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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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oberflächlichsten Bekanntschaft aufgefallen.
    Ich habe ihn als sehr groß und drahtig in Erinnerung, mit blässlichem Teint, schwarzem Haar und Augen von einem klaren, azurnen Blau, doch seit seiner Rückkunft wirkte er viel dünner als früher, und er ging so sehr gebeugt, dass er den Eindruck erweckte, tatsächlich an Größe verloren zu haben. Seine Gesichtszüge waren geschrumpft und runzlig, seine Haut leichenhaft in ihrer Fahlheit, sein Haar stark mit Grau durchsetzt, und seine Augen schienen auf unerklärliche Art und Weise gedunkelt, als hätten sie irgendwie das rätselhafte tiefe und finstere Blau tropischer Nächte in sich aufgenommen. Und ein Feuer brannte darin, das sie niemals zuvor besessen hatten – ein grausiges Feuer, wie man es in den Augen eines Menschen finden mag, der von einem tropischen Fieber verzehrt wird. In der Tat dachte ich mir oft, dass die einfachste Erklärung für die Veränderung in Marsden lautete: Eine tödliche Dschungelkrankheit, von der er sich noch nicht zur Gänze wieder erholt hatte, trieb ihn um. Doch das stritt er immerfort ab, sobald ich ihn darauf ansprach.
    Die flüchtigen Veränderungen, auf die ich hingewiesen habe, waren hauptsächlich geistiger Natur, und ich werde nicht versuchen, sie allesamt zu bestimmen. Speziell eine schien mir jedoch ganz bemerkenswert: Stets war Marsden ein Mann von unbestrittenem Mut und ebensolcher Kühnheit gewesen, mit Nerven, welche trotz seiner melancholischen Veranlagung einen unerschütterlichen Eindruck hinterließen. Doch gewahrte ich jetzt an ihm manches Mal eine seltsame Heimlichtuerei, eine undefinierbare Ängstlichkeit, ganz im Gegensatz zu seinem früheren Charakter.
    Selbst mitten in einer unbedeutenden oder alltäglichen Konversation pflegte inzwischen jäh ein Ausdruck offener Furcht über sein Gesicht zu huschen, genau prüfte er mit besorgtem Blick die Schatten im Raum und hielt mitten im Satz inne, weil er vergessen hatte, was er zu sagen begonnen. Dann, nach einigen Minuten, fasste er sich wieder und fuhr fort mit der unterbrochenen Rede. Auch hatte er ein paar befremdliche Eigenheiten entwickelt: Eine davon war, dass er niemals einen Raum betreten oder verlassen konnte, ohne hinter sich zu schauen, mit der Miene eines Menschen, welcher fürchtet, dass man ihm folgt oder ein unmittelbares Verderben ihm beständig auf den Fersen ist. Doch dies alles hätte natürlich erklärt werden können als Nervosität, sich ergebend aus der nämlichen Krankheit, welche ich vermutete.
    Marsden selbst wollte nie über diese Angelegenheit diskutieren, daher hatte ich nach ein paar diskreten Andeutungen, welche ihn dazu hätten verleitet haben können, sein Herz auszuschütten, geschwiegen und die sichtbaren Veränderungen in seiner Wesensart und Persönlichkeit ignoriert. Doch ich spürte ein echtes und womöglich tragisches Rätsel und auch, dass die schwarze Figurine auf Marsdens Tisch damit in irgendeiner Weise verbunden war. Er hatte mir viel erzählt hinsichtlich seiner Reise nach Afrika, die er wegen einer lebenslangen Hingezogenheit zu jenem Kontinent unternommen hatte, doch ahnte ich intuitiv, dass er noch viel zurückhielt.
    Etwa sechs Wochen nach Marsdens Rückkehr ging ich eines Morgens los, um ihm nach mehreren Tagen der Abwesenheit, in deren Verlauf ich äußerst beschäftigt gewesen war, einen Besuch abzustatten. Er lebte allein mit einem Diener in dem großen Haus auf dem Russian Hill in San Francisco. Das Haus hatte er von seinen bereits vor längerer Zeit verstorbenen Eltern zusammen mit einem beträchtlichen Vermögen geerbt.
    Er kam nicht, um auf mein Klopfen zu reagieren, wie es seine Gewohnheit war – wäre mein Gehör nicht außergewöhnlich scharf gewesen, so glaube ich nicht, dass ich die schwache Stimme gehört hätte, mit der er rief und mich zum Eintritt aufforderte. Indem ich die Tür aufstieß, schritt ich durch den Flur in die Bibliothek, aus welcher seine Stimme gekommen war. Ich fand ihn auf einem Sofa in der Nähe jenes Tisches ruhend, auf dem die schwarze Statuette stand.
    Auf einen Blick war mir klar, dass er sehr krank sein musste; Magerkeit und Blässe hatten in den paar Tagen, in denen ich ihn nicht gesehen, ein schockierendes Ausmaß angenommen, und mich beeindruckte sogleich die außergewöhnliche Tatsache, dass er noch mehr geschrumpft war in der Statur – dies konnte auch nicht durch die kauernde Haltung seiner Schultern erklärt werden. Alles an ihm war geschrumpft und tatsächlich

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