führte er den Krug an die Lippen. »Auf die ungelernten Arbeiter, Mr. Za«, sagte er und trank.
Wieder lachte Za dröhnend, den Kopf in den Nacken geworfen. »Ich glaube, wir werden prima miteinander auskommen, Spieler Gurgeh.«
Das Grif war süß, parfümiert, raffiniert und rauchig. Za leerte seinen Krug, hielt sich die schmale Tülle über den geöffneten Mund, um die letzten paar Tropfen zu genießen. Er sah Gurgeh an und schmatzte mit den Lippen. »Geht runter wie flüssige Seide«, behauptete er und stellte den Krug auf den Fußboden. »Sie wollen also an dem großen Spiel teilnehmen, Jernau Gurgeh?«
»Dazu bin ich hergekommen.« Gurgeh nahm noch einen kleinen Schluck von dem rasch zu Kopf steigenden Getränk.
»Erlauben Sie mir, Ihnen einen Rat zu geben.« Za berührte kurz seinen Arm, »Wetten Sie auf gar nichts. Und behalten Sie die Frauen im Auge – oder die Männer oder beide oder was auch immer. Sie können in sehr unangenehme Situationen geraten, wenn Sie nicht vorsichtig sind. Selbst wenn Sie vorhaben, im Zölibat zu leben, werden Sie die Erfahrung machen, dass viele – vor allem
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