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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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sich Viktor in eine sitzende Stellung. Er war auf der Schwelle eines neuen Lebensabschnitts – und sie sollte ein Ausgleich für alle Entbehrungen und alles Leid der Vergangenheit sein. Die Vorteile der Partnerschaft waren aber nicht einseitig, sagte er sich vor. Er konnte Johnny auf so manche Weise helfen. Er konnte ihn mit Wissen aus seinem reichen Speicher versorgen. Er konnte ihm Informationen liefern.
    Er fragte sich kurz, welche Rolle Rosa in dieser neuen Lage spielen würde. Zum erstenmal in seinem Leben würde er unabhängig von ihr sein. Wenn er und Johnny einen Gestalt-Organismus bildeten, bei der jeder die Kräfte des anderen zur Verfügung hatte, brauchte er Rosa nicht mehr. Er zitterte, als Johnnys Schritte über den Kies vor dem Wohnwagen knirschten. Einen Moment später hörte er, wie sich die Tür öffnete.
    Johnny stand in der Küche, mit dem Rücken zu Viktors Zimmer. Er mit seinem blonden Haar und dem braungebrannten Körper war wie ein junger Gott. Er trug nichts als ein Paar verblichene Shorts aus Blue-jeans-Stoff. Er sah sich verwirrt in der sauberen kleinen Küche um und schien sich zu fragen, weshalb er plötzlich in den fremden Wohnwagen gegangen war.
    Viktor schickte einen suchenden Gedanken aus, scheu und zart wie ein Mädchen. Im Unterbewußtsein spürte Johnny ihn und akzeptierte ihn als logischen Grund für seine Anwesenheit. Die Mädchen waren ihm schon des öfteren nachgelaufen, und er hatte nichts dagegen, hin und wieder die Rollen von Jäger und Beute zu vertauschen. Er drehte sich um und lächelte, wobei er seine starken, weißen Zähne entblößte.
    Viktor war zu versponnen in seine eigene Rolle, als daß er Johnnys veränderten Gesichtsausdruck bemerkt hätte. Denn das Lächeln war erstarrt, als der Junge Viktor sah. Auf solche Kleinigkeiten kam es Viktor nicht an. Jetzt war der Moment gekommen, in dem er seine ganze Sehnsucht und Liebe aussenden konnte. Der Moment, in dem das Verhältnis zwischen zwei Gehirnen perfekt wurde. Eine Bindung wurde geschaffen, voller Verständnis, Zukunftshoffnung, gemeinsamer Zukunftshoffnung. Der geistige Impuls, der die beiden Wesen zu einem verschmelzen sollte, überbrückte den Raum zwischen ihnen … und prallte an einer Mauer des Entsetzens und Ekels ab.
    Winselnd vor Furcht versuchte es Viktor noch einmal. Aber die Mauer war undurchdringlich. Er hatte die Schockwirkung seiner Erscheinung auf Johnny unterschätzt. Das Zusammentreffen hatte eine solche Gefühlsexplosion in dem Jungen bewirkt, daß sein Gehirn aus reinem Reflex eine Abschirmung gegen telepathische Kräfte errichtet hatte. Wenn sich der Schock legte, sank der Schirm vielleicht zusammen, aber das konnte Viktor nicht trösten. Er wußte, daß der Schaden bereits angerichtet war. Der erste überwältigende Eindruck des Grauens hatte auf ihre Beziehung für alle Zeiten ein Vorurteil geworfen. Johnny würde sich immer vor ihm ekeln.
    Der Junge gab ein würgendes Geräusch von sich und rannte blindlings aus dem Wohnwagen. Ohnmächtig wimmernd hörte Viktor zu, wie sich seine Schritte über den Kies entfernten. Wenn er Johnnys Gedanken früher durchdrungen hätte, wäre alles wie geplant verlaufen. Er hätte den Impuls der Liebe so stark in den Jungen verpflanzen können, daß nichts ihn entfernt hätte. Aber das wollte Viktor nicht. Er wollte, daß Johnny ihn akzeptierte, wie er war, ohne Benutzung der Telehypnose. Jetzt, da er so kläglich versagt hatte, erkannte er, daß das reine Eitelkeit gewesen war.
    Er lag da wie ein häßlicher kleiner Gnom und zitterte, umgeben von den Scherben seines zerbrochenen Traumes. Die Beziehung zu Johnny, die sein ganzes Leben hätte ändern sollen, hatte nur den Haß und das Ausgestoßensein bestätigt.
    Er hörte zu wimmern auf und ermahnte sich, daß Selbstmitleid zu nichts führt. Er legte sich ruhig zurück und suchte den Strand mit seinen tastenden Gedanken ab. Es war nicht schwer, Johnny zu finden. Der Junge ging allein über den feuchten Sand der Wellenausläufer. Er war etwa eine halbe Meile entfernt. Der Schutzschirm war jetzt wieder gefallen, aber die entsetzliche Erinnerung an das Zusammentreffen spiegelte sich immer noch in seinen Gedanken. Viktor sah sich durch Johnnys Augen. Viktor tastete sich vorbei an dem zitternden Bild, bis er die motorische Nervenzentrale erreichte. Es wäre ihm jetzt möglich gewesen, Johnny zurück zum Wohnwagen zu zwingen und ihn für immer zu seinem willigen Sklaven zu machen, aber das war jetzt nicht Viktors

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