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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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glänzten sie nur, wenn Annette ihn quälte.
    »Ich will nicht mit dir streiten«, äffte sie ihn spöttisch nach. »Du großer, dämlicher Ochse! Ich möchte wissen, ob du je …«
    Er hätte hinausgehen sollen und sie ohne Publikum schreien lassen sollen. Aber er wußte von früheren Szenen, daß er das nicht fertigbrachte. Irgend etwas in ihm, eine schwache Stelle oder auch nur eine Art Stoizismus, zwang ihn zum Hierbleiben. Er mußte sich ihre Worte anhören. Es war in der Hauptsache dummes Zeug, kindliche Beschimpfungen, die einen Erwachsenen kaum erschüttern konnten – bis auf die Tatsache, daß es demütigend war, die eigene Frau so unreif zu sehen. Ihr Monolog folgte dem üblichen Schema – sein Versagen als Mann und Ehemann, seine angebliche Affäre mit Becky Schofield … All die abgeleierten, alten Themen wurden in einer Flut von Worten wieder aufgewärmt, die gegen sein Gehirn hämmerten, bis die Logik vor ihnen nachgeben mußte. Er konnte seine Gelassenheit nicht mehr bewahren. Er reagierte – erst mit Scham, dann mit Furcht und schließlich mit einer wachsenden Wut, die stärker als je zuvor war, weil er sie nicht recht definieren konnte.
    Sein Zorn konnte bereits nicht mehr von der Logik beherrscht werden, als er mit plötzlicher Furcht erkannte, daß Annette diesmal einen entscheidenden Fehler gemacht hatte. Durch das Interview mit Barbara Graham war ihm mehr denn je bewußt geworden, welche Grenzen ihm gesetzt waren. Auf dem Psi-Gebiet war er wie ein Blinder, der mit kostbaren Werken der Malerei handelte. Sein gesamtes Lebenswerk mußte wegen dieser Blindheit in Verzweiflung enden. Und er war gezwungen, sich einzugestehen, daß er über alle edlen Motive hinaus zuallererst die telepathische Begabung für sich selbst wollte.
    Annette konnte sicher nicht verstehen, was in ihm vorging, aber sie spürte intuitiv seine Schwäche und schöpfte das Thema ganz aus, bis sie eine hilflose Wut in ihm hochgepeitscht hatte.
    Als er so dastand und automatisch die Fäuste ballte, erkannte er endlich, was an Annette heute anders war. Normalerweise brachte sie ihn bis an den Rand der Beherrschung und genoß dabei ihre eigene Wut – und dann, im entscheidenden Moment, bekam sie Angst vor ihm und bettelte um Gnade, so daß er unfähig war, ihr etwas zu tun. Der schreckliche Unterschied heute war die Tatsache, daß sie keine Angst mehr hatte. Sie war entschlossen, ihn zu einer unüberlegten Tat zu treiben. Sie wollte, daß er sich vergaß und sie angriff. Er fragte sich, weshalb – vielleicht weil sie damit ihr Leben beenden und das seine ruinieren konnte und so auf einen Schlag ihren Haß gegen sich selbst und ihn loswurde. Er sah ihre Verbindung zum erstenmal kristallklar – und diese Klarheit gab ihm die Kraft, seine Schwäche zu überwinden.
    »Nein, Annette, jetzt reicht es – ich höre dir nicht mehr zu«, sagte er fest. Er drehte sich herum, verließ die Wohndiele und die Wohnung und ignorierte ihr Kreischen hinter sich. Er war fest entschlossen, diese Nacht nicht heimzukommen – vielleicht nie mehr. Aber in seiner Entscheidung war kein Triumph, denn er erkannte besser als je zuvor, daß er nicht ohne sie leben konnte – daß er sie trotz allem liebte …

 
26
     
    Am Morgen war es immer am schlimmsten, und an jedem Morgen war es wieder schlimmer als am vorhergegangenen. Peter führte den elektrischen Rasierapparat mit zitternden Fingern, während er in den Spiegel sah. Sein Gesicht war blaß und zerfurcht, und die Augen saßen in tiefen Höhlen. Vor ein paar Tagen hätte er es noch für das Gesicht eines Fremden gehalten, aber jetzt mußte er zu seinem Entsetzen erkennen, daß er dieser Fremde war.
    Er übersah die Bartstoppeln, die noch auf seinen Wangen waren und wollte den Rasierapparat weglegen. Im gleichen Moment erlitt er einen Schwindelanfall. Der Rasierapparat fiel ihm aus der Hand, als er versuchte, sich am Waschbeckenrand festzuhalten. Er schaffte es und klammerte sich krampfhaft an die glatte weiße Fläche, während sich das Universum um ihn drehte. Schließlich ließ die Benommenheit nach, und er öffnete die Augen. Wieder starrte ihn das verhaßte Gesicht des Fremden an. Er blickte nach unten. Der Rasierapparat lag wie ein zerquetschtes Insekt am Boden, sein Plastikpanzer war geplatzt und gab die metallischen Innenteile frei. Er machte nicht den Versuch, ihn aufzuheben. Damit hätte er nur einen neuen Schwindelanfall heraufbeschworen. Statt dessen hielt er sich immer noch am Waschbecken

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