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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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hierhergeraten?
    An was zum Teufel war er festgebunden?
    Ein alter Mann, der aussah wie Wilford Brimley, beugte sich zu ihm vor und musterte ihn eingehend.
    «Können Sie mich verstehen?», fragte der Mann.
    Doch ehe Travis noch antworten konnte, zerrann ihm die Erinnerung auch schon wieder, kaum eine Sekunde, nachdem sie Gestalt angenommen hatte.
    Wo war er?
    Wie war er hierhergeraten?

    Garner beobachtete, wie Travis gegen die Wirkung der Droge ankämpfte. So verstörend es war, diese Wirkung am eigenen Leib zu erleben, war es doch fast noch verstörender, mit anzusehen, wie ein anderer das zu erdulden hatte.
    Er registrierte, wie Travis in einem fort angestrengt den Raum ins Auge fasste, um gleich darauf wieder die Orientierung zu verlieren. Wie er seine Umgebung von Sekunde zu Sekunde immer wieder neu entdeckte, im Wettlauf mit seiner sich permanent auflösenden Erinnerung.
    Porter beugte sich ganz dicht zu Travis vor, blickte ihm direkt in die Augen.
    «Sagen Sie uns, wer die Pforte durchschreitet», sagte er – das war keine Frage, es war ein Befehl.
    Travis blinzelte, als hätte er den Wortlaut dieser Aufforderung bereits wieder vergessen. Er starrte Porter an, ohne etwas zu sagen.
    Porter wiederholte die Aufforderung. Einmal, zweimal, dreimal, immer wieder. Sorgfältig und geduldig. Um sie in Travis’ Unterbewusstsein zu verankern, ähnlich wie ein Hundetrainer, der bei seinem vierbeinigen Schützling ein Reaktionsmuster etablierte. Porter kannte sich mit diesem Verfahren aus, wenn jemand damit Erfahrung hatte, dann er.
    «Sagen Sie uns, wer die Pforte durchschreitet.»
    Garner war dieser Verhörprozedur selbst die ganze Nacht und den ganzen Tag hindurch unterzogen worden. In Sitzungen wie dieser, die ungefähr im Stundentakt erfolgten, siebzehn insgesamt. Die Nadeleinstiche an seinen Armen halfen ihm dabei, die Zahl präzise zu bestimmen.
    Er hatte viele Informationen preisgegeben, das war ihm bewusst. Doch er wusste auch, dass er die eine entscheidende Auskunft, auf die es am Ende ankommen würde, zurückgehalten hatte. Das konnte er aus ihren enttäuschten, verärgerten Gesichtern ablesen, jedes Mal, wenn die Wirkung des Mittels nachließ und sein Erinnerungsvermögen sich stabilisierte. Diese Auskunft hatten sie ihm nicht entlocken können. Dieses Geheimnis hütete er schon zu lange, um es jetzt einfach so auszuplaudern, selbst unter dem Einfluss der Droge.
    Bei Travis lag der Fall schon anders. Falls er die Antwort kannte, hatte er sie heute erst erfahren.
    Porter wiederholte den Befehl zum sechsten Mal: «Sagen Sie uns, wer die Pforte durchschreitet.»
    Travis’ Augenlider verengten sich. Als würde er diesmal den Sinn der Aufforderung erfassen, trotz seiner sich immer wieder auflösenden Erinnerung.
    «Sagen Sie uns, wer das Portal durchschreitet.»
    «Ich», antwortete Travis.
    Porter zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen. Wich ein wenig zurück.
    «Ich gehe hindurch», sagte Travis. Ein Anflug von Belustigung huschte ihm übers Gesicht. «Ich Glücklicher.»
    «Spielt er mit uns?», schaltete sich Holt ein. «Klingt die Wirkung ab?»
    Porter sah auf seine Uhr. «Allmählich schon, würde ich sagen. Drei Minuten und sechzehn Sekunden haben wir ja aufgebraucht, während er sich in der Erinnerung befand.»
    «Holen Sie den Anzapfer wieder aus ihm heraus», sagte Holt. «Solange Sie ihn noch dazu bringen können, Ihre Anweisungen auszuführen.»
    Porter nickte. Er beugte sich wieder zu Travis vor. «Denken Sie den Anzapfer aus Ihrem Kopf heraus», sagte er und wiederholte den Satz gleich darauf, deutlich und mit Nachdruck. Nach der dritten Aufforderung schloss Travis die Augen und schien sich angestrengt auf irgendetwas zu konzentrieren. Wenig später keuchte er laut auf. Verzerrte das Gesicht vor Schmerz. Dann kam der Anzapfer nach und nach aus demselben stecknadelfeinen Loch an seiner Schläfe zum Vorschein, durch das er zuvor eingedrungen war, ein dünner, sich windender, leuchtend grüner Faden. Porter hielt seine Hand darunter, um ihn auf seinem Handteller aufzufangen, bis alles herausgekommen war.
    «Versuchen wir es in einer Stunde noch mal», sagte Holt. «Dann haben wir die gesamten vier oder fünf Minuten, um ihn zu befragen. Dann erfahren wir es.»

    Als die beiden wenig später mit dem Anzapfer, der inzwischen wieder seine Würfelform angenommen hatte, den Raum verließen, konnte Garner deutlich erkennen, wie Travis’ Erinnerungsvermögen zurückkehrte. Die Wirkung der Droge klang in

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