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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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das Messer, von dem das Blut tropfte, mit ausgestrecktem Arm seitlich von sich fort. Schritt mitten durch die Tür und ging direkt auf Porter zu. Der Mann nahm aus dem Augenwinkel das durch die Luft schwebende Messer wahr und schnellte herum. Nach kurzer Verwirrung verzerrte sich sein Gesicht voll Todesangst, und dann bohrte sich die Klinge auch schon mit der Spitze voran in seine Luftröhre und bis hindurch zur Wirbelsäule. Beim Herausziehen drehte Travis sie zur Sicherheit noch einmal herum.
    Holt blickte gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie Porter heftig zuckend zusammenbrach. Um zu sehen, wie sich das Messer aus dem Sterbenden zurückzog und schwebend in der Luft verharrte, dann um das Tischende herum auf seine Seite wechselte und in halber Höhe näher glitt, direkt auf ihn zu. Er wich entsetzt zurück, hätte dabei um ein Haar seinen Sessel umgeworfen, und kämpfte sich hastig vom Sitz hoch. Stürzte in die Raumecke, wo er sich in einer Art Abwehrhaltung am Boden niederkauerte, beide Hände schützend vor den Hals gelegt.
    Travis ging gemächlich auf ihn zu. Gelassen.
    «Was ist das?», flüsterte Holt vor sich hin, halb wahnsinnig vor Angst. «Was ist das?»
    «Ich bin hier, um Ihnen die Namen der beiden anderen Opfer aus dem Humvee zu verraten», sagte Travis.
    Holt riss seinen Blick von dem Messer los und blickte hektisch umher, um den Besitzer der Stimme zu orten, die da so gespenstisch gesprochen hatte.
    «Es waren zwei junge Frauen, Paige Campbell und Bethany Stewart. Zwei der besten, selbstlosesten Menschen, die ich jemals kennenlernen durfte. Beide haben auf ein normales Leben verzichtet, um den Rest der Welt vor Schaden zu bewahren oder zumindest dafür zu sorgen, dass es hier nicht noch schlimmer zugeht als ohnehin schon. Dafür haben sie viel geopfert. Sie haben sogar einen Großteil ihres Lebens unter der Erde zugebracht, ohne Sonnenlicht.»
    «Sagen Sie mir, was Sie wollen, ich kann Ihnen jeden Wunsch erfüllen», beteuerte Holt. «Ich bin der mächtigste Mann der Welt.»
    «Danach sieht es momentan aber nicht aus», entgegnete Travis. «Im Gegenteil.»
    «Tun Sie jetzt nichts Unüberlegtes», presste Holt mit erstickter Stimme hervor. «Denken Sie noch einmal nach, ich beschwöre Sie.»
    «Nein, ist nicht nötig», sagte Travis, stieß den Sessel beiseite, der ihm den Weg versperrte, und trat auf die Ecke zu, in der Holt kauerte.
    Ehe er dort anlangte, flimmerte es ihm auf einmal vor den Augen, in Grün und Blau, immer abwechselnd.

43
    Travis hielt so abrupt inne, dass er kurz ins Taumeln geriet, ehe er wieder festen Stand hatte. Er sah sich hektisch um, als könnte er dem optischen Effekt auf diese Weise ein Schnippchen schlagen. Aber das erwies sich als unmöglich.
    Grün. Blau. Grün. Blau. Sein gesamtes Gesichtsfeld war von dem ständigen Farbwechsel betroffen, es erinnerte an die dramatische Lightshow bei einem Rockkonzert.
    Grün. Blau.
    Er wusste, was das zu bedeuten hatte – aber das war doch unmöglich. Wie konnte er aus einer vermittels des Anzapfers durchlebten Erinnerung in die Gegenwart zurückkehren, wenn er den Anzapfer gar nicht benutzt hatte?
    Grün. Blau.
    Das Messer fiel ihm aus der Hand, schlug dumpf auf dem Teppich auf und drehte sich einmal herum, ehe es liegenblieb. Holt war sichtlich verwirrt.
    Travis taumelte zurück, polterte gegen einen der Sessel, geriet ins Stolpern. Er drehte sich um und stützte sich mit beiden Händen am Tisch ab.
    Grün. Blau.
    Er war im Begriff, gegen seinen Willen aus dieser Erinnerung herausgesogen zu werden. Jeden Augenblick jetzt. Aber herausgesogen wohin ? Und in welche Gegenwart? Wann und wo genau hatte er den Anzapfer in seinen Kopf eindringen lassen?
    Grün. Blau.
    Schwarz.

    Er zuckte zusammen und schlug die Augen auf. Er befand sich wieder in dem kleinen Arbeitszimmer am hinteren Ende des Flugzeugs. Holt und Porter standen vor ihm, und hinter ihnen, etwas seitlich, erspähte er Richard Garner, noch immer an die Sackkarre gefesselt. Travis senkte den Blick und stellte fest, dass auch er selbst jetzt an eine solche Karre gefesselt war, ganz wie in seinem Traum.
    Der gar kein Traum gewesen war.
    Und auch nicht die Wahrnehmungen eines anderen, die jener ihm irgendwie übermittelt hatte.
    Es war weder das eine noch das andere gewesen.
    Gleich im Anschluss an diese Erkenntnis löschte sich seine Erinnerung einfach aus. Verschwand wie ein in den Sand gekratztes Bild unter dem Luftstoß eines Laubgebläses.
    Wo war er?
    Wie war er

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