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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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submikroskopische Untersuchung von Peter Moray. Zugleich, um den Wechsel der Persönlichkeit zu erleichtern, mußte man seine körperliche und geistige Widerstandskraft auf den niedrigst möglichen Punkt reduzieren. Dafür sorgte Viktor, während Peter Moray schlief – und es war der eigentliche Grund für seine schwache Gesundheit.
    »Sie werden Ihr Paradies bekommen, Doktor Havenlake«, sagte sie mit ruhiger Zuversicht. »Manchmal mag es so erscheinen, daß die Ereignisse genau in die entgegengesetzte Richtung führen – aber das gehört mit zum Aufbau.«
    »Nicht mein Paradies, Miß Graham. Ich bin ein telepathischer Krüppel.« In seiner Stimme war eine entsetzliche Bitterkeit, die sie über alle Maßen schockierte, aber sie konnte ihm keinen Trost bieten.

 
25
     
    Havenlake schloß die Wohnung auf und stand einen Moment lang im Korridor. Er horchte angespannt. Das einzige erkennbare Geräusch war das leise Summen des Kühlschranks in der Küche. Die Stille war unerwartet und nervenaufreibend. Er hatte gedacht, der Plattenspieler würde immer noch laufen, und Annette würde ihn mit ihrem betrunkenen Gekreische empfangen. Sie hatte aber offensichtlich eine andere Methode ersonnen, um ihn für sein Versehen büßen zu lassen. Darin war sie Spezialistin. Es war eine Begabung, die sie im Laufe der Jahre entwickelt hatte. Sie suchte sorgfältig seine wunden Punkte und tat ihm weh – und darin fand sie mehr Befriedigung als in irgendwelchen anderen Beschäftigungen.
    Drei Möglichkeiten kamen ihm in den Sinn: Sie konnte betrunken sein. Dann lag sie irgendwo reglos in der Wohnung. Oder sie hatte sich entschlossen, fortzugehen. Dann ging sie irgendwo in der Nähe von Portfield umher und machte Szenen, die seine Autorität untergruben und ihm unendlich peinlich waren. Oder sie versteckte sich irgendwo in der Wohnung und spielte Katz und Maus mit ihm, um dann in dem Moment zu erscheinen, der ihren Sinn für Dramatik befriedigte.
    »Annette!« Er rief leise ihren Namen.
    Als er keine Antwort hörte, schob er die Küchentür auf. Die Spülanrichte war überhäuft mit schmutzigem Geschirr. Am Tischrand war eine Zigarette zu einem Häufchen Asche verbrannt und hatte ein häßliches Loch in der hellblauen Plastikfläche hinterlassen. Er wandte sich ab.
    Im Schlafzimmer sah es noch wilder aus als in der Küche. Kleider waren von den ungemachten Betten gefegt worden, Decken und Kissen lagen auf dem Boden. Annettes türkisfarbenes Cocktailkleid – wahrscheinlich hatte sie es heute abend tragen wollen – lag verknittert auf dem Schafwollteppich vor dem Frisiertisch. Die Glasfläche des Tisches war überzogen von einer Puderschicht. Cremeverschmierte Wattebäusche und Zellstofftücher lagen herum. Er sah sich den Schmutz mit einem Gefühl des Ekels an. So würde es nun tagelang aussehen, bis Annette zu schmollen aufhörte. Er schloß die Tür und betrat die Wohndiele.
    Annette war hier. Sie saß ganz still da und starrte ihn an, als er hereinkam. Zu seinem Erstaunen hatte sie weder ein Glas noch eine Zigarette in der Hand.
    »Annette – hast du mich nicht gehört?«
    »Doch.«
    Ihre ruhige Antwort war das völlige Gegenteil zu ihrem sonstigen Gekreische. »Es tut mir leid, daß ich zu spät komme – aber es mußte noch soviel erledigt werden …«, sagte er linkisch.
    »So ist es immer.«
    »Was kann ich dazu sagen? Ich muß ehrlich sein – ich hatte vollkommen vergessen, was wir heute abend vorhatten. Dafür gibt es keine Entschuldigung, außer daß ich vollkommen überlastet war.«
    »Natürlich – es gibt immer so viele Dinge, die wichtiger sind als ich. Ich verstehe.« Ihre Stimme war immer noch drohend ruhig.
    Er sah sie unglücklich und ratlos an. Wenn sie ihn schreiend an der Tür empfangen hätte, wäre ihm wohler gewesen – er traute dieser Ruhe nicht.
    »Du bist mit Recht verärgert, Annette. Könnten wir nicht morgen ausgehen?«
    »Ich will morgen nicht mit dir ausgehen«, sagte sie. »Und ich glaube, ich wollte es nicht einmal heute. Ich sitze da, während du jedes Glas zählst, das ich trinke, und nur auf einen Grund wartest, um mich eine Säuferin zu nennen. Du bist kein Ehemann – du bist ein Kerkermeister!«
    »Ich will nicht mit dir streiten«, sagte er und bereitete sich auf die lange erwartete Szene vor. Er konnte es an ihren Augen erkennen, daß sie keine Aufforderung von ihm brauchte. Merkwürdig, ihre Augen – der Glanz in ihnen hatte ihn angezogen, als er sie zum erstenmal sah – und nun

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