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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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der Regel ziemlich schnell ab, binnen einer Minute etwa, während der man aus tiefster Verwirrung wieder zu vollem Bewusstsein gelangte. Die wachsende Klarheit in Travis’ Augen deutete darauf hin, dass er diesen Prozess gerade durchmachte.

    Wo war er?
    In irgendeinem kleinen Raum.
    Er war an etwas festgebunden, einer Sackkarre, allem Anschein nach.
    Er atmete tief durch und merkte, wie sich dabei ein Nebel in seinem Kopf lichtete. Auch der nächste Atemzug sorgte für wachsende Klarheit.
    Er hob den Blick und sah, dass Richard Garner bei ihm war, ebenfalls gefesselt.
    Der Raum, schoss es ihm durch den Kopf, war ein Arbeitszimmer, wobei er sich aber nicht ganz sicher war, woher er das wusste.
    Durch die Wände und den Fußboden hindurch war ein dumpfes Dröhnen zu vernehmen. Düsentriebwerke.
    Dies hier war die Air Force One . Dieser Raum befand sich hinten im Heck. Dessen war er sich gewiss, wobei er wieder nicht wusste, warum.
    Während er darüber nachsann, fiel ihm ein, dass gerade jemand den Raum verlassen hatte. Zwei Männer, vermutete er. Und sie hatten etwas mitgenommen.
    Den Anzapfer? War es nicht so? Ja, dessen war er sich so gut wie sicher, und gleich darauf wurde ihm schockartig noch etwas anderes klar:
    Der Anzapfer war gerade erst aus seinem Kopf ausgetreten.
    Seine Kopfschmerzen legten diesen Schluss nahe, und das Blut, das ihm in einem dünnen Rinnsal an der Schläfe hinablief, bestätigte seine Vermutung.
    Mit dem nächsten Atemzug verzog sich auch der letzte Rest Nebel aus seinem Kopf, und die Erinnerung an den Tag, der hinter ihm lag, kehrte schlagartig zu ihm zurück.
    Er und Paige und Bethany waren nach Rum Lake geflogen. Hatten sich vor den Privatsöldnern in die Mine gerettet. Waren dort auf Dyer getroffen. Hatten die zweite Pforte in Augenschein genommen. Waren dann abermals entkommen, mit Hilfe des Unsichtbarkeitsanzugs. Dann der Supermarkt. Die Rakete. Hinterher die manische Autofahrt nach Oakland, einzig beherrscht von dem Gedanken, sich an Stuart Holt zu rächen und ihn abzustechen wie ein Tier. Er erinnerte sich daran, wie er an Bord des Flugzeugs gekommen war, es ausgekundschaftet hatte und dabei hier hinten im Heck auf Garner gestoßen war. Danach hatte er die anderen getötet und –
    Und war wieder in die Gegenwart zurückgekehrt.
    Aus einer Erinnerung, in der er sich mit Hilfe des Anzapfers befunden hatte.
    Er dachte darüber nach. Starrte vor sich ins Leere und bemühte sich, eine Lösung für dieses Rätsel zu finden.
    Die Anzapfer-Erinnerung war in dem Konferenzraum an Bord dieses Flugzeugs zu Ende gegangen.
    Wo hatte sie angefangen?
    Wann hatte sie angefangen?
    Ein Anfangspunkt wollte ihm beim besten Willen nicht einfallen.
    Schlimmer noch, durch den Anzapfer waren all seine realen Erinnerungen an den fraglichen Zeitraum verbrannt. Unwiederbringlich, wie immer. Es war für ihn schlicht unmöglich, sich daran zu erinnern, was in dem Zeitraum, den er soeben neu durchlebt hatte, tatsächlich geschehen war.
    «Na, sind Sie wieder klar?», fragte Garner.
    Travis nickte.
    «Die haben Ihnen eine Droge gespritzt», sagte Garner.
    Travis nickte erneut. «Phenylin-Dizyclomid.»
    Garner sah ihn verblüfft an.
    «Dyer hat mir davon erzählt», erklärte Travis.
    «Verstehen Sie, was da gerade mit Ihnen abgelaufen ist?»
    «Nicht direkt. Teilweise, würde ich sagen.»
    «Die Droge wirkt sich in zwei Phasen aus», sagte Garner. «Ein paar Minuten lang leichter Gedächtnisverlust, danach vier bis fünf Minuten lang völlige Zertrümmerung der Kurzzeiterinnerung.»
    «In Phase zwei können sie einen dazu bringen, Befehle zu befolgen, hat Dyer erzählt, und in Phase eins füttern sie einen manchmal mit Informationen, die man dann in Phase zwei benutzen –»
    Travis verstummt jäh.
    Weil er auf einmal das Gefühl hatte, die Sache teilweise zu verstehen.
    Garner nickte, als er seinen Gesichtsausdruck sah.
    «Im wirklichen Leben sind Sie gar nicht bis in die Mine vorgedrungen», sagte Garner. «Sie und Paige und Bethany sind bis zu der Stahltür gelangt und saßen dann dort in der Falle. Weil Sie die Kombination nicht kannten. Ihre Häscher haben Gasgranaten eingesetzt und Sie alle gefangengenommen.»
    Travis hatte mit gesenktem Blick zugehört. Jetzt blickte er ruckartig auf und sah Garner aufgeregt an. «Paige und Bethany sind am Leben?»
    All die Gefühle, die Travis zuvor innerlich zerrissen hatten gleich schartigen, gezackten Klingen, waren mit einem Schlag verflogen. Es war ein Moment der

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