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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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Nähe aufragte.
    Für mich war diese Stunde erfüllt von unendlicher Trauer und einer eigenartigen Erregung angesichts der Erkenntnis, dass der Mensch seine uralte Heimat aufgab und fortan ein Entwurzelter inmitten des Kosmos sein würde. Kronous’ Antlitz hingegen glich einer Maske aus Marmor, und ich konnte seine Gedanken und Gefühle noch nicht einmal erahnen.
    Schließlich wandte er sich zu mir um. In dem Lächeln, das er mir schenkte, lag eine eigentümliche Wehmut. »Die Zeit für meinen Aufbruch ist gekommen – und für deinen ebenso«, sagte er. »Lebe wohl, Hugh – wir werden uns nicht wiedersehen. Denk manchmal an mich, und denk an das Schicksal, dem die menschliche Rasse entgegengeht, wenn du wieder in deiner eigenen Zeit lebst.«
    Er drückte mir kurz die Hand. Dann kletterte er an Bord des Raumkreuzers, und er und Altus winkten mir durch die dicke Kristallscheibe einer geschlossenen Luke zu, als das riesige Gefährt in die Luft aufstieg, um seinen Flug in die kosmische Leere anzutreten. Traurig und beinahe reumütig, weil ich nicht darauf beharrt hatte, die beiden zu begleiten, schloss ich mich in der Zeitmaschine ein und schob den Hebel nach vorn, der mich auf meine eigene Reise durch die Dimensionen schickte.

Die Venus von Azombeii
    Die Statuette war kaum größer als 30 Zentimeter und stellte eine weibliche Gestalt dar, die mich auf unbestimmbare Weise an die Venus von Medici erinnerte, trotz vieler Unterschiede in Gesichtszügen und Proportionen. Aus schwarzem Holz gearbeitet, fast so schwer wie Marmor, hatte der unbekannte Künstler gewiss das Beste aus seinem Material gemacht, um die Mischung eines negriden Einschlags mit einer in ihrer Vollkommenheit der Linie beinah klassischen Art von Schönheit zu verdeutlichen.
    Sie stand auf einem Sockel, der in Nachbildung eines Halbmonds geformt war, wobei die geschnittene Seite der Halbkugel die Unterseite bildete. Als ich sie genauer betrachtete, stellte ich fest, dass die Ähnlichkeit mit der Venus von Medici weitgehend in der Pose und den Wölbungen der Hüften sowie der Schultern begründet lag. Die rechte Hand jedoch war in ihrer Position höher angesetzt und schien den polierten Bauch zu streicheln; und das Gesicht wirkte voller, mit einem rätselhaft sinnlichen Lächeln rings um die ausgeprägten Lippen und einem wollüstigen Gesenkthalten der tiefen Lider, die den Blütenblättern einer exotischen Blume glichen, wenn sie sich unter einem schwülen, samtenen Abend entfalten. Die Handwerkskunst schien ganz erstaunlich und wäre der archaischeren und primitiveren Epochen der römischen Kunst nicht unwürdig gewesen.
    Mein Freund Marsden hatte die Figurine von einer Reise aus Afrika mitgebracht, und noch immer stand sie auf seinem Bibliothekstisch. Sie hatte mich von Anfang an fasziniert und meine Neugier geweckt, aber Marsden war im Hinblick auf sie ganz außergewöhnlich verschwiegen. Er berichtete mir lediglich, sie sei ein Werk von Negerhand und stelle die Göttin eines wenig bekannten Stammes am oberen Benuwe in Adamawa dar. Abgesehen davon hatte er es bislang abgelehnt, meinen Wissensdurst ganz und gar zu befriedigen. Doch gerade seine Zurückhaltung und jene emotionale Unruhe in seinem Tonfall, sooft er von der Statuette sprach, hatten mich glauben gemacht, dass eine Geschichte daran hing – da ich Marsden so gut kannte und wusste, dass seine gewohnte Schweigsamkeit wiederholt abgelöst wurde von Ausbrüchen einer nahezu geschwätzigen Vertrauensseligkeit, schien mir sicher, dass ich die Geschichte zu gegebener Zeit zu hören bekommen würde.
    Ich kannte Marsden schon seit unserer Schulzeit, denn beide waren wir im selben Jahr in Berkeley gewesen. Er besaß wenige Freunde und wahrscheinlich keinen, mit dem er so lange eine enge Vertrautheit teilte. Daher schien niemand besser geeignet als ich, jene unerklärliche Veränderung wahrzunehmen, die seit seinen beiden Reisejahren in Afrika über ihn gekommen war. Diese Veränderung war zugleich körperlicher wie geistiger Natur, und einige von ihren Anzeichen wiesen so subtilen Charakter auf, dass man ihnen kaum einen Namen zu geben oder sie mit irgendeinem Grad an Klarheit zu begreifen vermochte. Andere jedoch präsentierten sich nur allzu deutlich ausgeprägt: Die Zunahme von Marsdens natürlicher Melancholie, welche sich jetzt zu Anfällen heftiger Depressionen wandelte, sowie die elendige Verschlechterung seiner Gesundheit, selbst in ihrer besten Zeit nie besonders robust, wären selbst der

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