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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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Erlösung, der ihn mit ähnlicher Wucht traf wie die Druckwelle bei der Explosion, als die Rakete in den Humvee einschlug. Er japste krampfhaft nach Luft und merkte, wie ihm die Tränen in die Augen schossen, ohne dass er etwas dagegen hätte tun können. Aber das wollte er auch gar nicht. Es gelang ihm lediglich, sein heftiges Schluchzen so weit zu dämpfen, dass es kaum noch zu hören war, während er mit gesenktem Kopf den Tränen freien Lauf ließ.
    Garner wartete rücksichtsvoll eine kurze Weile ab, ehe er weiterredete.
    «Holts Leute wussten nicht mal von der Existenz der Mine, bis sie euch dreien zu der Stahltür gefolgt sind. Holt ebenso wenig. Als sie sie gefunden hatten, haben sie sich zusammengereimt, dass hier etwas Wichtiges verborgen war, haben den anderen Zugang ausfindig gemacht und dann beide Türen aufgesprengt. In der Mine sind sie auf Dyer gestoßen, der allein war, haben sich eine Schießerei mit ihm geliefert und ihn dabei getötet. Als ihnen klarwurde, wen sie da erschossen hatten und dass er sich vermutlich in meinem Auftrag vor Ort befand, zählten sie eins und eins zusammen und kamen zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich über all die Informationen verfügt hatte, auf die sie es abgesehen haben. Die letzte Einzelheit eingeschlossen, die sie aus mir nicht herausbekommen konnten.»
    «Meinen Namen», sagte Travis mit heiserer Stimme.
    Garner nickte. «Sie waren sich sicher, dass Dyer den Namen kannte, und erwogen vorübergehend, den Anzapfer selbst zu benutzen, um in der Erinnerung zurückzukehren und ihn zu verhören. Sogar die Türkombination haben sie mir entlockt, um still und leise in die Mine gelangen zu können. Diese Information war mir weit weniger wichtig als Ihre Identität – weshalb ich sie ihnen wohl auch relativ widerstandslos geliefert habe.»
    Travis hob den Kopf und blinzelte mit aller Macht gegen die Tränen an, bis Garners zunächst noch verschwommenes Bild sich endlich wieder schärfte.
    «Holt hatte Angst vor dem Anzapfer», sagte Travis. «Er scheute sogar davor zurück, ihn von seinen Untergebenen benutzen zu lassen.»
    «Stimmt genau», bestätigte Garner und runzelte kurz die Stirn, sichtlich verwirrt darüber, woher Travis das wohl wissen mochte. Dann überging er diesen Punkt und fuhr fort. «Nach einigem Nachdenken fanden sie die Lösung: Um selbst kein Risiko eingehen zu müssen, könnten stattdessen Sie dazu eingesetzt werden. Sie injizierten Ihnen die Droge und trichterten Ihnen in Phase eins die Türkombination ein, und in Phase zwei drückten sie Ihnen den Anzapfer an die Schläfe und forderten Sie auf, den Tag noch einmal zu durchleben. Falls es so lief wie erhofft, würden Sie sich mangels funktionierendem Kurzzeitgedächtnis nicht einmal darüber im Klaren sein, dass Sie sich bloß in einer durch den Anzapfer ermöglichten Erinnerung befanden. Weil Sie keine Erinnerung daran hätten, den Anzapfer benutzt zu haben – oder den Tag bereits einmal durchlebt zu haben. Sie würden sich an irgendeinem Zeitpunkt heute Morgen hineinfallen lassen und tatsächlich glauben, es sei heute Morgen. Für Sie wäre das Geschehen real.»
    Der Flug nach Rum Lake. Heute Morgen. Als er an Bord des Flugzeugs nach kurzem Schlummer aufgewacht war – in diesem Augenblick hatte die Erinnerung begonnen, in die er mit dem Anzapfer gelangt war. Der gesamte darauffolgende Tagesablauf war nur Schein gewesen.
    «Später würden Sie zu der Stahltür gelangen», fuhr Garner fort, «und diesmal wüssten Sie die Kombination. Woher genau, würde Ihnen in dem Moment rätselhaft sein – an Phase eins würden Sie sich erinnern, als wäre es eine seltsame Vision gewesen –, unter den gegebenen Umständen aber würden Sie Ihr Glück mit den Zahlen auf jeden Fall versuchen.»
    «Und so am Ende auf Dyer treffen», sagte Travis.
    Garner nickte. «Und dabei wahrscheinlich von ihm alles erfahren, was er wusste, da er und Sie ja für dieselbe Seite arbeiteten. Bei Ihrer Rückkehr aus der Anzapfer-Erinnerung könnten Sie dann gezielt nach diesem Wissen befragt werden. Sie wären weniger stark darauf konditioniert als ich, diese Information um jeden Preis zu hüten. Und mit dieser Annahme lagen Holt und Porter leider goldrichtig.»
    «Mein Gott, habe ich es ausgeplaudert? Habe ich denen verraten, dass ich derjenige bin, der am Ende die Pforte durchschreitet?»
    «Ja, ganz richtig. Aber die beiden haben Ihnen nicht geglaubt. Sie dachten, Sie würden bloß Witze reißen.» Garner runzelte die

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