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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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verwelkt, als ob eine Flamme ihn verzehre. Der Mann auf der Couch wirkte viel kleiner als mein Freund. Er war auch gealtert, und sein Haar hatte ein frisches Weißgrau angenommen, als sei weiße Asche darauf gefallen. Erbärmlich eingesunken auch seine Augen, und sie brannten, wie Glutstücke in tiefen Höhlen brennen. Ich vermochte kaum einen Ausruf des Erstaunens und der Bestürzung zu unterdrücken, als ich ihn so daliegen sah.
    »Tja, Holly«, begrüßte er mich, »ich schätze, meine Tage sind gezählt. Ich wusste, dass mich diese Sache irgendwann einholen würde … ich wusste es, als ich die Ufer des Benuwe mit diesem Abbild der Göttin Wanaôs als Andenken verließ … Schreckliches gibt es in Afrika, Holly … verderbliche Gier und Schlechtigkeit und Gift und Zauberei … Dinge, die tödlicher sind als der Tod selbst – zumindest tödlicher als der Tod in irgendeiner uns bekannten Form. Fahre nie dorthin, wenn du besorgt bist um die Sicherheit von Körper und Seele.«
    Ich versuchte, ihn zu beruhigen, ohne den rätselhaften Andeutungen, den orakelhaften Hinweisen Beachtung zu schenken: »Ein leichtes afrikanisches Fieber hat deinen Organismus geschwächt. Du solltest einen Arzt aufsuchen – hättest eigentlich schon vor Wochen oder Monaten einen aufsuchen sollen. Es gibt keinen Grund, weshalb du jetzt, da du wieder in Amerika bist, dieses Problem nicht loswerden solltest, was es auch sein mag. Aber natürlich benötigst du fachmännische medizinische Versorgung: Du kannst es dir nicht leisten, etwas so heimtückisch Schleichendes und Unbekanntes zu vernachlässigen.«
    Marsden lächelte – wenn sich diese scheußliche Verzerrung seiner Lippen überhaupt Lächeln nennen ließ. »Es hat keinen Zweck, mein Alter. Ich kenne die Krankheit besser, als jeder Arzt sie kennen könnte. Natürlich mag es sein, dass ich ein wenig Fieber habe – das wäre nicht überraschend, doch ist dieses Fieber keines, das je in der medizinischen Wissenschaft klassifiziert wurde. Und es gibt kein Heilmittel dagegen in irgendeinem Arzneibuch.«
    Beim letzten Wort nahm sein Antlitz eine schreckliche Grimasse des Schmerzes an und schien vor mir zu verrunzeln wie ein Blatt Papier, welches durch Feuereinwirkung zu Asche zerfällt. Meine Gegenwart schien er nicht mehr zu bemerken – er begann, gebrochen zu murmeln, in eigenartig heiseren Tönen, in einem rauen, kratzenden Flüstern, als ob sogar seine Stimmbänder in das Schrumpfen mit einbezogen wurden. Die meisten seiner Worte bekam ich mit, wenn auch nicht alle: »Sie stirbt auch – wie ich –, obwohl sie eine lebende Göttin ist … Mybaloë … warum hast du den Palmwein getrunken? … Auch du wirst einschrumpfen und diese nagenden, zerrenden Qualen erleiden … Dein schöner Leib … wie vollkommen er war, wie großartig! … In ein paar Wochen wirst du eingeschrumpft sein wie eine kleine, alte Frau … des Höllenfeuers Pein wirst du erleiden … Mybaloë! Mybaloë!«
    Sein Sprechen wurde zu einem undeutlichen Stöhnen; hin und wieder hörte ich noch Bruchteile von Wörtern. Er hatte das Aussehen eines sterbenden Menschen angenommen: Sein ganzer Körper schien sich zusammenzuziehen, als ob alle Muskeln, alle Nerven, sogar die Knochen an Größe verloren, sich zu einer festen Starre verengten. Seine Lippen waren zu einem mörderischen Grinsen verzogen und offenbarten eine schmale, bleiche Reihe von Zähnen.
    Ich hastete in Marsdens Esszimmer, wo gewöhnlich eine Karaffe mit altem Scotch auf dem Sideboard stand, und füllte ein Sherry-Glas mit Alkohol. Zurückeilend gelang es mir, wenn auch unter äußersten Schwierigkeiten, etwas von dem Scotch zwischen seine Zähne zu zwingen. Die Wirkung folgte beinahe auf dem Fuße: Er erwachte zu vollem Bewusstsein, seine Gesichtsmuskeln erschlafften, und er wirkte nicht länger gezeichnet von jenem Ausdruck starrkrampfartiger Qual, die seinen Körper ergriffen hatte.
    »Es tut mir leid, dass ich dir eine solche Mühe bereitet habe«, wisperte er. »Aber für heute ist die Krise vorbei … Doch morgen … morgen wird das eine andere Sache sein.« Er fröstelte, und seine Augen leuchteten dunkel von der Heimsuchung eines unabwendbaren Grauens.
    Ich hieß ihn den Rest des Whiskys trinken und nahm mir, indem ich ans Telefon ging, die Freiheit, einen Arzt zu rufen, dessen Fähigkeiten uns beiden persönlich wohlbekannt waren. Mein Freund lächelte ein wenig in dankbarer Anerkennung meiner Besorgtheit, schüttelte jedoch den Kopf.
    »Das

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