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Das Labyrinth der Wörter

Titel: Das Labyrinth der Wörter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie-Sabine Roger
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Mistkerl von Monsieur Bayle mich jetzt sehen könnte! Er und die anderen. Alle anderen.«
    Ich glaube, ich war stolz auf mich.
    Auf Seite elf habe ich aufgehört, nach: Das Kind vom hohen Meer kannte diese fernen Länder nicht, es wusste nichts von diesem Charles und diesem Steenvoorde . Letzteres las ich etwas stockend, Ste-en-vo-orde , aber ich kann eben kein Ausländisch, und es stehen keine Untertitel mit der Aussprache dabei.
    »Wollen wir vielleicht ein anderes Mal weiterlesen?«, habe ich gefragt. »Ich muss das Buch nämlich in die Bibliothek zurückbringen. Aber ich leihe es noch mal aus, wenn Sie wollen. Ist kein Problem, kostet ja nichts.«
    Margueritte hat die Augen aufgemacht und gesagt: »Germain, das war wirklich eine schöne Überraschung! Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll …« Aber dann hat sie sofort gemeint: »Obwohl … ich habe da vielleicht eine Idee. Wären Sie bereit, mich in den nächsten Tagen einmal bis zu meiner Wohnung zu begleiten?«
    »Na klar! Gleich heute sogar, wenn Sie wollen.«
    »Macht es Ihnen auch nichts aus?«
    »Überhaupt kein Problem!«
    An diesem Tag hat sie mir also nichts vorgelesen, da ich das ja übernommen hatte. Sie hat mich nur gebeten, ein anderes Mal weiterzumachen, wenn ich so nett wäre.
    Ich habe gesagt: »Sicher, warum nicht? Wenn es Ihnen eine Freude macht …«
    Ich wäre ganz schön enttäuscht gewesen, wenn sie das nicht gefragt hätte, nach der ganzen Zeit, die ich gebraucht hatte, um zu lernen, diese verdammte Geschichte vorzulesen, die so poetisch war. Und so ergreifend.
    Dann haben wir über alles im Allgemeinen und über nichts im Besonderen geredet.
    Und auf einmal hat sie aus heiterem Himmel gesagt: »Wissen Sie, ich fürchte, ich werde mir sehr bald einen Stock kaufen müssen. Ich sehe inzwischen nicht immer genau, wenn Hindernisse auf meinem Weg sind.«
    »Macht Ihnen das Kummer?«
    »Nun, um ehrlich zu sein … Sagen wir, dass ich etwas Mühe habe, mich mit dem Gedanken anzufreunden.«
    »Wollen Sie einen aus Metall oder Holz?«
    »Oh, aus Holz, das ist mir lieber! Aus Metall, das wäre wie eine Prothese. Das kommt dann, wenn ich alt bin … Da habe ich doch noch Zeit, nicht wahr?«
    Ich habe gelacht. Sie auch.
    Ich habe gesagt: »Ich frage das, weil ich weiß, wo man schöne Stöcke finden kann, aus Kastanienholz. Es ist jemand, den ich kenne, er hat das Handwerk von seinem Vater gelernt. Hätten Sie nicht Lust, mit mir zusammen hinzufahren? Vielleicht an einem Sonntag? Es ist nicht mal eine Stunde von hier, nur Landstraße, und ich fahre auch nicht zu schnell.«
    Sie hat betrübt geantwortet: »Sie werden mich lächerlich finden, Germain, aber ich vertrage das Autofahren nicht, mir wird schrecklich schlecht, wenn ich nicht am Steuer sitze …Als ich noch selbst fuhr, hatte ich dieses Problem nicht, aber jetzt kommt das für mich leider nicht mehr in Frage. Ich wäre eine öffentliche Gefahr.«
    »Ich kann für Sie hingehen, wenn ich mit meiner Freundin spazieren fahre. Dann bringe ich Ihnen einen Katalog mit.«
    »Nun, wenn es Ihnen nichts ausmacht, sehr gern. Ich muss zugeben, dass ich recht stolz wäre, mit einem hübschen Stock aus Kastanienholz im Park spazieren zu gehen …«
    »Gebongt, so machen wir’s!«
    Sie hat mich gefragt, ob ich immer noch einverstanden wäre, sie nach Hause zu begleiten.
    Ich habe gesagt: »Na klar!« Ich bin ja keine Wetterfahne.
    Sie lebt in einer Wohnung, die so groß ist wie eine Briefmarke.
    Schlafzimmer – Wohnzimmer – Balkon. Aber die Lage ist gut, weder laut noch feucht. Es geht. Es fehlt an Garten, aber es geht.
    Sie hat mir lauter schöne Sachen gezeigt, die sie von überallher mitgebracht hat. Und dann hat sie gesagt: »Nun sind Sie dran, die Augen zu schließen, Germain … Aber Sie dürfen nicht mogeln, versprochen?«
    »Ich schwör’s!«
    Ich habe gehört, wie sie eine Schublade aufgezogen und was gesucht hat. Dann ist sie zu mir zurückgekommen und hat gesagt, ich soll die Hand ausstrecken. Sie hat was reingelegt, das ein bisschen schwer, ein bisschen kalt war.
    »Jetzt können Sie die Augen öffnen.«
    Ich habe sie aufgemacht. Ich habe gesagt: »Meine Fresse!« Und sofort darauf: »Oh, Verzeihung! Ich meine, es ist unheimlich schön … Das kann ich nicht annehmen …«
    »Ich bitte Sie, mir zuliebe.«
    Es war ein Taschenmesser, ein Laguiole, aber was für eins, ein echtes Schmuckstück! Mit einer Damastklinge aus geschmiedetem Stahl, einem Griff aus Hornspitze,

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